Wefox Österreich verkauft Einheit – Rückzug aus Deutschland
Wefox kommt nicht zur Ruhe. In Österreich verkauft das Insurtech seine Maklereinheit. Aus Deutschland zieht sich das Unternehmen komplett zurück. Das Management wird umgekrempelt – der Finanzchef muss nach wenigen Monaten gehen.
Beim schweizerisch-deutschen Versicherungsservice- und -technologieunternehmen Wefox kommt es schon wieder zu starken Umstrukturierungen. In Österreich wird die Einheit Wefox Experts Versicherungsmakler GmbH verkauft, eine 100-Prozent-Tochter der Wefox Austria GmbH.
Käuferin ist laut einer Aussendung die Leading Brokers United Austria GmbH. Diese wiederum gehört dem deutschen Beteiligungsunternehmen Leading Brokers United GmbH (Köln). Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Das Closing erfolgte am 18. Juni. Der Kauf wird rückwirkend per Bilanzstichtag 31. Dezember 2023 rechtswirksam.
Eigene Makler
Bei Wefox Experts handelt es sich um acht Makler, die einst direkt bei Wefox Austria angestellt waren. Sie wurden vor einiger Zeit als Tochterunternehmen in die "Experts"-Gesellschaft ausgegliedert. Die Einheit kommt auf 4.000 Kunden. Hausintern sollten die "Experts" (Homepage: experts.insure) so etwas wie die Vorzeigemakler sein, die in ihrer Arbeit die gesamte Bandbreite der Wefox-Technologien einsetzen und die als erste neue Services testen.
Unter dem Dach der Käuferin, der Leading Brokers United Austria, sind mehrere Makler tätig, darunter die IVM, Innovatives Versicherungs Management GmbH mit Zentrale in St. Valentin und weiteren vier Standorten in Österreich. Wefox Austria hat mit IVM laut der Aussendung im Zuge des Verkaufs eine Maklerpartnerschaft geschlossen.
Technologie und Maklerpartnerschaften im Fokus – Aus in Deutschland
Wefox will sich in Österreich künftig "klar auf die Weiterentwicklung seiner SaaS-Technologieplattform als Service- und Vertriebsportal für die angebundenen Wefox-Maklerpartner" konzentrieren, wie es heißt.
Der Verkauf folgt offenbar einer größer angelegten Umwälzung im Wefox-Konzern. Ende der Vorwoche teilte die Wefox Holding AG (Schweiz) nach einer Generalversammlung mit, dass sich das Unternehmen komplett aus Deutschland, wo es 2015 gegründet wurde, zurückzieht. In den Niederlanden, Österreich und der Schweiz soll hingegen ausgebaut werden. Man wolle sich nur noch auf profitable Märkte konzentrieren. In Italien – das Land soll ein wichtiger Markt bleiben – wird stark umstrukturiert, es wird mehr Profitabilität verlangt. In Spanien und Frankreich werden hingegen die Technologie-Hubs geschlossen.
Manager müssen gehen
Eine Reihe von Mitgliedern der Wefox-Geschäftsleitung und des Managements müssen in den kommenden Monaten gehen, darunter Group CFO Jon Wismer, der erst vergangenen Oktober engagiert worden war. Neu in den Vorstand ziehen indes Nikolaus Frei und Richard Watts ein. Mark Hartigan, der unlängst Gründer Julian Teicke ersetzt und seitdem kräftig umstrukturiert hatte, wurde in seiner CEO-Rolle bestätigt. Er wird sein Amt mindestens bis Jahresende ausführen, heißt es.
Wefox, das in den vergangenen Jahren aus negativen Berichten – etwa über fehlende Gewinne oder manipulierte Online-Bewertungen und interne Machtkämpfe – nicht herauskam, soll nun als kleineres Unternehmen und unter schlankerer Führung zum Erfolg geführt werden, wie es in der Aussendung der Holding heißt. Gestärkt werden sollen künftig die Technologie und die lokalen Vertriebsplattformen.
Versicherungsgeschäft weiter im Abbau
Weiter vorangetrieben wird auch die Abstoßung des eigenen Versicherungsgeschäfts. Die Wefox Insurance AG gehört nun nicht mehr zum Kerngeschäft, wie es ausdrücklich heißt. Bereits in den vergangenen Monaten waren nach und nach Eigenversicherungen eingestellt worden. Als nächster Schritt soll das Versicherungsgeschäft in Polen abgestoßen werden.
Die Umstrukturierungen werden von den Geldgebern, zu denen der arabische Staatsfonds Mubadala gehört, honoriert. Investoren stellten unmittelbar frisches Kapital in Höhe von 25 Millionen Euro zur Verfügung, um die laufenden Restrukturierungsbemühungen zu unterstützen. Weiteres Kapital soll durch den fortgesetzten Verkauf von nicht zum Kerngeschäft gehörenden Vermögenswerten realisiert werden. (eml)