Die Portugiesin Maria Luís Albuquerque wird aller Voraussicht nach neue EU-Kommissarin für Financial Services and the Savings and Investments Union. Ihr Hearing vor dem EU-Parlament absolvierte Albuquerque am 6. November. Wie aus dem schriftlichen Protokoll hervorgeht, dürfte sie wenig Interesse an einem Wiederaufgreifen der Provisionsdebatte haben. Die aktuelle Finanzkommissarin Mairead McGuinness hatte ein komplettes Verbot von Provisionen angestoßen, das nach Protesten der Vermittler auch vom EU-Parlament teils zurückgewiesen wurde. Es dürfte nun so abgewandelt werden, dass nur ausdrücklich unabhängige Berater keine Zuwendungen von Produktherstellern erhalten dürfen.

"On the question about the issue of inducements, as you know, it was not possible to agree on that, and I would not find it productive to be insisting on something that cannot be accepted", sagte Albuquerque auf die Frage des finnischen Abgeordneten Eero Heinäluoma. Das semantisch etwas holprige Statement dürfte so zu deuten sein, dass man sich über die Anreize nicht einigen konnte und es aus Sicht von Albuquerque "nicht zielführend" scheint, auf etwas zu bestehen, das keine Akzeptanz findet. Die länderübergreifende Verbraucherverband-Vereinigung Betterfinance beschwerte sich angesichts der Aussage über Albuquerques "Abneigung, die kritischen Fragen der Anreize und der unabhängigen Beratung zu adressieren". 

Günstige Finanzprodukte
Albuquerque hatte sich in dem Hearing gleichzeitig für eine weitere Arbeit an brauchbaren Finanzangeboten für Verbraucher ausgesprochen. "Wir benötigen kostengünstige und zugängliche Produkte, die den Risikopräferenzen und dem Anlagehorizont von Privatanlegern gerecht werden", sagte sie. Es solle sichergestellt werden, dass Verbraucher die bestmögliche Rendite erhalten, "aber gleichzeitig vor Missbrauch, Betrug usw." geschützt werden. Die EU habe jedenfalls bereits einen sehr robusten Konsumentenschutz-Rahmen, betonte sie.

Sie werde sich ansehen, warum vorhandene Angebote oft nicht funktioniert haben, sagte sie auf die Frage von Heinäluoma, der unter anderem nach "Value for Money"-Produkten gefragt hatte. Auch die gescheiterten grenzüberschreitenden Pensionsprodukte (PEPP) wolle sie analysieren. Bei PEPP müsse es eine harmonisiertere Besteuerung geben. Ebenso sprach sie sich für EU-weite Sparprodukte mit vereinheitlichtem Steuerrahmen aus. Die Sparer sollten einen "Zugang zu einem viel größeren Markt, als sie ihn jetzt haben", bekommen.

Neue Tools für Anleger?
Die Investments von Retail-Anlegern seien zu niedrig, sagte Albuquerque. Zum einen müsse die Finanzbildung gestärkt werden. Zum anderen müssten den Anlegern auch "Werkzeuge" an die Hand gegeben werden, die ihnen "helfen, Informationen zu interpretieren", sagte sie, ohne auszuführen, was sie konkret andenkt. 

An mehreren Stellen verwies Albuquerque darauf, dass sie ihren Fokus auf die Stärkung der Spar- und Investmentunion legt. Gesetze müssten harmonisiert, Barrieren entfernt, die Cross-Border-Investments ausgebaut und die grenzüberschreitende Aufsicht verbessert werden. Die Investmentunion solle vorangetrieben werden, indem die Retail-Partizipation gestärkt wird. Momentan sei es so, dass Investoren und Anleger genauso wie Unternehmen in die USA abwandern, weil sie in der EU nicht die geeigneten Bedingungen vorfinden, kritisierte sie.

Albuquerque besetzte in ihrer Heimat Portugal mehrere politische Ämter, unter anderem war sie von 2013 bis 2015 Finanzministerin. Darüber hinaus verfügt sie über Berufserfahrung in der Finanzindustrie. Albuquerque war beim britischen Fondsanbieter Arrow Global und beim portugiesischen Asset Manager Horizon Equity Partners tätig sowie bei Morgan Stanley Europe. Die Hearings der neuen Kommissare vor dem EU-Parlament endeten am 12. November. Das Parlament muss noch insgesamt über das vorgeschlagene Kollegium abstimmen. (eml)