Gegen alle Widerstände: Fondsboutiquen wollen international wachsen
Eine aktuelle Umfrage von Universal Investment zeigt ambitionierte internationale Expansionspläne der Fondsboutiquen. Diese klagen aber auch über Hürden beim Wachstum über nationale Grenzen hinaus.
Mehr als jede zweite Fondsboutique möchte in den kommenden beiden Jahren in anderen Ländern expandieren. Das zeigt eine aktuelle, internationale Umfrage der Universal Investment Gruppe unter Vermögensverwaltern mit nicht mehr als 20 Milliarden Euro an Assets under Management (AuM). Doch die Umfrage belegt auch, dass die Anbieter bei ihren Wachstumsplänen oft auf Hürden stoßen.
Insgesamt 55 Prozent der an der Umfrage teilnehmenden Boutique-Vermögensverwalter gaben an, innerhalb der nächsten zwei Jahre international expandieren zu wollen, insbesondere nach oder innerhalb von Europa. Erreicht werden soll das durch den Eintritt in neue Märkte und die Erweiterung des Produktangebots über die jeweiligen Heimatmärkte hinaus. Aber dabei stoßen sie oft auf Hürden: Viele kleinere Vermögensverwalter sind mit anderen Märkten weniger vertraut und haben außerhalb ihrer bestehenden Standorte nur ein begrenztes Netzwerk an Investorenkontakten. Beides sind aber wichtige Grundlagen, um international arbeiten zu können, wie es in einer Mitteilung zur Umfrage heißt.
Aktien- und Alternative-Strategien als Türöffner in neue Märkte
Die Umfrage zeigt zudem, dass fast drei Viertel (71 Prozent) der Umfrageteilnehmer beabsichtigen, insbesondere Aktienstrategien außerhalb ihres Heimatmarktes einzuführen, um neue Investoren zu gewinnen. Ein gleich hoher Anteil plant zudem die Einführung von Alternative-Investment-Strategien wie Private Equity, Private Debt oder Infrastruktur.
Kontinentaleuropa bildet bei den Expansionsplänen den geografischen Schwerpunkt: 65 Prozent der befragten Manager möchten in diesem Raum wachsen. Dieser Markt gilt laut Mitteilung als attraktiv, da das verwaltete Volumen stetig steigt. Vor allem deutschsprachige (24 Prozent) und französischsprachige (18 Prozent) Länder stehen dabei im Mittelpunkt. Marcus Kuntz, Bereichsleiter Vertrieb & Fondsdistribution bei Universal Investment, sagt: "2023 erreichten die verwalteten Vermögen in Europa ein Volumen von 29 Billionen Euro. Das unterstreicht das äußerst attraktive Wachstumspotenzial der Region, wobei 70 Prozent der verwalteten Vermögen von institutionellen Investoren stammen."
Luxemburg ist das bevorzugte Fondsdomizil für 40 Prozent der Befragten. "Luxemburg und Irland sind heute die größten globalen Fondsdomizile außerhalb der USA und bieten einen hervorragenden Zugang zu dem riesigen institutionellen Kapitalmarkt in Europa", so Kuntz. Um ihre Fonds zu vermarkten, bevorzugen alle befragten Manager regulierte Fondsstrukturen. 70 Prozent setzen auf UCITS, 19 Prozent auf AIFs.
Fonds-Services helfen, die Herausforderungen zu meistern
Trotz des Wachstumspotenzials betrachten zwei Drittel (67 Prozent) der Vermögensverwalter die fehlende Vertrautheit mit internationalen Märkten – etwa in Bezug auf die Regulierung vor Ort – als größte Hürde für eine Expansion. Unter denjenigen, die bereits international tätig sind, kämpfen 40 Prozent damit, potenzielle Investoren zu gewinnen. Nur zehn Prozent verfügen über ein robustes Netzwerk in Märkten außerhalb ihres Heimatmarktes.
Aus diesem Grund wenden sich viele Manager an Dienstleister als Partner, um sich bei der Vermarktung und dem Vertrieb ihrer Fonds unterstützen zu lassen. 56 Prozent der Manager geben an, Dienstleister für den Fondsvertrieb zu beauftragen, um breitere Anlegerkreise zu erreichen. Zusätzlich engagieren 63 Prozent der Befragten Drittanbieter für die Fondsverwaltung, um sich auf Portfoliomanagement und Geschäftsstrategie konzentrieren zu können.
Mehr Ressourcen für Regulatorik und Marketing
Die Umfrage belegt auch: Boutiquen setzen inzwischen mehr Ressourcen für Risikomanagement, regulatorische Compliance oder Marketingaufgaben ein. "Unsere Erfahrung zeigt, dass Boutique-Manager interessanterweise dazu neigen, die Kosten für den Aufsatz eigener Standorte in neuen Märkten zu unterschätzen und die Ausgaben für die Zusammenarbeit mit Dienstleistern, die das für sie übernehmen können, zu überschätzen", sagt Kuntz.
In einem sich ständig verändernden Marktumfeld steige der Druck auf viele Boutique-Vermögensverwalter. Zusätzlich nehme die Komplexität etwa durch die Umsetzung von Vorschriften, wie den Änderungen der europäischen Richtlinie über die Verwalter alternativer Investmentfonds (AIFMD II) im Jahr 2024, zu. "Oft ist es entscheidend, von der Expertise, den Netzwerken und der Skalierung eines etablierten Drittanbieters zu profitieren, um langfristig Erfolg zu haben", so Kuntz. (jh)