Finanzielle Unabhängigkeit ist für 94 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher ein zentrales Lebensziel. Dennoch erreichen laut einer aktuellen repräsentativen Studie von Marketmind im Auftrag der Bank 99 nur rund 50 Prozent diesen Zustand. Vor allem Frauen sind unterrepräsentiert: Während 59 Prozent der Männer als finanziell unabhängig gelten, sind es bei den Frauen nur 47 Prozent. Besonders alarmierend: 28 Prozent der Frauen geben an, nur ihre Grundausgaben abdecken zu können.

Der Studie zufolge wünschen sich 60 Prozent der finanziell abhängigen Personen, aktiv aus dieser Lage herauszukommen. Akzeptanz von Abhängigkeit ist hingegen bei bestimmten Frauengruppen höher – etwa bei Müttern, Menschen in Partnerschaften oder in ländlichen Regionen. Besonders junge und ältere Frauen hingegen streben deutlich stärker nach Unabhängigkeit. "Finanzielle Unabhängigkeit ist nicht nur ein persönliches Ziel, sondern eine gesellschaftliche Notwendigkeit", betont Patricia Kasandziev, Vorstandsmitglied der Bank 99. "Gerade in einer Karenz oder Teilzeit sollten Optionen wie das Pensionssplitting aktiv genutzt werden."

Finanzwissen bleibt ungleich verteilt – Matura schützt nicht vor Unkenntnis
Trotz hoher Selbsteinschätzung (74 % beurteilen ihren Umgang mit Geld als positiv) bewerten nur 39 Prozent der Befragten ihr Finanzwissen als gut. Während Männer eher zur Selbstüberschätzung neigen, unterschätzen Frauen ihre Kenntnisse häufig.

Ein im Rahmen der Studie durchgeführter Test zum Basisfinanzwissen zeigt: Nur 36 Prozent konnten mehr als die Hälfte der Fragen richtig beantworten. Besonders deutlich ist der Unterschied beim Bildungsniveau: Erst ab universitären Abschlüssen steigt das Finanzwissen signifikant (45 % vs. 24 % bei AHS/BHS). "Finanzbildung darf kein Privileg für Uni-Absolventen sein", sagt Barbara Potisk-Eibensteiner, Finanzvorständin der Österreichischen Post. "Sie muss früh und unabhängig vom sozialen Hintergrund vermittelt werden."

Finanzwissen schafft Unabhängigkeit – fehlendes Wissen hält zurück
Wer sich mit Finanzen auskennt, fühlt sich freier, selbstbestimmter und kompetenter:

  • 87 Prozent mit hohem Wissen haben mehr Kontrolle
  • 94 Prozent sind motivierter, ihre Situation zu verbessern
  • 86 Prozent können größere Investitionen planen

Im Gegensatz dazu berichten Personen mit weniger Wissen über geringere Unabhängigkeit (41 %), weniger Kontrolle (75 %) und unsicheres Investitionsverhalten (68 %) – obwohl auch sie motiviert sind, ihre Lage zu verbessern (86 %).

Finanzbildung beginnt nicht bei Aktien – sondern bei Alltagskompetenz
Gute Finanzbildung beginnt nicht mit Börsenwissen, sondern mit grundlegendem Verständnis für Geld und Konsum. Die wichtigsten Fähigkeiten laut Befragten:

  • Reflektiertes Konsumverhalten (43 %)
  • Gutes Geldmanagement (37 %)
  • Finanzplanung & Disziplin (35 %)
  • Langfristiges Denken & Risikoeinschätzung (33 %)

Erst danach folgen Kenntnisse zu Investitionen, Steuern, Versicherungen, Diversifikation, digitalen Tools und Verhandlungskompetenz.

Familie bleibt wichtigste Wissensquelle – Banken müssen verständlicher werden
49 Prozent der Befragten geben an, ihre Finanzbildung durch die Familie erhalten zu haben. Doch das führt nicht immer zu hoher Kompetenz. Vier von zehn Eltern sprechen regelmäßig mit ihren Kindern über Geld. Als Lernmethoden gelten Taschengeld, Sparziele und Vorbildverhalten.

Weitere Lernwege:

  • "Learning by doing" (39 %)
  • Banken als Informationsquelle (32 %)

Vor allem Babyboomer und Alleinerziehende setzen stark auf Banken. Doch es gibt Kritik: 47 Prozent vertrauen Banken nicht voll, 26 Prozent finden Angebote zu kompliziert, 23 Prozent zu praxisfern, 22 Prozent kennen die Angebote gar nicht – vor allem Frauen.

Social Media spielt bisher eine geringe Rolle (8 %), wird aber von der Gen Z bereits zu 21 Prozent als Informationsquelle genutzt.

Geld bleibt ein Tabuthema – vor allem bei Männern
22 Prozent der Österreicher sprechen ungern über Geld – besonders Männer (27 %). Frauen sind offener (18 %). Gen Z zeigt sich am gesprächsfreudigsten.

  • 60 Prozent reden monatlich mit der Familie über Geld
  • 40 Prozent mit Freunden
  • 19 Prozent empfinden Scham über fehlendes Wissen

Zeit, das zu ändern. Geld darf kein Tabuthema sein, schreibt die Bank 99. (mb)