"Früher oder später wird in den USA alles in ETFs gemanagt"
Bislang hangelten sich börsengehandelte Fonds überwiegend an einem Index entlang. Doch zunehmend kommen auch aktive Strategien auf den Markt. In den USA wird der Trend sogar so weit führen, dass klassische Publikumsfonds in den Hintergrund treten, meint Simon Klein, ETF-Vertriebschef der DWS.
Das Feld der börsengehandelten Fonds (ETFs) mit aktivem Managementansatz wird kräftig wachsen – und in einem Land sogar klassische Publikumsfonds zurückdrängen. "Für die USA lautet die Prognose, dass früher oder später alles in ETFs gemanagt wird", sagte Simon Klein, Vertriebsleiter von Xtrackers, der ETF-Marke der DWS, bei der Vorstellung neuer Produkte des Hauses in Frankfurt. In den USA sei das Vehikel des ETFs in den Vordergrund gerückt.
"In den USA muss man als Anbieter heutzutage aktive Strategien im ETF-Mantel starten", führte Klein aus. Diese Entwicklung sei auch vor dem Hintergrund der steuerlichen Vorteile von ETFs gegenüber Publikumsfonds in den USA zu sehen. Dieser Steueraspekt sei in dieser Form in Europa so nicht gegeben. In Europa werde der ETF-Markt daher überwiegend passiv bleiben, betonte der DWS-Vertriebsprofi. "Aber der aktive Anteil wird auch hier wachsen", wenngleich weniger dynamisch als in den USA.
"Stehen erst am Anfang"
So entfiel in den USA im vergangenen Jahr etwas mehr als die Hälfte der Neuemissionen bei börsengehandelten Fonds auf aktive Strategien. In Europa war es gerade mal ein Drittel. Das in aktiven ETFs verwaltete Vermögen bezifferte sich in den USA bereits auf rund zehn Prozent des gesamten ETF-Volumens, in Europa waren es gerade einmal rund 2,5 Prozent. "Wir stehen hier erst am Anfang", kommentierte Klein die Entwicklung.
Angesichts dieses Trends hat sich auch die Fondstochter der Deutschen Bank entschlossen, das Feld der aktiven ETFs stärker zu bearbeiten. "Wir sind an einem Punkt, an dem auch in Europa die Nachfrage nach aktiven ETFs stärker aufkommt", begründete Klein den Schritt. Das Haus hatte bereits 2008 den Xtrackers Portfolio ETF aufgelegt. Der heute mehr als 500 Millionen Euro schwere Mischfonds war in Kooperation mit Andreas Beck vom Institut für Vermögensaufbau und seinem Haus Index Capital aufgelegt worden.
Stetige Mehrrendite angestrebt
Ende des vergangenen Jahres hat Xtrackers dann zwei aktive ETFs mit nachhaltigem Fokus auf den Markt gebracht. Nun legte die Deutsche-Bank-Tochter drei weitere aktive Aktienstrategien nach. Die Reihe firmiert als Xtrackers Enhanced Active ETFs. Diese bilden die Entwicklung von globalen, europäischen sowie von US-Aktien ab (siehe Tabelle unten). Die Strategien sollen eine kontinuierliche Mehrrendite gegenüber den jeweiligen Vergleichsbarometern liefern, zugleich aber die Risiken im Zaum halten. Die Abweichung vom Vergleichsindex soll zwischen 0,75 und 1,5 Prozentpunkten liegen.
Der Ansatz entspringt dem quantitativen Investmentteam der DWS und wurde vor 23 Jahren gestartet. Die Strategien richteten sich vor allem an institutionelle Investoren und kamen bei Mandaten oder bei Publikumsfonds für Profianleger zum Einsatz. Die Leiterin des sogenannten Qi-Quantitative-Investment-Teams, Irina Sidorovitch, gibt die jährliche Outperformance seit dem Start mit im Schnitt rund 100 Basispunkten an. In diesen quantitativen Strategien der DWS liegt ein Vermögen von rund zehn Milliarden Euro.
Keine Konkurrenz
Eine Konkurrenz zwischen den bestehenden Mandaten sowie den Publikumsfonds für institutionelle Anleger einerseits und den neuen ETFs andererseits fürchtet die DWS nicht. "Wir erwarten keine größeren Umtauschoperationen", sagte Klein. "Wir sprechen eher Kundengruppen an, die zuvor schon ETFs gekauft haben." Die neuen ETFs würden sich unter Profianlegern an Dachfonds, Vermögensverwalter oder Privatbanken richten, die einen schnellen Ein- und Ausstieg per ETF in Strategien bevorzugen würden. "Für diese Gruppen können wir meist auch keine Mandate anbieten", erläuterte Klein.
Institutionelle Investoren wiederum würden die Möglichkeit der individuellen Anpassung der Strategie schätzen, die ein Mandat eröffnet. Eine Anbahnung oder eine Kündigung könne sich bei Mandaten jedoch über Wochen ziehen. Demgegenüber würden ETFs einen raschen Ein- und Ausstieg ermöglichen. Weiterhin sei der Gebührenunterschied zwischen den neuen ETFs und den bestehenden institutionellen Strategien gering. Daneben zielt Xtrackers auf die Selbstentscheider unter den Privatkunden, die mit den "Enhanced"-Ansätzen ihr Portfolio um Bausteine jenseits der Standardbarometer wie S&P 500 oder Euro Stoxx 50 ergänzen können. (ert)
Name | ISIN | Gebühr p.a. |
---|---|---|
Xtrackers World Equity Enhanced Active ETF | IE00094GSCQ4 | 0,25 % |
Xtrackers Europe Equity Enhanced Active ETF | IE00002ZKAP0 | 0,25 % |
Xtrackers US Equity Enhanced Active ETF | IE0002PGSLZ5 | 0,20 % |