Zwiespalt wegen Trump: DWS passt Nachhaltigkeitsstrategie an
In den USA wettert die Trump-Regierung gegen Nachhaltigkeit – und nimmt auch Asset Manager ins Visier. In Europa beharren Regulierung und Aktivisten auf Nachhaltigkeitsvorgaben. Angesichts dieser Lage ändert die DWS ihre Ausrichtung bei Nachhaltigkeit, so der Firmenchef Stefan Hoops.
Die Fondsgesellschaft DWS hat ihre Nachhaltigkeitsstrategie "weiterentwickelt". Dies geht aus dem vorab veröffentlichten Redemanuskript von Stefan Hoops, Vorsitzender der Geschäftsführung der DWS, für die am Freitag (13.6.) stattfindende Hauptversammlung hervor. Demnach wolle die Deutsche-Bank-Tochter weiterhin Anlagelösungen bieten, die es den Kunden ermöglichen, "die nachhaltige Transformation der Realwirtschaft zu bewältigen", so Hoops.
"Allerdings haben sich die Vorzeichen sowohl hinsichtlich regionaler regulatorischer Unterschiede als auch mit Blick auf Kundenpräferenzen gewandelt", fährt Hoops fort. "Damit beziehe ich mich zuvorderst auf die klimapolitischen und regulatorischen Vorgaben der US-Administration, die für Unternehmen, in die wir investieren, zunehmend auch rechtliche Implikationen und Risiken bedeuten."
Anti-ESG-Feldzug
Der DWS-Chef spielt damit auf den Anti-Nachhaltigkeitskurs von US-Präsident Donald Trump und seiner Republikanischen Partei an. Diese hatten eine vermeintliche Bevormundung der Kunden durch Banken und Asset Manager durch das Befolgen von Nachhaltigkeitszielen beklagt. Große Asset Manager wie Blackrock, State Street oder Vanguard sahen sich Attacken bis hin zu juristischen Verfahren ausgesetzt. Der Vorwurf: Die Häuser würden Nachhaltigkeit über Rendite setzen. Die Asset Manager bestreiten das vehement.
Unter dem Eindruck dieser Entwicklung steckt die DWS nun augenscheinlich in einem Zwiespalt. Denn das Haus hatte in der Vergangenheit angekündigt, international wachsen zu wollen. In Nordamerika soll insbesondere das Geschäft mit börsengehandelten Indexfonds (ETFs) der Marke Xtrackers ausgeweitet werden. Auf der anderen Seite pochen in Europa Umweltaktivisten darauf, dass sich Banken und Fondsgesellschaften aus der Finanzierung von klimaschädlichen Aktivitäten zurückziehen.
"Breite Palette"
Vor diesem Hintergrund betont Hoops nun in seiner Rede die treuhänderische Stellung eines Fondshauses. "Wir sind geleitet von den Anlagezielen und -entscheidungen unserer Kundinnen und Kunden, die jeweils individuelle Interessen und Schwerpunkte verfolgen", formuliert es der DWS-Chef. "Deshalb bieten wir eine breite Palette von Anlagelösungen an, um im Sinne unserer Kunden langfristige Vermögenswerte zu schaffen. Das umfasst solche Strategien, die Nachhaltigkeit fördern. Und es umfasst solche, die konventionelle Ziele bedienen."
Die DWS habe in der Vergangenheit keinen Klienten Vorgaben gemacht, welche Anlagestrategie sie mit ihrem Vermögen verfolgen sollen. "Und wir werden das auch in Zukunft nicht tun", betont Hoops. "Wir bieten Alternativen, die nachhaltigkeitsorientiert sind. Aber am Ende entscheiden unsere Kunden durch die Wahl eines Produktes, ob und inwieweit bei der Anlage ihres Vermögens ökologische, soziale und Governance-Aspekte berücksichtigt werden sollen." Wie genau nun die Strategie umgebaut wurde, geht aus dem Redemanuskript nicht hervor.
"Kontinuierlich weiterentwickeln"
Das Haus werde "angesichts der Dynamik der politischen und regulatorischen Veränderungen" seine nachhaltigkeitsbezogenen Prozesse und Aktivitäten "kontinuierlich weiterentwickeln und an neue Rahmenbedingungen anpassen", führt Hoops lediglich aus und hält fest: "Das Thema Nachhaltigkeit bleibt für uns hoch-relevant." Anfang April hatte die Staatsanwaltschaft Frankfurt eine Buße in Höhe von 25 Millionen Euro gegen das Haus verhängt. Die Ermittler sahen eine fahrlässige Ordnungswidrigkeit wegen der Nachhaltigkeitsverfahren der DWS. Im September 2023 waren in den USA ebenfalls Strafzahlungen verhängt worden.
Euro-Stablecoin noch 2025
Daneben deutete Hoops in seiner Rede an, in China wachsen zu wollen. Zudem strebe das Haus eine strategische Partnerschaft in Indien an. Weiterhin will das Haus bis Ende des Jahres mit dem Kooperationspartner Allunity den ersten von der deutschen Finanzaufsicht Bafin regulierten Euro-Stablecoin auf den Markt bringen.
Zuletzt scheint das problembehaftete IT-Projekt "Proteus", das eine Loslösung von Systemen aus der Deutschen Bank vorsah, endgültig begraben zu sein, wie aus der Rede von Hoops hervorgeht. So "nutzen wir in bestimmten IT-Bereichen weiterhin Skaleneffekte durch die Zusammenarbeit mit der Deutschen Bank", formuliert es der DWS-Chef. In anderen Bereichen, etwa der Cloud, habe das Haus jedoch eigene Systeme aufgebaut und werde diese noch erweitern. (ert)