Nationalbank: Nachfrage nach Wohnbaukrediten steigt wieder
Die Nachfrage der privaten Haushalte nach Wohnbaukrediten steigt – nach einem historischen Tief – seit Anfang 2024 wieder leicht an. Das zeigen die Ergebnisse der vierteljährlichen Umfrage der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) über das Kreditgeschäft.
Wie schon im ersten Halbjahr ist die Nachfrage nach privaten Wohnbaukrediten auch im dritten Quartal 2024 leicht gestiegen. Für das vierte Quartal 2024 gehen die Banken von einer weiter steigenden Nachfrage aus. Dies zeigt die vierteljährliche Umfrage der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) über das Kreditgeschäft, in der führende Banken nach ihren Einschätzungen gefragt werden. Die aktuelle Umfrage wurde im September 2024 durchgeführt. Das historische Tief der Nachfrageentwicklung bei Wohnbaukrediten dürfte somit Anfang 2024 durchschritten worden sein. Im Zuge der von der EZB im Juli 2022 eingeleiteten Zinswende kam es ab der Jahresmitte 2022 ausgehend von einem Rekordhoch zu einem markanten Nachfrageeinbruch bei Wohnbaukrediten. Hinzu kamen die Auswirkungen der KIM-Verordnung.
Zahlen aus der OeNB-Monetärstatistik bestätigen das Bild. Die monatliche Neukreditvergabe für privaten Wohnbau ist von einem Höchstwert von durchschnittlich 2,1 Milliarden Euro im Jahr 2021 auf 0,7 Milliarden Euro im Jänner 2024 gesunken, stieg dann aber wieder leicht und lag in den Monaten Juni bis August 2024 jeweils etwas über einer Milliarde Euro. Die Umfrageergebnisse signalisieren laut Einschätzung der OeNB als Vorlaufindikator einen weiteren Anstieg der Neukreditvergabe in den kommenden Monaten. Eine expansive Kreditentwicklung wie in den Jahren der Niedrigzinsphase bis Mitte 2022 ist aber auf absehbare Zeit nicht zu erwarten.
Nachfrage nach Unternehmenskrediten sinkt seit zwei Jahren
Ein seit dem vierten Quartal 2022 bestehender Abwärtstrend bei der Nachfrage nach Unternehmenskrediten hat sich hingegen im dritten Quartal 2024 fortgesetzt, wenn auch nur mehr leicht. Wesentlicher Grund für die Nachfrageabschwächung ist über den gesamten Zeitraum ein rückläufiger Finanzierungsbedarf für Anlageinvestitionen gewesen. Zudem wirkten die gestiegenen Zinsen bis zum zweiten Quartal 2024 nachfragemindernd. Dieser Effekt ist aufgrund der EZB-Leitzinssenkungen ab Juni 2024 im dritten Quartal 2024 nicht mehr vorhanden.
Weiterhin zeigt sich in den Umfrageergebnissen eine seit 2022 zunehmend angespannte Risikosituation. Die Risikoeinschätzung der Banken hinsichtlich allgemeiner Wirtschaftslage und Kreditwürdigkeit der Unternehmen hat sich nach und nach verschlechtert und dementsprechend restriktiv auf das Kreditangebot ausgewirkt. Die Banken haben ihre Angebotspolitik für Unternehmenskredite seit dem zweiten Quartal 2022 umfassend verschärft. Das äußert sich auch bei den von den Banken abgelehnten Kreditanträgen von Unternehmen. Gemäß den Umfrageergebnissen ist die Ablehnungsrate seit 2022 laufend gestiegen, bei Kreditanträgen von kleinen und mittleren Unternehmen stärker als bei Kreditanträgen von großen Unternehmen.
Sowohl die Nachfrageschwäche als auch das restriktiver gewordene Kreditangebot spiegeln das herausfordernde wirtschaftliche Umfeld wider. Österreich ist seit dem zweiten Halbjahr 2022 in einer Rezession. Aktuelle Prognosen erwarten für 2024 einen weiteren Rückgang von BIP und Anlageinvestitionen; die Konsumnachfrage zieht vorerst nicht wie erhofft an. 2025 wird die heimische Wirtschaft bestenfalls verhalten wachsen. (gp)