Das waren die größten Pleiten 2024
2024 war ein Rekordjahr bei den Firmenpleiten in Österreich. Die Privatinsolvenzen sind trotz gestiegener Arbeitslosigkeit annähernd gleich geblieben. Ein Überblick in Zahlen.
Mehr als zwei Jahre Rezession schlagen sich heuer deutlich in der Insolvenzstatistik nieder. Im Gesamtjahr 2024 gab es nach den neuen Zahlen des Alpenländischen Kreditorenverbands (AKV) 4.156 Firmeninsolvenzen in Österreich, um gut 23 Prozent mehr als im Jahr davor. Inklusive Insolvenzabweisungen mangels Masse waren es 6.768 Insolvenzen, ebenfalls ein Plus von über 22 Prozent.
2024 | 2023 | ||
Eröffnete Insolvenzverfahren | 4.156 | 3.369 | + 23,36 % |
Verfahrensabweisungsbeschlüsse | 2.612 | 2.162 | + 20,81 % |
Firmeninsolvenzen gesamt | 6.768 | 5.531 | + 22,36 % |
Quelle: Zahlen AKV
In den Büchern der Pleitefirmen stehen laut AKV-Zählung Passiva in Höhe von knapp 19,6 Milliarden Euro – das sind fast 17 Prozent mehr als 2023. Wobei die Gläubigerschützer darauf hinweisen, dass vor allem bei den Großinsolvenzen das wahre Ausmaß der Verbindlichkeiten oft noch schwer abschätzbar ist. Den Aufzeichnungen zufolge übertreffen die Insolvenzzahlen und Passivawerte sogar die Niveaus rund um die Finanzkrise: In den drei Jahren von 2007 bis 2009 lag die Zahl der eröffneten Verfahren zwischen knapp 3.000 (2007) und circa 3.700 (2009).
Das sind die Top-Ten-Insolvenzen Österreich nach Passiva
Name | Passiva in Euro |
KTM AG, Mattighofen | 2.740.000.000,- |
René Benko, Innsbruck-Igls | 2.425.810.000,- |
Familie Benko Privatstiftung, Innsbruck Maria-Theresien-Str. | 2.279.914.000,- |
Fisker GmbH, Graz | 1.540.296.000,- |
SIGNA Prime Holding GmbH, Wien | 1.317.599.000,- |
SIGNA Prime Beteiligung GmbH | 829.542.000,- |
IMFARR Beteiligungs GmbH, Wien | 604.000.000,- |
SIGNA Development Selection Beteiligung GmbH, Wien | 360.337.000,- |
European American Investment Bank (EURAM), Wien | 300.000.000,- |
SDS M2 2026 GmbH & Co KG, Innsbruck Maria-Theresien-Str. | 295.327.000,- |
Quelle: AKV
Bei der KTM-Gruppe ist zu beachten, dass die betroffenen Vermögenswerte insgesamt noch höher sein könnten, je nach dem, ob es zu einer Fortführung oder einer Liquidation kommt: Inklusive der KTM F&E und der KTM Components errechnet der AKV bei einer Schließung Verbindlichkeiten in Höhe von gut 2,9 Milliarden Euro, bei Sanierung knapp zwei Milliarden Euro. Zusätzlich haben mit der Pierer E-Commerce GmbH und der Avocodo GmbH zwei weitere zur KTM-Gruppe gehörende Unternehmen Anfang 2025 ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beantragt, die nicht in die Jahresstatistik 2024 fallen.
Von den 2024 eröffneten Firmeninsolvenzen waren 22.887 Dienstnehmer unmittelbar betroffen. Das ist ungefähr ein Fünftel mehr als bei den Pleiten im Jahr 2023. Gerechnet nach Dienstnehmern war die Insolvenz des oberösterreichischen Motorradherstellers KTM die viertgrößte seit 1980.
Quelle: AKV
Was die Branchen angeht, ist der Handel mit den meisten Insolvenzen betroffen (1.047) gefolgt vom Bau (919) und der Gastronomie (713). Etliche Sanierungsverfahren waren 2024 gescheitert. Etwa Leiner & Kika Möbelhandels GmbH nach der Pleite 2023, Signa Prime Selection und Development Selection (nach OGH-Entscheidung) oder bei der Windhager-Gruppe und bei Imfarr.
In den meisten Fällen (fast 56 Prozent) haben die Gläubiger die Insolvenz beantragt. Beim AKV wird der Umstand bedauert, dass nicht die betroffenen Firmen reagiert haben.
Positiv: Eine gegenteilige Entwicklung gab es bei den Privatinsolvenzen. Diese liegen mit 8.821 eröffneten Verfahren trotz steigender Arbeitslosigkeit sogar etwas unter dem Niveau des Vorjahres (minus 0,23 Prozent). (eml)