Der österreichische Bankensektor ist trotz der starken Konsolidierungen der vergangenen Jahre relativ kleinteilig strukturiert. Knapp 470 Banklizenzen gibt es auf gut 9,2 Millionen Einwohner. Umgerechnet bedeutet das eine Zahl von nur 19.500 Bürgern pro eigenständigem Institut. Da stellt sich die Frage, wie es den Marktteilnehmern angesichts des Konjunkturabschwungs und des zu erwartenden Rückgangs bei den Zinsen geht.

Aktuell gehen viele Analysten von einer gemäßigt-schwachen Entwicklung der Konjunktur aus, geprägt durch niedrige Wachstumsraten, gleichbleibende bis tendenziell sinkende Zinsen, konstant erhöhte Insolvenzen und erhöhte Inflation. In so einem "Basisszenario" würden zwei Drittel der Regionalbanken im Land immer noch hohe Betriebsergebnisse von über einem Prozent der Bilanzsumme erwirtschaften, sagen Experten der auf Finanzdienstleister spezialisierten Unternehmensberatung Zeb, die den Markt untersucht haben. Weitere 24 Prozent der Institute bleiben über akzeptablen 0,5 Prozent. Falle der Wert unter dieses Level, könne hingegen eine Bank die Risikogewichteten Aktiva (RWA) kaum mehr mit Eigenkapital unterlegen. Das betrifft im Basisszenario rund zehn Prozent der Institute. Bei einer Rezession hingegen steigt dieser Anteil der Banken, die Schwierigkeiten bekommen können, auf über 60 Prozent (siehe Grafiken im Anhang).

Rezession nicht unwahrscheinlich
Eine länger andauernde Rezession ist mit Blick auf die Geschichte nicht unwahrscheinlich: Teils ist die Zinsstrukturkurve noch immer invers (kurzfristige Zinsen sind höher als langfristige). Die Historie zeige, dass man zwei Jahre nach Auflösung einer Inversion noch rund zwei Jahre mit Rezessionen zu kämpfen hat, wie Zeb-Researchleiter Oliver Rosenthal betont. "Es muss nicht so kommen, aber man sollte es im Hinterkopf bewahren", so Rosenthal, der auf ein multiples Krisenszenario von Ukraine über Nahost bis Taiwan und ein Stottern der wichtigen Ökonomien Frankreich und Deutschland verweist. Der Wahlsieg des Protektionisten Donald Trump macht sich für Österreichs Regionalbanken ebenfalls nicht gerade gut, weil das die EU-Wirtschaft schwächen könnte und die Wahrscheinlichkeit von Leitzinssenkungen erhöht.  

Grundsätzlich seien die Regionalbanken in einer guten Ausgangslage. "Das Geschäftsmodell Regionalbank funktioniert auch in Krisen sehr gut", so Rosenthal. Allerdings müsse den Herausforderungen gegengesteuert werden. 

Geschäftsfelder erschließen
Zeb-Partner Andreas Sumper sagte bei der Präsentation der Untersuchung, dass in vielen Häusern Geschäftsfelder brach liegen. So werde Nachhaltigkeit (ESG) häufig noch als regulatorische Notwenigkeit gesehen und nicht erkannt, dass vor allem im Firmenkundenbereich ein Bedarf danach bestehe. "Da müssen die Kunden begleitet werden. Vor allem durch Finanzierungsangebote sehe ich da Wachstumsmöglichkeiten", sagte Sumper.

Zudem komme es darauf an, die Entwicklungen im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) zu implementieren. Beziehungsweise müsse digital-affines Personal gefunden oder geschult werden. Zu erwarten sei auch ein verschärfter Wettbewerb um Einlagen und Kredite – in beiden Bereichen dürfte das reale Wachstum in den kommenden Jahren im Privatkundensegment nahe null sein, wodurch die Kundenbindung beziehungsweise umgekehrt die Abwerbung in den Vordergrund rücken.  

Aufwand-Ertrags-Verhältnis momentan historisch gut
Momentan stehen die Regionalbanken extrem gut da. Durch die hohen Zinsüberschüsse angesichts gestiegener Zinsen schrieben die Banken Rekordergebnisse. Eine durchschnittliche Cost-Income-Ratio (CIR) von nur 49 Prozent gab es schon lange nicht mehr. In den Vor-Corona-Jahren waren es meist an die 75 Prozent.

Was in der Zeb-Untersuchung nicht vorrangig anklingt, ist, dass die Regionalbanken nicht nur durch die schlechte Konjunktur belastet werden. Sie haben sich in den vergangenen Jahren selbst oft zu hohe Risiken aufgehalst. Wie die Finanzmarktaufsicht (FMA) wiederholt kritisierte, haben gerade kleine, regionale Player in den vergangenen Jahren oft in Projekte im Gewerbeimmobilienbereich investiert, deren Dynamiken sie nicht verstanden hatten. Da würden einige Institute ihre Risikoabteilungen bemühen müssen, sagte Zeb-Partner Sumper, ohne auf weitere Konsequenzen oder auf Ausfallquoten einzugehen. (eml)