Obwohl die Einkommen real gestiegen sind, ist der private Konsum in Österreich vergangenes Jahr leicht gesunken. Wegen der schwachen Konjunktur und der gestiegenen Unternehmenspleiten sind die Bürger verunsichert und schauen, dass der Finanzpolster nicht zu klein ist. Private Haushalte haben 2024 ihre Bankeinlagen um 19 Milliarden Euro aufgestockt, wie die Österreichische Nationalbank (OeNB) mitteilt.

Mehr als die Hälfte davon landeten in gebundenen Einlagenprodukten (plus zehn Milliarden Euro). Dabei müssen die Einleger sinkende Einlagensätze hinnehmen. Bei neuen gebundenen Einlagen ging es 2024 im Jahresvergleich von 3,25 auf 2,43 Prozent zurück. Das ist aber noch immer deutlich mehr, als man für täglich fällige Sparprodukte (1,57 Prozent) bekommt, wie die OeNB mitteilt. Sie bietet übrigens auf ihrer Transparenzplattform einen Marktvergleich über die tagesaktuellen Zinskonditionen verschiedener Sparprodukte an.

EZB-Zinssenkungen freuen die Kreditnehmer
Im Vorjahr hat die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen in vier und heuer bereits in zwei Schritten abgesenkt. Der Einlagenzinssatz liegt momentan bei 2,5 Prozent, Ende 2024 waren es drei Prozent, Anfang 2024 vier Prozent.

Im Unterschied zu den Einlegern freut der Abwärtsmodus umgekehrt die Kreditnehmer. Ab der zweiten Jahreshälfte 2024 kam laut OeNB wieder Leben in die Wohnkreditvergabe, die ab Mitte 2022 eingebrochen war. Im zweiten Halbjahr lag das Neuvergabevolumen mit 6,2 Milliarden Euro merkbar über dem Vergleichszeitraum des Vorjahres (4,9 Milliarden Euro).

Fixzins im Trend
Was die Aufseher freuen wird: Die Österreicher setzten 2024 bei neuen Wohnbaukrediten weitgehend (zu 89 Prozent) auf fixverzinste Produkte. Diese waren Ende 2024 aufgrund der inversen Zinskurve mit 3,43 Prozent im Durchschnitt billiger als variabel verzinste Kredite (4,21 Prozent). In den vergangenen Jahren hatte sich in Österreich ein sehr hoher Anteil an variabel verzinsten Krediten aufgebaut. Die bis Ende 2023 kräftig gestiegenen Zinsen brachten daher viele Kreditnehmer unter Druck.

Insgesamt – fix und variabel – sanken die durchschnittlichen Zinskonditionen für neue Wohnbaukredite in Österreich im vergangenen Jahr um 0,8 Prozentpunkte auf 3,51 Prozent. Trotz höherer Neukreditvergaben fiel das gesamte aushaftende Kreditvolumen privater Haushalte mit 185,6 Milliarden Euro geringer aus als 2023 (187,2 Milliarden Euro), weil die Tilgungen höher waren als die Neuaufnahmen.

Unternehmenskredite billiger, aber kaum Belebung
Erleichternd ist die Situation auch für Unternehmer. Die Zinskonditionen für Business-Kredite sanken im Vorjahr um 1,13 Prozentpunkte auf 3,99 Prozent. Jedoch hatten hier die geringeren Finanzierungskosten nicht den belebenden Effekt wie im privaten Wohnbau. Das Unternehmenskreditgeschäft stagnierte wegen des rückläufigen Finanzierungsbedarfs für Lagerhaltung und Betriebsmittel. Nominell lag hier das Kreditwachstum Ende 2024 mit 1,9 Prozent unter jenem des Vorjahrs (2,7 Prozent). Momentan werde das Kreditwachstum im Unternehmensbereich nur noch von langfristigen Krediten getragen. Diese stiegen um 4,9 Prozent. (eml)