Haftungsdächer: Wertpapiergeschäft läuft trotz Krisenstimmung gut
Ukraine-Krieg, fallende Börsen, steigende Energiepreise und hohe Inflation: Finanzberater agieren in einem schwierigen Umfeld, doch bislang ist die Stimmung in der Branche erstaunlich gut.
Für Finanzadmin-Geschäftsführer Reinhard Magg läuft es richtig rund – und das mitten im aktuellen Krisen-Cocktail aus geopolitischen sowie wirtschaftlichen Unsicherheiten: "Wir konnten auch im laufenden Jahr 2022 das Wachstum der Vorjahre fortsetzen. Im Jahresvergleich hielten wir trotz der Kursrückgänge an den weltweiten Aktienmärkten das Volumen der administrierten Investmentfonds mit 1,327 Millionen Euro (30. 9. 2021: 1,352 Mio. Euro) auf einem stabilen Niveau."
Dass es gut läuft, zeigt sich schon allein am Zuwachs bei den Partnern des Haftungsdachs. "Die Zahl der Berater ist im Jahresverlauf von 305 auf 327 gestiegen. Darunter sind auch einige ehemalige Mitarbeiter von Banken, die in die Selbstständigkeit umgestiegen und nun im Wertpapiergeschäft sehr aktiv sind. Marktbedingte Kursrückgänge konnten somit zum größten Teil mit einem höheren Nettomittelzufluss kompensiert werden“, freut sich der Haftungsdach-Chef. Für den Obmann des Fachverbands Finanzdienstleister, Hannes Dolzer, waren die Herausforderungen für Berater angesichts steigender Zinsen und verschärfter Vergaberichtlinien eher auf der Kreditseite zu finden. Während das Finanzierungsgeschäft laut Dolzer in den Monaten Juli und August spürbar eingebrochen ist, zeigte sich im Bereich der Investments kein sonderlicher Rückgang.
Stabiles Wertpapiergeschäft
"Aus Gesprächen mit Beratern und aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass sich das Wertpapiergeschäft relativ stabil gehalten halt. Die Berater hatten oft Kontakt zu den Kunden und konnten viel von der Panik rausnehmen", berichtet Dolzer. Aus Gesprächen mit Branchenkollegen wisse er aber, dass Panikreaktionen der Anleger nach dem Beginn des Ukraine-Krieges am 20. Februar und während des darauf folgenden Börseneinbruchs ohnedies eher die Ausnahme darstellten. Auch als in der Folge die Energiepreise in die Höhe schnellten, damit die Inflation insgesamt extrem anzog und in weiterer Folge die Europäische Zentralbank im Juli die Zinswende ausrief, behielten die Anleger die Nerven. "Die Kunden unserer Berater haben gelernt, mit Krisen sachlich umzugehen, wenn man speziell die Auswirkungen auf die Geldanlage betrachtet. Investmentfonds werden als langfristige Vermögensform gesehen und temporäre Kursrückgänge als Chance für Nachkäufe in Betracht gezogen. Hinzu kommt speziell bei Aktienfonds ein weiterer Aspekt: Aktien sind Substanzwerte und in einem diversifizierten Anlagemix ein aktiver Schutz vor Geldentwertung. Insofern sehen wir auch für die kommenden Monate gute Rahmenbedingungen für Wertpapierfonds und unser weiteres Wachstum", resümiert Magg.
Bei der Linzer Partner Bank, die auch als Haftungsdach für Vermögensberater fungiert, hat das laufende Jahr bisher keine negativen Spuren hinterlassen. Wie das Unternehmen berichtet, konnte das Geschäft gegenüber dem Vorjahr sogar ausgebaut werden."Das gilt sowohl für Österreich als auch für die anderen Länder, in denen wir tätig sind. Der Zuwachs im Neugeschäft liegt gegenwärtig im Bereich von 30 Prozent. Sichtlich sind Themen wie Inflation, Ukraine-Krieg oder rückläufige Börsen für viele Anleger sogar ein Anreiz, vermehrt in Wertpapiere, vorrangig in qualitativ hochwertige Aktien, zu investieren. Insbesondere kommt mit unseren Vermögensaufbauplänen – bei denen Kunden regelmäßig Wertpapiere ankaufen – der Cost-Average-Effekt besonders zum Tragen", erklärt Elham Ettehadieh, Vorstandsmitglied der Partner Bank. (gp)
Den gesamten Artikel finden Sie in der aktuellen FONDS professionell Ausgabe 4/2022 ab Seite 196. Angemeldete Nutzer können den Beitrag auch hier im E-Magazin abrufen.