Angebliche Wald- und CO₂-Investments: FMA bittet um Hinweise
Hunderte Anleger sollen der "Agrarvis Forst- und Energiegenossenschaft" mit angeblichem Sitz in Wien Geld anvertraut haben und dabei geschädigt worden sein. Die Aufsichten in Österreich und Deutschland warnen.
"Waldportfolio" oder "Agrarvis Timber Capital III" klingen nach grünen Investments. Für die Rendite ist die Veranlagung jedoch offenbar nicht nachhaltig. Vor der "Agrarvis Forst- und Energiegenossenschaft" mit angeblichem Sitz in Wien, die diese Produkte vertreibt, warnen die Finanzmarktaufsicht Österreich (FMA) und die deutsche Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin). Die Firma bietet über die Website "agrarvis.com" verbotenerweise Vermögensanlagen öffentlich ohne Verkaufsprospekte an. Darüber hinaus gebe es Beschwerden von Investoren, die ihr eingesetztes Kapital nicht mehr zurückbekommen, wie die FMA mitteilt.
Im österreichischen Firmenbuch existiert die Firma nicht. Ein Lokalaugenschein an der angegebenen Wiener Innenstadtadresse (Tuchlauben 7a) habe ebenfalls ergeben, dass die "Agrarvis" dort nicht aufzufinden ist, heißt es bei der FMA. Die Behörde bittet österreichische Betroffene, die mit der "Agrarvis" in Kontakt stehen oder dort Gelder investiert haben, um sachdienliche Hinweise. Nach Kenntnis der FMA werden Produkte mit den Bezeichnungen "Waldportfolio" und "Geschäftsanteile Agrarvis Timber Capital III" angeboten.
Unrealistische Renditen
Auf der Homepage wirbt "Agrarvis" mit einer "Zielrendite" von höher als "9-9,5 Prozent" pro Jahr nach Kosten. Werte, die heute am Finanzmarkt nicht ohne das Eingehen eines außerordentlich hohen Risikos versprochen werden können. Das Unternehmen behauptet, mehr als 8.500 Hektar Wald europaweit zu besitzen und bezeichnet sich als "führender Anbieter im CO2-Zertifikate-Handel als Beteiligung".
In Deutschland gibt es mehrere Rechtsanwälte, die sich mit dem Fall beschäftigen. Eine Kanzlei vermutet Hunderte Geschädigte. Die Anwälte nehmen auch die Vermittler in die Pflicht, weil diese offenbar nicht das Firmenbuch konsultiert haben, denn sonst hätte der fehlende Eintrag auffallen müssen.
Die FMA warnt davor, dass Betrüger auf der Suche nach Anlegern auf "Trendthemen" setzen. Vermeintliche Kryptoinvestitionen stehen momentan ebenso hoch im Kurs wie Abzockereien, die ein nachhaltiges Investment suggerieren. In der Unternehmensdatenbank der FMA lässt sich überprüfen, ob eine Konzession für die jeweilige Finanzdienstleistung vorliegt. (eml)