Endlich: Beratendes Gremium fürs FNG-Siegel ist komplett
Nach heftigen Querelen um die Zukunft des FNG-Siegels war eine Reorganisation in Bezug auf das Nachhaltigkeits-Signum notwendig geworden. Nun melden die Mitglieder des Beratungsgremiums, dass das neue Advisory Board des Qualitätsstandards seine Tätigkeit aufgenommen hat.
Nach einer streckenweise mehr als unschönen Diskussion um den Fortbestand des FNG-Siegels hat das im Rahmen der bereits zur Jahreswende notwendig gewordenen Reorganisation des Signums eingerichtete Advisory Board seine Arbeit nun aufgenommen. Dabei klang es schon fast beschwörend, als die Mitglieder des Beratungsgremiums zur Zukunft des etablierten Qualitätsstandards für nachhaltige Geldanlagen auf den deutschsprachigen Märkten jetzt mitteilten: "Die Bewerbungsphase für das FNG-Siegel läuft wie gewohnt, und auch die Rolle des Komitees bleibt unverändert."
Von Seiten des Forums Nachhaltige Geldanlagen (FNG) gehören Marian Klemm (Vorstandsvorsitzender), Verena Menne (Geschäftsführerin) sowie Axel Wilhelm und Christoph Klein (beide Beisitzer des Vorstands) dem beratenden Board an. Der gemeinnützige Verein FIRST wird von Timo Busch als Vorstand und Roland Kölsch als Verantwortlichem für Standards und Labels vertreten. Vom Researchhaus AIR komplettieren Simone Wagner als Leiterin der Zertifizierung und Eric Prüßner als Analysechef das Gremium.
Rahmenbedingungen und Möglichkeiten der Weiterentwicklung
Die Aufgaben des Advisory Boards umfassen die Positionierung des Siegels zu aktuellen Rahmenbedingungen, wie den regulatorischen Anforderungen, sowie die Identifikation von Verbesserungspotenzial und damit einhergehenden Weiterentwicklungsmöglichkeiten des Gütezeichens, heißt es zur Funktion des Beratungsgremiums. Auch die Konsultation zur Anpassung der Verfahrensbedingungen, bevor diese vom Komitee des FNG-Siegels freigegeben werden, gehöre zu den Themenkomplexen, mit denen sich das Board beschäftigen werde.
Im Rahmen der schon gestarteten Überlegungen, das FNG-Siegel zukunftsfester zu machen, beginne in Kürze auch ein umfassenderer Stakeholder-Dialog, der anfänglich Rückmeldungen zu verschiedenen Aspekten des Qualitätsstandards einholen werde. Dieser soll zusätzliche Erkenntnisse darüber liefern, wie das FNG-Siegel vor dem Hintergrund der neuerlichen Regulatorik-Dynamik auch 2025 und darüber hinaus eine relevante Orientierungshilfe bleibt.
Wegweiser durch den Dschungel nachhaltiger Finanzprodukte
"Das FNG-Siegel ist nicht nur ein wichtiges Produkt für das FNG, sondern für den gesamten Markt", gibt sich FNG-Vorstandschef Klemm überzeugt. Es brauche einen Wegweiser durch den Dschungel der nachhaltigen Finanzprodukte, den man gemeinsam mit FIRST und AIR weiterentwickeln wolle. Angesichts der noch nicht abgeschlossenen Revision der Offenlegungsverordnung (SFDR) sieht Timo Busch vom gemeinnützigen Wissenschaftsverein FIRST als wissenschaftlicher Leiter zwei zentrale Aufgaben für das FNG-Siegel: Einerseits die derzeit noch vorhandene Informationslücke durch eine gute Orientierungshilfe zu schließen, andererseits Label bereitzustellen, die auf die neuen regulatorischen Anforderungen abgestimmt sind, wenn die neue Regulatorik in Kraft tritt.
"Das FNG-Siegel, das Orientierung über die Qualität der vielen verschiedenen, aus dem Markt entwickelten Anlagestile nachhaltiger Geldanlagen liefert, tut gut daran, sich verstärkt mit den Herausforderungen aufgrund der Regulatorik auseinanderzusetzen", pflichtet Roland Kölsch als Verantwortlicher für Standards und Labels bei. Man spüre die Notwendigkeit einer entschlackenden Frischzellenkur im jetzigen Siegel und eruiere darüber hinaus weitere, sich im Zusammenspiel mit der Regulatorik ergebende Marktbedürfnisse. Für mehr Klarheit sorgen soll dabei die erwähnte Befragung der Stakeholder des Gütezeichens.
Überwachende Funktion
Mit der Vielzahl an Akteuren nehme das FNG-Siegel-Komitee eine beratende und zusätzlich überwachende Funktion ein, heißt es in der Mitteilung weiter. Das Komitee repräsentiere verschiedene Anspruchsgruppen wie zum Beispiel Verbraucherschutz, Wissenschaft und NGOs aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die ganzheitliche Methodik des Gütezeichens basiere auf einem Mindeststandard. Dazu zählen Transparenzkriterien und die Berücksichtigung von Arbeits- und Menschenrechten, Umweltschutz und Korruptionsbekämpfung.
Auch müssen alle Unternehmen des jeweiligen Fonds komplett auf Nachhaltigkeitskriterien hin analysiert werden. Tabu – in der Regel mit einer fünf Prozent Umsatztoleranz – sind Investitionen in Atomkraft, Kohlebergbau, Kohleverstromung, Fracking, Ölsande, Tabak sowie Waffen und Rüstung. Fonds, die eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie verfolgen, können sich darüber hinaus mit bis zu drei Sternen auszeichnen lassen. Die damit einhergehende externe und unabhängige Zertifizierung muss jährlich erneuert werden. (hh)