Die EU-Kommission plant, im Rahmen ihrer Kleinanlegerstrategie Erleichterungen für Banken bei der Beratung wohlhabender Kunden einzuführen. Anleger sollen künftig bereits ab einem Vermögen von 250.000 Euro als professionell eingestuft werden können, nicht erst ab 500.000 Euro. Das wäre für die Institute von Vorteil: Professionelle Kunden gelten als versierter, deshalb fallen einige Regeln bei der Anlageberatung weg, was diese weniger aufwendig macht. Das berichtet "Bloomberg" unter Verweis auf den Entwurf der EU-Kleinanlegerstrategie, der ihr vorliegt. 

Die Senkung der Hürden für die Einstufung von Kunden als professionelle Anleger wäre eine weitere Erleichterung für die Finanzbranche. Ende April wurde schon bekannt, dass Finanzkommissarin Mairead McGuinness unter dem Lobbydruck der Branche von ihrem ursprünglichen Plan eines Provisionsverbotes für Anlageprodukte abgerückt war. Sie verteidigte den Rückzieher und sagte, ein Verbot von Provisionen, die Vermittler dafür erhalten, die Produkte zu vertreiben, "könnte in diesem Stadium zu disruptiv sein".

Revision in drei Jahren
Die Kommission will nun gezielt solche Provisionen untersagen, bei denen es nicht um Anlageberatung geht, heißt es in dem Dokument. Drei Jahre nach Verabschiedung des Pakets würde die Kommission prüfen, ob alternative Maßnahmen – einschließlich eines umfassenderen Provisionsverbots – erforderlich sind.

Der Kommissionsentwurf umfasst ferner verschärfte Regeln gegen irreführende Marketingkommunikation, strengere Standards für die Kenntnisse und Qualifikationen von Anlageberatern und die Aufforderung an die EU-Staaten, die Befähigung von Kleinanlegern zu fördern. Zudem soll der Grundsatz des "besten Kundeninteresses" in der EU-Finanzmarktrichtlinie Mifid II und in der Richtlinie über den Versicherungsvertrieb gestärkt werden – ebenso wie die Aufsichtsregeln für mehr Offenlegungen, damit Kunden eine bessere Kostentransparenz haben. (Bloomberg/jb)