Fondsverbände fordern Stärkung der privaten Pensionsvorsorge
Im Vorfeld des Weltfondstags 2025 zeigen sich die Fondsverbände VÖIG und VAIÖ zufrieden mit der steigenden Nachfrage nach Investmentfonds in Österreich – 980 Millionen Euro an Nettomittelzuflüssen haben alleine die heimischen Wertpapier-Verwaltungsgesellschaften im ersten Quartal 2025 verzeichnet.
Geopolitische Unsicherheiten und die Turbulenzen rund um die Zollpolitik der neuen US-Administration unter Präsident Donald Trump bewegen aktuell die Finanzmärkte. Investmentfonds in Österreich verzeichneten trotz des jüngsten Anstiegs der Marktvolatilität im ersten Quartal 2025 Nettomittelzuflüsse von knapp einer Milliarde Euro und setzen damit ihren Aufwärtstrend der vergangenen Jahre fort. "Das hohe Interesse an Fonds spiegelt die Erfahrungen der Anlegerinnen und Anleger und die positive Wertentwicklung der letzten Jahre in den meisten Anlagesegmenten wider", zieht Heinz Bednar, Präsident der Vereinigung Österreichischer Investmentgesellschaften (VÖIG), ein erfreuliches Resümee im Vorfeld des Weltfondstages 2025, den die Fondsverbände traditionell gemeinsam am 19. April begehen.
Das österreichische Fondsvolumen der Wertpapier-Verwaltungsgesellschaften (VWGs) ist seit Jahresbeginn gegenüber Ultimo 2024 um rund 1,1 Prozent auf 217,5 Milliarden Euro gesunken. "Hier kommt die Konsolidierung der Marktentwicklung nach den Rekordständen an den Aktienmärkten Mitte Februar zum Tragen", so Bednar. Dennoch verzeichneten die Fondsgesellschaften in Österreich erfreuliche Nettomittelzuflüsse, die zum Ende des ersten Quartals 2025 rund 980 Millionen Euro betrugen, wobei auf institutionelle Anleger 883 Millionen Euro entfielen und auf den Publikumsfondsbereich 97 Millionen Euro. Aktienfonds erreichten einen Nettomittelzufluss von rund 1,1 Milliarden Euro, Rentenfonds registrierten einen Nettomittelzufluss von rund 215 Millionen Euro. Dagegen kam es im Segment der vermögensverwaltenden Fonds zu Nettomittelabflüssen in Höhe von rund 317 Millionen Euro. Die gemischten Fonds bleiben mit einem Anteil von 47,4 Prozent am Gesamtvolumen die mit Abstand wichtigste Fondsklasse, gefolgt von Rentenfonds (31,2 Prozent) und Aktienfonds (21,3 Prozent). Der Anteil der Aktienfonds blieb gegenüber dem Vorjahr fast unverändert, ist aber um rund die Hälfte höher als vor zehn Jahren.
Weltweites Fondsvermögen auf neuem Höchststand
Nach einem deutlichen Rücksetzer im Jahr 2022 und fast gleichbleibendem Fondsvolumen 2023 hat das weltweite Fondsvolumen 2024 einen neuen Höchststand markiert: Laut Zahlen der EFAMA (European Fund and Asset Management Association) waren im Vorjahr 71 Billionen Euro Nettovermögen in registrierten offenen Fonds investiert. Das entspricht einem Anstieg gegenüber dem Vorjahr (62 Bio. Euro Ende 2023) von mehr als 14 Prozent. Auch die Anzahl der weltweit registrierten Investmentfonds ist auf rund 144.000 gestiegen.
"Die internationale Fondsbranche kann auf ein eindrucksvolles Wachstum verweisen, muss aber mit Margendruck und gleichzeitig steigenden Kosten in einem herausfordernden geopolitischen Umfeld umgehen", betont Anita Frühwald (im Bild links), Vorständin der Vereinigung Ausländischer Investmentgesellschaften in Österreich (VAIÖ), bei der Präsentation der Zahlen. Die unkonventionelle Zollpolitik von Trump führe zu extremer Volatilität und zunehmender Verunsicherung auf den Finanzmärkten. Stark an Bedeutung gewinnen, global betrachtet, die Segmente Private Equity, alternative Kreditfinanzierung von Unternehmen in den Privaten Märkten, Infrastruktur-Aktien und Infrastruktur-Finanzierung. "Diese Anlageklasse war in der Vergangenheit vor allem institutionellen Investoren vorbehalten", so Frühwald. Privatanleger können nun Zugang zu Private Assets in Form von ELTIF 2.0. (European Long-Term Investment Fund) erhalten.
Unverändert hohes Interesse an Wertpapieren und Fonds
Den Weltfondstag nutzten die Verbände aber auch für eine neuerliche Forderung nach einer Stärkung der dritten Säule. Dabei wurde auf eine aktuelle, im Auftrag der VÖIG durchgeführte Integral-Umfrage (Erhebungszeitraum 4. bis 11. März 2025) verwiesen. Diese zeigt, dass 47 Prozent der Befragten dem Thema Geld anlegen in Form von Fonds, Aktien und Anleihen positiv bis sehr positiv begegnen. Das Interesse bleibt damit verglichen mit den Vorjahreswerten auf dem gleichen, relativ hohen Niveau. Das wichtigste Motiv für die Investition in einen Fonds ist der "Erhalt der Kaufkraft", gaben 79 Prozent der Befragten an. Ähnlich starke Zustimmungswerte zeigen die abgefragten Motive "Hohe Ertragschancen nutzen" und "langfristige Vorsorge". 31 Prozent der Befragten würden verstärkt Gelder in Wertpapiere oder Fonds anlegen, wenn die Kapitalertragsteuer für den Zweck der Pensionsvorsorge gestrichen würde. Angesichts dieses deutlichen Ergebnisses spricht sich VÖIG-Präsident Bednar einmal mehr für eine Stärkung der privaten Pensionsvorsorge (dritte Säule) und die Einführung eines steuerbefreiten Vorsorgedepots aus. Dies würde langfristig die durch die budgetären Sparzwänge und die demografische Entwicklung strapazierten staatlichen Pensionsausgaben entlasten. (gp)