Bargeld ist das meistgenutzte Zahlungsmittel – noch
Eine Studie der EZB fördert Interessantes zutage: Der Anteil von Bargeld beim Zahlen sinkt rasant. Gleichzeitig steigt aber der Wunsch, in bar zahlen zu können.
Am häufigsten zahlen die Europäer am Point-of-Sale (POS) immer noch bar. Das ist das Ergebnis der Zahlungsmittelumfrage Space 2024 der Europäischen Zentralbank (EZB). 52 Prozent aller Transaktionen im stationären Handel werden in Cash beglichen. Der Anteil hat in den vergangenen Jahren sehr schnell abgenommen (siehe Grafik). 2019 waren noch fast drei Viertel aller Zahlungen in bar abgewickelt worden.
Von diesem europäischen Trend hebt sich Österreich sehr klar ab. Hierzulande werden noch 62 Prozent der Transaktionen am POS in bar bezahlt, um zehn Prozentpunkte mehr als im Eurozonen-Durchschnitt. Nur Malta (67 Prozent) und Slowenien (64 Prozent) verzeichnen laut einer Aussendung der OeNB noch höhere Werte.
Gemessen am Transaktionsvolumen werden in Österreich 56 Prozent in bar beglichen. Auch das ist deutlich mehr als im Eurozonen-Schnitt. Im Euroraum dominieren die Kartenzahlungen mit 45 Prozent bereits den Transaktionswert in den stationären Geschäften, während Bargeld am Volumen nur 39 Prozent Anteil hat.
Online-Shopping immer beliebter
Gleichzeitig nehmen insgesamt die unbaren Zahlungen schon allein deshalb zu, weil die Konsumenten zunehmend online einkaufen, anstatt in den Laden zu gehen. Der Anteil der Online-Zahlungen liegt im Euroraum bei 21 Prozent. Eine rapide Zunahme; vor fünf Jahren waren es erst sieben Prozent. Österreichs Verbraucher können diesen Wert noch überbieten, denn sie haben heuer 28 Prozent aller alltäglichen Zahlungen online getätigt. Das entspricht laut OeNB einer Steigerung von 17 Prozentpunkten gegenüber dem Jahr 2019.
Interessant ist, dass trotz – oder möglicherweise auch wegen – der zunehmenden Digitalisierung das Bewusstsein über die Wichtigkeit von Bargeld sehr hoch bleibt. Im Euroraum sagen 62 Prozent, dass ihnen die Option, am POS in Cash zahlen zu können, wichtig oder sogar sehr wichtig ist.
Österreich: Bargeldbewusstsein steigt
Wer die politischen Diskussionen verfolgt hat, wird kaum überrascht sein: Am höchsten ist dieser Wert in Österreich mit 73 Prozent, gefolgt von Deutschland (69 Prozent) und Griechenland (68 Prozent). In Österreich ist der Anteil im Vergleich zu 2022 sogar um sieben Prozentpunkte gestiegen. Die Emotionalisierung durch das von der ÖVP angedachte Vorhaben der Bargeldverankerung in der Verfassung im Jahr 2023 (beziehungsweise in den Jahren davor durch die FPÖ vorgebracht) dürfte dabei eine wesentliche Rolle spielen. Denn im restlichen Euroraum bleibt die Einstellung, dass es eine Bargeldoption geben sollte, relativ konstant.
Die EZB-Space-Studie (Study on the payment attitudes of consumers in the euro area) ist repräsentativ für den Euroraum und wurde 2024 zum dritten Mal durchgeführt. Die Befragten befüllten dazu ein sogenanntes Zahlungstagebuch, in dem sie sämtliche Zahlungstransaktionen an einem typischen Tag aufzeichneten. (eml)