Wall-Street-Bonussaison mit klaren Gewinnern und Verlierern
In der Bonussaison an der Wall Street dürfte es in diesem Jahr eine deutliche Aufteilung in Gewinner und Verlierer geben. Profiteure werden eher bei den größeren Instituten zu finden sein.
Laut einem am Dienstag (9.5.) vorgelegten Bericht des Vergütungsspezialisten Johnson Associates winken den Mitarbeitern der großen global tätigen Banken um bis zu 20 Prozent höhere Boni. Indessen dürfte es für die Beschäftigten der Regionalbanken bis zu 20 Prozent abwärts gehen.
"Wir haben die Gewinner und die Habenichtse – den großen Banken geht es gut, die kleinen leiden", erklärte Alan Johnson, Managing Director bei Johnson Associates, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur "Bloomberg". Das werde sich auf die Zahlungen am Jahresende auswirken, wenn auf der Basis der Performance die Boni berechnet werden.
Im ersten Quartal trieben die Zinsanstiege die Gewinne von Bankriesen wie JP Morgan Chase und Citigroup voran. Die US-Regionalbanken indessen litten unter Fluchtbewegungen von Einlegern, die aufgrund von zinsbedingten Bewertungsproblemen in den Bankportfolios um die Stabilität der Institute fürchteten.
Durchschnitts-Bonus um 26 Prozent gesunken
Im vergangenen Jahr ist der durchschnittliche Bonus an der Wall Street laut einer Analyse des New York State Comptroller Thomas DiNapoli um 26 Prozent gesunken. Druck brachten die Dealflaute und die Sparbemühungen der Banken. Der Durchschnittsbonus nähert sich damit den Angaben zufolge dem Niveau von vor der Covid-19-Pandemie.
Banker, die bei Fusionen und Übernahmen beraten, müssen in diesem Jahr mit einem Rückgang ihrer Boni um bis zu 20 Prozent rechnen, während ihre Kollegen im Bereich der Bond-Emission laut dem Bericht von Johnson Associates mit einem Anstieg ihrer Prämien um fünf bis zehn Prozent besser dastehen werden.
Bei den fünf größten Wall-Street-Firmen sind die Einnahmen aus dem Investmentbanking in den ersten drei Monaten des Jahres um 23 Prozent zurückgegangen. Inflation, Rezessionsangst und Marktschwankungen sorgten dafür, dass die Geschäftsabschlüsse, einschließlich der Börsengänge, weitgehend gedämpft waren. Auch der Kampf um Fachkräfte hat sich im Finanzsektor abgeschwächt, da einige Unternehmen ihre Belegschaft verkleinern und keine neuen Mitarbeiter einstellen, um ihre Kosten zu senken.
Es gibt einige Anzeichen für Lichtblicke in der Branche, insbesondere für Bereiche, die weiterhin von steigenden Zinsen und der Abkehr von Aktien hin zu risikoärmeren Anlagen wie Anleihen oder Geldmarktfonds profitieren. Laut dem Bericht könnten die Boni von Händlern mit festverzinslichen Wertpapieren um bis zu 15 Prozent steigen und damit die ihrer Kollegen aus dem Aktienhandel übertreffen, da die IPO-Aktivität weiterhin gedämpft ist. (mb/Bloomberg)