Investoren finden wieder verstärkt Gefallen an Smart-Beta- und Faktor-Strategien im Mantel eines börsengehandelten Indexfonds (ETFs). Zu diesem Ergebnis kommt eine Auswertung der auf das Asset Management spezialisierten Analysegesellschaft Cerulli Associates. Das wirtschaftliche Umfeld mit geringem oder negativem Wachstum in Verbindung mit stagnierenden Löhnen und höherer Inflation habe die Bedingungen für Smart-Beta-Ansätze verbessert, die auf Fundamentaldaten wie Value oder Dividenden basieren, so die Analysten des Hauses.

In der Vergangenheit galten ETFs, deren zugrundeliegende Indizes nicht nach der Marktkapitalisierung, sondern nach alternativen Merkmalen zusammengesetzt und gewichtet werden, als große Wachstumshoffnung der Branche. Zuletzt zogen aber Themenfonds und nachhaltige Ansätze größere Aufmerksamkeit auf sich. Gleichwohl kam es auch immer wieder zu Auflagen von Strategien, die Faktoren wie Substanzwerte oder Wachstumstitel abbilden oder auf starke Dividendenzahler setzen.

Fundamental im Vorteil
Das verwaltete Vermögen von Fonds, die auf Fundamentaldaten fußen, habe sich zuletzt stabiler entwickelt als das von traditionellen Strategien, berichten nun die Experten von Cerulli. So verwalteten per Ende November 2022 europäische Smart-Beta-ETFs ein Vermögen von 93,7 Milliarden Euro, verglichen mit 102,1 Milliarden Euro im Dezember 2021. Die monatlichen Nettozuflüsse in Value-ETFs in Europa hätten im Oktober 2022 15,1 Milliarden Euro erreicht und seien damit nicht weit von den 15,8 Milliarden Euro im Dezember 2021 entfernt gelegen.

"Value-Strategien schnitten 2022 besser ab als traditionelle, nach der Marktkapitalisierung gewichtete Strategien", sagt Fabrizio Zumbo, der das europäische Asset and Wealth Management Research bei Cerulli Associates leitet. Die Outperformance sei vor allem auf die Übergewichtung von Energietiteln zurückzuführen. "Qualitätsstrategien wiederum schnitten 2022 schlechter ab als Value-Ansätze, aber da sie sich in Rezessionen tendenziell besser schlagen, könnten sie 2023 höhere Erträge erzielen."

Wachstum erwartet
Der europäische Markt für Smart-Beta-Fonds ist im Vergleich zu seinem US-amerikanischen Pendant noch klein. In den nächsten ein bis zwei Jahren würden die Emittenten von Smart-Beta-ETFs jedoch mit einen Anstieg des Volumens in den europäischen Märkten rechnen, berichten die Cerulli-Analysten. "Das Smart-Beta-Wachstum in Europa wird davon abhängen, wie sich faktorbasierte Strategien angesichts der Herausforderungen des Jahres 2023 bewähren und ob diese Leistung ausreicht, um weiter Anlegergeld anzuziehen", folgert Zumbo. (ert)