In einer Ehe oder einer Beziehung ist zuweilen vom "verflixten siebten Jahr" die Rede, wenn ein Paar auf sechs Jahre gemeinsamen Lebens zurückblicken kann. Auch der Top-Event des Karrierenetzwerks "Fondsfrauen" hat bereits sechs Jahre hinter sich. "Man glaubt es kaum, aber es ist tatsächlich unser siebter Gipfel", sagt Fondsfrauen-Initiatorin Anne Connelly, als sie am Dienstag (25. Januar) die Gäste beim Spitzentreffen des Netzwerks begrüßt. 

Connelly steht zusammen mit den Mit-Gründerinnen des Netzwerks, Manuela Fröhlich und Anke Dembowski, in einem Live-Studio. Von hier aus wird der Fondsfrauen Gipfel 2022 übertragen, der aufgrund der Corona-Maßnahmen zum zweiten Mal virtuell stattfindet. FONDS professionell war als Medienpartner dabei.

Neuer Rekord
Um 11:50 Uhr schalten sich Mitglieder, Förderer und Interessierte aus ganz Deutschland, aus Österreich, der Schweiz, aus Luxemburg, den Niederlanden und Großbritannien zu. Zehn Minuten später geht es los. "Wir haben für unseren diesjährigen Gipfel über 400 Anmeldungen erhalten, das ist ein neuer Rekord", erklärt Anne Connelly. Und das ist nicht die einzige erfreuliche Info aus der Rubrik Zahlen, Daten, Fakten, die sie zu vermelden hat.

"Corona hat uns auf eine besondere Art zusammenwachsen lassen", so Connelly. Die digitalen Lunch-Talks, die das Karrierenetzwerk 2021 aus der Taufe gehoben hat, kommen sehr gut an. Von mehr als 60 Unternehmen wird das 2014 gegründete Karrierenetz inzwischen unterstützt, auf Linkedin hat es über 3.300 Follower – darunter auch einige Männer. "Wir haben zudem die Zeit genutzt, um unser Young-Professional-Programm mit sehr coolen jungen Nachwunschtalenten neu aufzustellen", berichtet Connelly. 

Druck von institutionellen Investoren
Gerade im Fondsmanagement fehlt es an weiblichem Nachwuchs. "Daher haben wir 2021 extra einen eigenen Award ins Leben gerufen, um dieses Berufsfeld für Frauen sichtbarer zu machen", sagt Connelly. Und die Fondsfrauen wollen am Ball bleiben. "In jüngster Zeit scheint endlich der Druck vonseiten institutioneller Investoren zuzunehmen, die darauf drängen, dass Unternehmen ihre Gender-Diversity-Vorgaben wirklich leben", berichtet Manuela Fröhlich. Der europäische Gesetzgeber in Brüssel fordert mittlerweile eine Frauenquote für Aufsichtsräte. 

"All das wird unsere Mission nachhaltig stärken", erklärt Fröhlich. Und Anke Dembowski bringt es auf den Punkt: "Wir fragen bei Asset Managern nach, wie es um ihre Zielgrößen für die Beschäftigung von Frauen bestellt ist. Wir geben Impulse und Ideen", sagt sie. "Kurzum: Die Fondsfrauen betreiben Engagement in Sachen Frauenförderung."

Chance "Female Finance"
Gute Berufschancen für Frauen bieten sich aktuell in der Finanzberatung und im Financial Planning. Und das obwohl sogenannte "Finfluencerinnen" und "Female Fintechs" seit einiger Zeit immer mehr an Bedeutung gewinnen – oder gerade deswegen. "Das Thema 'Female Finance' ist seit 2021 ein großer Trend", berichtet Lisa Hassenzahl, Gründerin der Finanzberatung Her Familiy Office. Neben Finanz-Bloggerinnen, die wie klassische Influencerinnen auf Social-Media-Kanälen über Affiliate-Links ihre Followers bedienen, tummeln sich auf diesem Gebiet auch Anbieterinnen für Finanz-Coaching und Wissensvermittlung. Zudem etablieren sich Fintechs, die Investmentlösungen speziell für Frauen bereithalten.

"Man muss aber sagen, dass die meisten noch kein ganz klares Geschäftsmodell haben und zum Teil wenig Inhalte bieten", erläutert Hassenzahl. Daher kämen oft Kundinnen zu ihr, die das eine oder andere Angebot zwar schon einmal genutzt haben, sich aber unsicher seien, wie sie weiter vorgehen sollen. Finfluencerinnen und Female Fintechs hätten große Budgets und könnten Nachfrage generieren. "Aber sie können die Nachfrage nach individueller Beratung nicht schließen", sagt die Finanzplanerin. "Genau da liegt eine riesengroße Chance", so Hassenzahl.

Auf Stärken konzentrieren
Wie Frauen in der Vermögensverwaltung berufliche Chancen nutzen können, diskutierten beim virtuellen "Industry Roundtable" erfahrene Managerinnen aus der internationalen Fondsszene. "Konzentrieren Sie sich auf Ihre Stärken und suchen Sie aktiv berufliche Chancen, stellen Sie Ihre Kenntnisse und Fähigkeiten heraus", rief Anja Mikus, Vorstandschefin des "Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung" (Kenfo), jungen Kolleginnen zu. Es sei sehr wichtig, dass mehr Frauen ins mittlere Management gelangten, damit sie später in Top-Positionen aufsteigen können.

Doch gerade die Lebensphase, in der Frauen Führungspositionen auf mittlerer Ebene erklimmen, ist auch die Zeit, in der sie Kinder bekommen. Wie lassen sich Nachwuchs und Karriere in einer Partnerschaft so kombinieren, dass Frauen und Männer gleichermaßen berufliche Chancen voll wahrnehmen können? "Das Zeitmanagement ist entscheidend", befand Sabine Macha, Leiterin Produktmanagement bei der Raiffeisen Kapitalanlage Gesellschaft, auf dem virtuellen Podium. Es sei wichtig, im Familien- oder Freundeskreis viele Unterstützer zu haben "Vor allem muss man Job und Privatleben gedanklich klar voneinander trennen, sonst landet man im Chaos", sagte sie.

In der "Höhle der Löwen"
Kim Lohmar, Gründerin des Duftstein-Anbieters Astalea, hatte das Glück, mit ihrer Familie zusammen zu wohnen, als sie 2021 an der Fernseh-Show "Höhle der Löwen" teilnahm und mit einem Deal nach Hause ging. Wie sie als alleinerziehende Mutter ihr Business aufbaute, berichtete Lohmar kurzweilig im virtuellen Talk mit Anne Connelly.

Den Vortrag von Jutta Allmendinger, Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) und Professorin für Bildungssoziologie und Arbeitsmarktforschung an der Humboldt-Universität zu Berlin, konnten die Gäste des Fondsfrauen Gipfels 2022 leider nicht live verfolgen. Die renommierte Soziologin hätte über das Thema Geschlechtergerechtigkeit sprechen sollen, doch technische Schwierigkeiten kamen dazwischen. Anne Connelly nahm es mit Humor. "Das liegt vielleicht an dem 'verflixten siebten Jahr'", sagte sie zwinkernd. (am)