Obwohl die Gehaltseingänge am Konto steigen, können sich die Bürger weniger leisten. In Österreich kam es im Jahr 2022 "zu einem historisch hohen Reallohnverlust von 3,7 Prozent". Das teilt die Österreichische Nationalbank (OeNB) in ihrem Jahresbericht mit. Hintergrund für das hohe Minus ist die verzögerte Abgeltung der sehr rasch und stark gestiegenen Inflation.

Im Oktober 2022 war in Unterlagen der OeNB noch von einer realen Lohnminusprognose von 1,5 Prozent zu lesen. Selbst dies wäre historisch bereits ein Spitzenwert. Wie das Momentum-Institut berichtet, kam es ab 1960 zehn Mal zum Sinken der Reallöhne. Zwischen 1960 und 1990 war das nur einmal der Fall, nämlich um 0,2 Prozent zu Beginn der 1980er Jahre. Ab 1991 gab es einschließlich 2022 neun Jahre, in denen die Kaufkraft der Löhne sank. Allerdings niemals so hoch wie im Vorjahr. Bisher pendelten die Abschläge zwischen 0,1 und 0,9 Prozent. Nur 2011 wurde mit 1,1 Prozent die Schwelle zur vollen Prozentzahl überschritten.

2023 leichtes Plus erwartet
Für 2023 geht die OeNB wieder von einem Reallohngewinn von 0,7 Prozent aus. 2024 werden 2,2 Prozent erwartet.

Die OeNB verweist im Geschäftsbericht auf die Schwierigkeiten der Lohnverhandlungen im inflationären Umfeld, insbesondere auf die importierte Inflation durch die stark gestiegenen Energiepreise. Es geht auch um die Frage, welche Anteile des Energiepreisschocks von den Arbeitnehmern und welche von den Arbeitgebern zu tragen sind. (eml)