Neue Vertriebe: Hier sind die früheren E&S-Partner untergekommen
Nach der Insolvenz von Ertrag & Sicherheit mussten sich die ehemaligen E&S-Berater neu orientieren. Mittlerweile sind einige neue Vertriebe entstanden.
Mit der Insolvenz des steirischen Strukturvertriebs Ertrag & Sicherheit wurden im Sommer 2016 auf einen Schlag mehr als 3.000 Berater und Empfehlungsgeber in Österreich, Tschechien, der Slowakei und Polen über Nacht quasi arbeitslos (FONDS professionell berichtete in der Heftausgabe 3/2016). Die Berater waren gezwungen, sich nach einer neuen Heimat umzusehen.
Etwas erleichtert wurde manchen diese Suche, weil direkt aus den "Trümmern" von E&S einige neue Vertriebsstrukturen entstanden sind – eine davon heißt sogar Phoenix Investors. Für ehemalige E&S-Berater sind diese neuen Unternehmen wie EQuality und Vion sozusagen natürliche Anlaufstellen, denn bezüglich Unternehmenskultur, Produktpartnern und Abwicklungstechnologie ermöglichen sie durchweg vergleichsweise nahtlose Übergänge.
Die erwähnte Phoenix Investors wurde von dem Tschechen David Krizek und dem Slowaken Jan Kurhajec gegründet, die in der Vergangenheit zu den Top-Beratern von E&S in den Nachbarlandern zählten. Nachdem sich das Ende des Vertriebs abgezeichnet hatte, nutzten die beiden die Chance und gründeten gemeinsam eine eigene Vertriebsgesellschaft, die nun in Tschechien, der Slowakei und auch in Österreich aktiv ist. Als Haftungsdach fungiert für das Geschäft in Österreich die Wertpapierfirma JDC, in den anderen beiden Ländern verfügt Phoenix über eigene "kleine" Lizenzen, die zur Vermittlung von Investmentfonds berechtigen. JDC musste infolge des Konkurses von E&S im Vorjahr einen Rückgang des Provisionsumsatzes verzeichnen.
Kundenfreundliche Gebührengestaltung
Für den Vorstand der JDC Group, Sebastian Grabmaier, bietet die neue Kooperation mit Phoenix daher eine willkommene Möglichkeit, vor allem in Tschechien und der Slowakei wieder zu wachsen. In Österreich ist Phoenix bisher, gemessen an der Zahl der aktiven Berater, noch nicht da, wo die Firmengründer hinwollen.
Von den aktuell über 750 Beratern sind nur etwa 50 über die österreichische Gesellschaft angeschlossen. Spricht man mit Krizek und Kurhajec, wird allerdings schnell klar, dass die beiden auch für die Alpenrepublik ehrgeizige Ziele haben. "Aus den Fehlern der Vergangenheit haben wir gelernt", meint Kurhajec. In Zukunft möchte Phoenix nur noch Produkte anbieten, deren Preis-Leistungs-Verhältnis auch für den Kunden attraktiv ist: "In Zukunft werden wir bei Sparplänen für die laufenden Einzahlungen kein Agio mehr verlangen. Ziel ist es, die Kostenbelastung für den Anleger runterzuschrauben und ein Vertriebsmodell zu haben, mit dem am Ende alle zufrieden sind."
Kooperation mit Fondsriesen
Ein neues Basisprodukt wurde gemeinsam mit Franklin Templeton entwickelt und über die Moventum-Fondsplattform aufgesetzt. "Es handelt sich um ein Vermögensverwaltungs-Portfolio mit unterschiedlichen Franklin-Templeton-Fonds. Daneben bieten wir unseren Partnern eine Auswahl von etwa 40 vorselektierten Fonds an", beschreibt der Phoenix-CEO sein Angebot. Und obwohl die angeschlossenen ehemaligen E&S-Berater mit dem Vermögensverwaltungsportfolio beim Abschluss etwas weniger verdienen als in der Vergangenheit, wird es bei den Beratern positiv aufgenommen. Davon konnte sich kürzlich auch Grabmaier ein Bild machen, als er bei einer Veranstaltung von Phoenix im tschechischen Ort Ostrava zu Gast war.
"An die 750 Partner aus allen drei Ländern sind gekommen, Mark Mobius von Franklin Templeton kam als Starreferent. Und die neue Produktstrategie kam gut an. Das neue Modell ist für die Kunden von der Kostenseite her attraktiver und sehr transparent, was auch in Richtung Mifid II von Vorteil sein wird. Es lässt sich somit leichter verkaufen, und dadurch werden die Berater rascher mehr Abschlüsse machen." Und davon will auch JDC profitieren, für 2017 erwartet man sich durch Phoenix einen zusätzlichen Provisionsumsatz von bis zu fünf Millionen Euro.
150 Berater
Neben Phoenix wickelt auch EQuality, die zweite größere Struktur mit ehemaligen E&S-Beratern, ihr Wertpapiergeschäft über JDC ab. Hinter dem steirischen Unternehmen stehen die früheren E&S-Berater Erich Hering sen. und sein Sohn, Erich Hering.
Rund 150 ehemalige E&S-Berater haben sich dem Duo angeschlossen und wollen nun unter dem Haftungsdach von JDC Investmentfonds vertreiben. Dem Vernehmen nach sollen im Hinblick auf Mifid II auch Vermögensverwaltungsportfolios auf ETF-Basis in die Produktpalette aufgenommen werden. Im Bereich Gebühren will man allerdings auch hier neue Wege gehen und nicht an die E&S-Zeiten anschließen. Details wollten die beiden EQuality-Gründer auf Nachfrage noch nicht bekanntgeben.
Vion
Der dritte Player im Kampf um die ehemaligen E&S-Berater ist die in Graz ansässige Vion. Geschäftsführer der Vion sind Kurt Kotzegger und Michael Kottnig, beide hatten zuvor bereits bei E&S in Österreich Managementpositionen inne und gelten als Vertraute von E&S-Gründer Manfred Zettl. Auch insgesamt fällt auf, dass sich im Team von Vion etliche ehemalige Mitarbeiter der Grazer E&S-Zentrale finden.
Auffällig ist auch, dass das Büro der Vion an derselben Adresse beheimatet ist, wo einst auch die E&S-Zentrale zu finden war. Laut Kottnig war die angebotene Miete einfach sehr attraktiv, trotzdem sucht man gerade nach einem neuen Standort: "Die Räumlichkeiten sind für uns einfach zu groß." Was die Mitarbeiter betrifft, war es für ihn jedenfalls eine logische Entscheidung, mit einem Großteil des alten Teams weiterzumachen. (gp)
Den gesamten Artikel finden Sie in der soeben erschienenen Heftausgabe 2/2017 von FONDS professionell. Angemeldete FONDS professionell KLUB-Mitglieder können den Beitrag auch hier im E-Magazin abrufen.
Kommentare
sehr wohlwollend geschrieben
AntwortenDer Beitrag ist doch eher wohlwollend verfasst. Auf der Strecke bleiben die bestehenden oder ehemaligen Kunden von E&S, welche nun über die sogenannt neuen Vertriebskanäle wieder mit "neuem" überzeugt werden sollen. Nicht zu vergessen, dass hier immer noch zahlreiche Gerichtsverfahren offen sind. Der Herr Kotzegger ist gerüchteweise nur noch auf dem Papier bei VION.... Ebenfalls dürfte durchaus auch einmal die Kundenseite beleuchtet werden, wie toll diese die neuen Vertriebe finden....
lukash7 am 08.06.17 um 17:12