Analyse: Aktive Fondsmanager laufen dem Index hinterher
Während US-Aktien und besonders die Magnificent Seven in den vergangenen Jahren outperformten und einen immer größeren Anteil am globalen Aktienmarkt ausmachten, liefen aktive Manager der Entwicklung hinterher. Das zeigt eine aktuelle Analyse von Envestor.
Der MSCI World hat sich immer mehr zum Ärgernis für Portfoliomanager entwickelt, die weltweit in Aktien investieren. Denn die weitaus meisten aktiven Fonds blieben in den vergangenen Jahren klar hinter dem globalen Industrieländeraktienindex zurück. Ali Masarwah, Fondsanalyst und Geschäftsführer von Envestor, hat das Verhalten der aktiven Portfoliomanager untersucht und ist zu überraschenden Ergebnissen gekommen.
Aktive Fonds konnten ihre Mehrkosten nicht erwirtschaften
War der MSCI World früher nur eine Messlatte, so Masarwah, wurde er mit dem Aufstieg von passiven Indexfonds (ETFs) zum Konkurrenten für die Fondsmanager. Aktive Fonds haben dabei einen handfesten Nachteil: Sie kosten viel mehr und belasten damit die Anlegerrendite. ETFs für globale Aktien kosten mitunter deutlich weniger als 0,2 Prozent, verglichen mit zumeist mehr als 1,5 Prozent, die aktiv verwaltete Fonds Anlegern pro Jahr in Rechnung stellen, erklärt der Fondsexperte.
Von 2009 bis 2025 legte der Anteil von US-Aktien am MSCI World Index von 50 auf 70 Prozent zu. Dieser Trend beschleunigte sich mit der starken Performance der Magnificent Seven in den vergangenen drei Jahren deutlich. Aktive Fondsmanager beklagten vor allem, dass gerade die größten Aktien im Index am stärksten abschnitten. Während passive Strategien diesen Hype der Magnificent Seven mitgingen, wurde es zugleich immer schwieriger, mit aktiver Aktienauswahl bessere Ergebnisse zu erzielen.
Fondsmanager erhöhten US-Exposure besonders stark
Fondsanalyst Masarwah hat den Umgang der aktiven Investoren mit der zunehmenden globalen Dominanz der US-Titel untersucht. In seiner Analyse anhand des MSCI ACWI, der neben Industrieländern auch Schwellenländer enthält, kommt er zu dem Schluss, dass aktive Aktienfondsmanager den US-Anteil ihrer Portfolios in den vergangenen Jahren deutlich erhöhten, und zwar wesentlich kräftiger, als der US-Anteil am MSCI ACWI zulegte. Nach einer Untergewichtung von US-Aktien von 12,5 Prozentpunkten zu Beginn der Auswertung 2009, sank die Untergewichtung im Tief bis auf nur noch 5,3 Punkte im Juli 2021.
Der Anteil von US-Aktien in Weltfonds stieg demnach zwischen 2009 und 2025 – und das nicht nur parallel zur Entwicklung im MSCI ACWI, der Abstand verkleinerte sich sogar. Masarwah zieht daraus die Schlussfolgerung: "Fonds sind also immer stärker auf den fahrenden Zug aufgesprungen und haben ihre Wette auf US-Aktien nach und nach vergrößert." Man könne von einer aktiven Entscheidung sprechen, allerdings nur insofern, als sich Fondsmanager entschlossen haben, immer stärker mit dem Index zu schmusen. Im Englischen wurde dafür vor Jahren der Fachbegriff des "Closet Indexing" geprägt – das bedeutet so viel wie heimliche Indexierung. "Anleger bezahlen also Gebühren für aktives Management, bekommen aber allzu oft eine schlechtere Leistung als die Indexrendite", erläutert Masarwah.
Gebühren und Prozyklik belasten
Das wirft seiner Meinung nach ein Schlaglicht auf die Branche der aktiv verwalteten Fonds. "Im Schnitt klebt sie an den Vergleichsindizes, die sie vorgibt, übertreffen zu wollen", so der Fondsanalyst. Das Problem: Wer sich immer weniger von seiner Benchmark abhebt, hat naturgemäß Schwierigkeiten, sich von dieser in positiver Hinsicht abzuheben. Dazu, so Masarwah, komme der Gebührennachteil. Während der durchschnittliche Fonds rund 1,5 Prozent kostet, ist ein ETF auf den MSCI World oder MSCI ACWI schon für 0,2 oder sogar nur 0,1 Prozent pro Jahr zu haben.
Weltaktienfonds underperformten den MSCI ACWI in den vergangenen zehn Jahren im Schnitt um gut 2,5 Prozentpunkte pro Jahr, erläutert Masarwah. Diese Underperformance sei größer, als es die Kosten nahelegen, dazu kämen auch die Folgen der nachziehenden prozyklischen Strategien, die Fonds anwenden. Anders formuliert, so der Experte: "Viele Fondsmanager haben ihre Fahne nach dem Wind gehisst. Mit der zunehmenden Outperformance des US-Markts wurde die USA-Quote erhöht. Das ist angesichts der lautstarken Kritik an den Mängeln des MSCI World und MSCI ACWI erstaunlich." Doch auch die meisten Fonds, die nicht dem Index hinterherliefen, konnten davon kaum profitieren. Ihre Performance blieb in den vergangenen Jahren oftmals noch stärker zurück. (jh)