Eine "US-Superliga" dominiert inzwischen den europäischen Fondsmarkt
Blackrock, Vanguard und J.P. Morgan Asset Management: Es sind vor allem diese drei Granden der US-Fondsindustrie, die ihre europäischen Peers in Bezug auf die Mittelflüsse deutlich abgehängt haben. Europas Anbieter müssen auf Konsolidierung und innovative Konzepte setzen.
Eine mittlerweile regelrechte "Superliga" von US-Vermögensverwaltern bestimmt inzwischen den Großteil der Expansion des Asset-Management-Sektors in Kontinentaleuropa und dem Vereinigten Königreich. Das berichtet die "Financial Times" auf Basis von Daten des Analysehauses ISS Market Intelligence. In den vergangenen zehn Jahren habe diese Gruppe, angeführt von Blackrock, Vanguard und J.P. Morgan Asset Management, ihr verwaltetes Vermögen in der Region mehr als verdoppelt. Ende Mai 2025 verwaltete die "US-Superliga" zusammengenommen 4,9 Billionen US-Dollar, gegenüber 2,2 Billionen Dollar vor einem Jahrzehnt.
Damit übertreffen sie das Wachstum ihrer lokalen europäischen Rivalen deutlich, wie die Werte zu den großen europäischen Märkten für den gleichen Zeitraum von zehn Jahren belegen: Der britische Sektor wuchs von 1,2 Billionen Dollar auf zwei Billionen Dollar, der französische von 870 Milliarden Dollar auf 1,5 Billionen Dollar, und die Märkte in der Schweiz sowie Deutschland verdoppelten sich jeweils auf rund 1,4 Billionen Dollar.
Boom passiv gemanagter ETFs als Treiber
Diese Angaben beziehen sich auf Investmentfonds und börsengehandelte Fonds (ETFs), schließen jedoch Geldmarkt-, Dachfonds- und Privatmarktprodukte aus. Dabei verwalten die drei führenden US-Firmen etwa 50 Prozent aller in Europa gemanagten US-Fondsvermögen. So managt Blackrock allein 1,4 Billionen Dollar in ETFs und Indexfonds in Europa, während Vanguard etwa 442 Milliarden Dollar kontrolliert, obwohl das Unternehmen sein Londoner Büro erst 2009 eröffnet hat.
Der Aufstieg dieser US-Vermögensverwalter wird besonders durch die wachsende Beliebtheit günstiger passiver Fonds wie ETFs begünstigt, ein Trend, der von Branchenexperten allerdings als "einseitig" beschrieben wird. Dennoch sehen sich damit europäische Fondsanbieter großen Herausforderungen gegenüber, da viele US-Unternehmen vom größeren US-Kapitalmarkt und der damit verbundenen Wertschöpfung profitieren.
Eine Chance für aktives Management
Die anhaltend wachsende US-Präsenz in Europa wird auch dadurch genährt, dass Großanleger verstärkt Wert auf Diversifizierung und Engagement in europäischen Vermögenswerten legen. So betrachten viele europäische Aktien im Vergleich zu US-Aktien inzwischen als attraktiv bewertet. Investoren schätzen dabei aber besonders die Expertise amerikanischer Vermögensverwalter in öffentlichen und privaten Märkten, gerade auch in volatilen Marktphasen.
Trotz der starken US-Dominanz halten etablierte europäische Anbieter wie UBS, Amundi und DWS natürlich weiterhin bedeutende Marktanteile in ihren Heimatmärkten. Einige sehen für aktive Anlagestrategien sogar Chancen, da der zuletzt anhaltende Boom für passive Fonds dazu geführt habe, dass es inzwischen weniger ausreichend gut ausgestattete Manager im aktiven Sektor gebe. Insgesamt aber stünden die europäischen Anbieter vor der Notwendigkeit, durch Konsolidierung und innovative Strategien wettbewerbsfähig zu bleiben. (hh)















