Zum Österreichischen Finanzplaner Forum versammelten sich von 19. bis 20. Mai wieder Finanzberaterinnen und Berater im Vienna Marriott Hotel. Otto Lucius, der das Forum jahrelang organisierte (über die BEC GmbH gemeinsam mit Guido Küsters), gab seinen Rückzug bekannt. Das Finanzplaner Forum wird künftig von Küsters mit dem österreichischen Verband Financial Planners ausgerichtet.

Bei den Vorträgen ging es von Megatrends über Portfoliogestaltung und Klumpenrisiken im MSCI World bis hin zu Kryptowährungsalternativen zu Bitcoin. Am Podium gab es mehrere Diskussionsrunden; den Auftakt machten die drei ÖkonomInnen Christine Mayrhuber (WIFO), Helene Schuberth (ÖGB) und Christian Helmenstein (IV) zu Staatsschulden und Pensionslasten.


Im Video: Die Abschiedsrede von Otto Lucius


KI schlägt MSCI nicht
Über den Sinn des Einsatzes von künstlicher Intelligenz (KI) in der Portfolioverwaltung referierte Teodoro Cocca, Professor für Asset Management an der JKU Linz. "Die KI ist heute nicht in der Lage, den MSCI World zu schlagen", fasste er seine Untersuchungen zusammen. Mit der Volatilität kommt die künstliche Intelligenz nur schlecht zurande. Es bräuchte lange stabile Verhältnisse, damit sie Muster erkennen und richtig bewerten kann, so Cocca. Das aber werde der Finanzmarkt nie hergeben. "Ob es je so sein wird, dass eine KI den MSCI schlägt? Ich glaube eher nicht, aber ich lasse mich gerne überraschen", so Cocca.

Peter Bosek, Chef der Erste Group, sagte, er erwarte sich eine Produktivitätssteigerung durch KI. Bei einem großen Teil der Kunden sei man heute als Bank eher reaktiv unterwegs – sprich: der Kunde kommt, man schaut, was man anbieten kann. Da könne man durch neue Technologien besser analysieren und vorab erkennen, was die Kunden brauchen. Den Private Banker als Berater werde es immer geben, sagte Bosek, "aber man sollte nicht die Arroganz entwickeln, zu glauben, die Kunden wollen sowieso nur mit mir reden".

Nicht im Kredit- und Personalbereich
Isabella Lehner, Vorständin der Oberbank, betonte, dass ihr Haus KI in Bereichen, wo es ethische Fragen gibt, derzeit nicht einsetze. Etwa bei der Kreditvergabe und ebenso im Recruitment. "Im Moment sind das nicht die Usecases, die wir angreifen. Wenn es um Personaleinstellungen geht, besteht die Gefahr, dass die KI Leute benachteiligt", so Lehner.

Sie hat den Onlinebereich der Oberbank mit aufgebaut. Eine wichtige Erkenntnis bei der KI-Implementierung sei, dass man von Beginn an die Belegschaft miteinbeziehen müsse. Insbesondere Experten wie Juristen, die nicht nur den rechtlichen Rahmen verstehen müssen, sondern auch früh erkennen müssen, welche Probleme sich in der Praxis ergeben.

Finanzplaner Forum – BEC wird geschlossen
Das Finanzplaner Forum in Österreich wurde seit 2014 von der Wiener BEC GmbH (Banking Education and Examination Centre) organisiert, an der Guido Küsters und Otto Lucius je die Hälfte hielten. Beide haben im Vorjahr ihre geschäftlichen Wege getrennt.

Küsters ist aus der BEC ausgestiegen, die nun Lucius allein gehört und geschlossen werden soll: Die BEC, die auch Schulungen anbietet, stellt mit 30. Juni 2025 ihren Geschäftsbetrieb ein. Lucius wiederum hat seinen Hälfte-Anteil an der Finanzplaner Forum GmbH im deutschen Krefeld an Küsters übertragen, der nun 100 Prozent der Anteile besitzt. (eml)