Ende einer Ära: Schweizer zahlen erstmals lieber digital als bar
Die Debitkarte hat laut einer aktuellen Umfrage das Bargeld als meistgenutzte Zahlungsmethode in der Schweiz abgelöst. Für eines der bargeldaffinsten Länder der Welt markiert das einen tiefgreifenden Wandel im alltäglichen Zahlungsverkehr.
Wie aus einer am Dienstag (25.3.) veröffentlichten Umfrage der Schweizerischen Nationalbank (SNB) hervorgeht, wurden im vergangenen Jahr rund 35 Prozent der Transaktionen im stationären Handel mit der Debitkarte abgewickelt. Bargeld kam nur noch bei 30 Prozent der Käufe zum Einsatz. Zum Vergleich: Im Jahr 2017 lagen diese Anteile noch bei 21 beziehungsweise 70 Prozent. Weitere 18 Prozent der Zahlungen entfielen auf mobile Bezahl-Apps, 14 Prozent auf Kreditkarten.
Pandemie als Beschleuniger
"Internationale Vergleiche zeigen, dass insbesondere die deutschsprachigen Länder sehr stark an Bargeld hängen – im Gegensatz zu den Niederlanden und Skandinavien", sagte Alexander Koch, Ökonom bei Raiffeisen Schweiz. "Aber die Pandemie – die die hygienischen Herausforderungen beim Umgang mit Scheinen und Münzen in den Fokus rückte – hat die Abkehr davon auch beschleunigt." Viele Konsumenten hätten erkannt, dass bargeldloses Bezahlen bequemer sei, so Koch weiter.
Schweiz bleibt Bargeldland – emotional gesehen
Bargeld hat in der Schweiz nach wie vor einen hohen symbolischen Wert: Durchschnittlich besitzt jede Einwohnerin und jeder Einwohner den Gegenwert von rund 10.481 US-Dollar in Scheinen und Münzen. Damit liegt die Schweiz weltweit an zweiter Stelle unter den Volkswirtschaften, für die die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) entsprechende Daten erhebt.
Cash-Nutzung rückläufig – App auf dem Vormarsch
Trotz dieser hohen Bargeldbestände nimmt dessen tatsächliche Nutzung ab. Bereits im Oktober hatte die SNB mitgeteilt, dass viele öffentliche Verkehrsbetriebe künftig kein Bargeld mehr oder nur noch eingeschränkt akzeptieren wollen. Gleichzeitig gewinnen mobile Bezahlmethoden an Bedeutung – insbesondere die schweizerische App Twint, die inzwischen in Geschäften sogar häufiger akzeptiert wird als klassische Karten. (mb/Bloomberg)