Asset Manager warnt vor der Gefahr einer "Hyper-Regulierung"
Der Compliance-Chef der spanischen Investmentgesellschaft Mapfre Asset Management kritisiert, dass die Anhäufung neuer Vorschriften und Richtlinien in der Fondsbranche in den letzten Jahren exponentiell zugenommen hat. Viel allein helfe aber nicht unbedingt viel.
Seit fast 26 Jahren arbeitet José Fernando Martínez für Mapfre Asset Management, mit rund 40 Milliarden Euro an verwalteten Assets einer der größten Fondsanbieter Spaniens. Mit Sorge beobachtet der Compliance-Chef der Gesellschaft, dass sich der Umfang an Vorschriften, denen sich die Investmentbranche gegenübersehe, in letzter Zeit noch einmal deutlich beschleunigt hat. Martínez warnt vor diesem Hintergrund vor einer drohenden "Hyper-Regulierung", die das eigentliche und grundsätzlich zu begrüßende Ziel zu verfehlen drohe.
Auf der einen Seite sei es doch für jeden offensichtlich, dass eine Regulierung grundsätzlich notwendig sei. "Ich würde mir ja geradezu selbst in den Fuß schießen, wenn ich etwas anderes behaupten würde", so Martínez. Wichtig aber sei es, auf diesem Weg die Balance zu wahren beziehungsweise wieder zurück zu einem Gleichgewicht zu finden. Eine Art rote Linie auf dem Weg dorthin sei aber schon lange überschritten. Er könne durchaus verstehen, dass jede Lobbygruppe ihre jeweils eigenen Interessen vertrete. In letzter Zeit aber beobachte er eine erhebliche Beschleunigung dieses Prozesses, was eher wie eine überstürzte Flucht nach vorne wirke.
Abkehr von den Kernprinzipien
Als ein deutlich erkennbares Beispiel dafür nennt Martínez die sogenannte Kleinanlegerstrategie – englisch Retail Investment Strategy (RIS) – der EU-Kommission, die im vorigen Jahr auf den Weg gebracht worden sei, um mehr Menschen für den Kapitalmarkt zu gewinnen. Die Branche habe sich jahrelang über die Vorschläge zu Mifid III lustig gemacht. "Aber RIS ist eine Abkehr von den Kernprinzipien der Richtlinie", so der Compliance-Experte. Sie werfe die Arbeit gewissermaßen über den Haufen, die der Sektor in den letzten Jahren geleistet habe, um die regulatorischen Anforderungen zu erfüllen. Martínez: "Zum Glück ist es bisher nur ein Vorschlag."
Die Anhäufung neuer Vorschriften und Richtlinien habe in den vergangenen zehn Jahren so stark und geradezu exponentiell zugenommen, dass es wirklich schwierig sei, diese umfassend zu verstehen, zu bewerten und – so sie die Verwaltungsgesellschaft betreffen – zu analysieren. "Meiner Meinung nach reicht es nicht aus, die Vorschriften zu kennen", so Martínez. In einer hochspezialisierten Branche, in der es um die Beschaffung von Vermögenswerten, die Abwicklung von Transaktionen, deren Verwahrung, Bewertung und Verbuchung gehe, müsse man mit den entsprechend notwendigen Verfahren und Buchungsvorschriften bis hin zu IRR-Berechnungen wirklich umfassend vertraut sein. Das hält er aber aktuell für kaum noch möglich. (hh)