Die Börsen haben sich in den vergangenen Monaten von ihrer turbulenten Seite gezeigt. Auf einbrechende Aktienkurse folgten stark anziehende Notierungen. Eine Achterbahnfahrt für Kapitalmärkte und Anleger.

Warum es in der Regel keine gute Idee ist, in solchen Phasen auszusteigen, erklärt Uwe Hölscher, Berater der Laureus Privat Finanz. Der Versuch, zum Tiefpunkt Wertpapiere zu kaufen und am Höchststand zu verkaufen, sei zwar ein verführerischer Gedanke, doch selten von Erfolg gekrönt. Selbst professionelle Investoren scheitern regelmäßig daran, so Hölscher. 

Entscheidende Rolle der Emotionen
Dass Anleger in der Regel dabei scheitern, die perfekten Kauf- und Verkaufszeiträume zu treffen, hat seiner Meinung nach gute Gründe. Neben der reinen Unvorhersehbarkeit der Märkte spielen demnach vor allem menschliche Emotionen eine entscheidende Rolle. 

Denn gerade in fallenden Märkten dominiert die Angst vor weiteren Verlusten, die einen Verkauf der Positionen wahrscheinlich machen – oft nahe dem Tiefpunkt. Steigen die Kurse dagegen wieder, zögern viele Anleger zunächst und hoffen in der Folge auf einen Rücksetzer für einen günstigeren Einstieg. Die Folge ist oft ein prozyklische Verhalten: kaufen, wenn es teuer ist, und verkaufen, wenn es günstig ist. Also das Gegenteil einer erfolgreichen Anlagestrategie.

Wenige Handelstage können entscheidend sein
"Ein nicht zu unterschätzendes Argument gegen das ständige Kaufen und Verkaufen von Wertpapieren ist die Tatsache, dass ein signifikanter Teil der langfristigen Börsenrendite oft an nur wenigen, besonders starken Handelstagen erzielt wird", erklärt Hölscher. Wer an diesen Tagen nicht investiert ist, weil er gerade versucht hat, den Markt zu überlisten, zahlt einen hohen Preis.

So weist seiner Kalkulation nach der US-amerikanische Aktienindex S&P 500 von Anfang 2005 bis Ende 2024 eine durchschnittliche Rendite von rund 10,4 Prozent pro Jahr auf. Wer in diesem Zeitraum die zehn besten Tage verpasst habe, erzielte dagegen lediglich eine jährliche Rendite von durchschnittlich 6,1 Prozent. Und wer die besten 20 Tage nicht mitgenommen habe, hat sogar nur eine jährliche Rendite von im Schnitt 3,5 Prozent erzielt. Das Verpassen von nur wenigen sehr guten Börsentagen habe also einen überproportional großen negativen Effekt auf die Rendite.

Starke Aktientage folgen oft schwachen Aktientagen
"Anleger, die sich in Market Timing versuchen, bedenken zudem nicht, dass die stärksten Kurserholungen oft unmittelbar auf Phasen starker Verluste folgen", erläutert Hölscher. Wer aus Angst verkauft, wenn die Kurse fallen, läuft also Gefahr, die anschließende, oft sehr dynamische Aufwärtsbewegung zu verpassen. Volatilität bedeutet eben nicht nur Kursrückgänge, sondern auch die Chance auf eine attraktive Rendite. Wer an der Seitenlinie steht, partizipiert daran nicht. (jh)