ETFs steuern auf Rekordjahr zu – doch aktive Konkurrenz legt zu
Europas Anleger stecken ihr Geld in Scharen in börsengehandelte Fonds. Die ETF-Branche hat schon im Jahresverlauf bei den Mittelzuflüssen den Rekordwert von 2021 übertroffen. Doch im Oktober zeichnete sich zugleich für aktive Fonds eine Wende ab.
Der Markt für börsengehandelte Fonds (ETFs) in Europa steuert bereits jetzt auf einen Rekord für das Jahr 2024 zu. Der Fondsratinggesellschaft Morningstar zufolge hat diese Fondsgruppe bis Ende Oktober unter dem Strich bereits 188,3 Milliarden Euro an frischem Geld eingesammelt. Das sind fast 30 Milliarden Euro mehr als im Rekordjahr 2021. Allein im Oktober verzeichneten die ETFs Nettomittelzuflüsse in Höhe von 27,3 Milliarden Euro.
Der Großteil davon entfiel auf Aktienstrategien. Aber auch Anleihen-ETFs flossen erheblich Mittel zu. Lediglich Rohstoff-Vehikel verzeichneten im Jahresverlauf unter dem Strich Mittelabzüge, und zwar in Höhe von gut fünf Milliarden Euro. Das insgesamt in ETFs verwaltete Vermögen stieg zwischen Dezember 2023 und Oktober 2024 um 24 Prozent und hatte im September erstmals die Marke von zwei Billionen Euro überschritten.
Passiv die Standardoption
"Mehrere Faktoren, darunter die anhaltende Vorliebe für kostengünstige Lösungen und die zunehmende Beliebtheit von ETFs als erste Wahl für Anleger trieben diesen Trend an", erläutert Jose Garcia Zarate, Analyst für passive Strategien bei Morningstar, die Entwicklung. "Wichtig ist aber auch, dass 2024 ein Jahr war, in dem die Anleger den Großteil ihrer Gelder in Aktienprodukte mit einer starken Ausrichtung auf die USA investiert haben, wo passive Fonds zur Standardoption geworden sind."
So flossen etwa zwei Drittel der Neugelder in Aktien-ETFs, die den US-amerikanischen Markt abbilden oder in weltweite Strategien auf Industrieländer, in denen die USA ein großes Gewicht haben. Auch bei Renten-ETFs habe es bemerkenswerte Zuflüsse gegeben, berichten die Morningstar-Experten. So seien ETFs auf Anleihen mit fester Laufzeit von besonderem Interesse gewesen. "Denn Anleger waren darauf bedacht, sich relativ hohe Renditen zu sichern, bevor der Zinssenkungszyklus um die Jahresmitte begann", erläutern die Analysten.
Aktive gewinnen an Fahrt
Allerdings zeichnete sich im Oktober eine bemerkenswerte Wende im europäischen Fondsmarkt ab. So konnten aktive Fonds erstmals seit 20 Monaten mehr Geld einsammeln als passive Strategien. Dies berichtet die Wirtschaftszeitung "Financial Times" und beruft sich auf Daten von Morningstar. Demnach flossen im Oktober unter dem Strich in aktive Fonds 33,1 Milliarden Euro, während es bei passiven ETFs und Indexfonds 29,2 Milliarden Euro waren.
"Der Anstieg bei aktiven Produkten beweist, dass es immer noch Platz für aktive Manager gibt, insbesondere in einigen Anlageklassen wie den Anleihen", kommentiert Valerio Baselli von Morningstar die Entwicklung. Allerdings handelt es sich bislang nur um einen Monat, in dem aktive Fonds mehr Geld anzogen als passive. Das letzte Quartal, in dem aktive Fonds mehr Mittel einsammelten als passive, waren die letzten drei Monate des Jahres 2021 gewesen. (ert)