Die GLS Bank, ein Gründungsmitglied der Net-Zero Banking Alliance (NZBA), hat erklärt, sie wolle der Allianz nicht mehr angehören. Großbanken in den USA würden weiter Öl-, Gas- und Kohleprojekte in Schwellenländern unterstützen. "Wir sind darauf aufmerksam geworden, dass einige große NZBA-Mitgliedsbanken weiterhin neue Infrastrukturprojekte für fossile Brennstoffe auf dem afrikanischen Kontinent finanzieren", erklärte eine GLS-Sprecherin auf Anfrage von "Bloomberg". Die GLS, die im Januar als erste Bank aus der NZBA austrat, nannte keine Wall-Street-Bank namentlich.

Eine NZBA-Sprecherin sagte, die Gruppe kommentiere keine einzelnen Austritte. Allerdings sei es "unvermeidlich, dass sich einzelne Mitglieder im Laufe der Zeit aus verschiedenen Gründen zum Austritt entschließen".

Energiekrise und US-Politik
Die NZBA, eine Untergruppe der Glasgow Financial Alliance for Net Zero (GFANZ), wurde gegründet, um den Bankensektor auf das Ziel auszurichten, die globale Erwärmung nicht über die Schwelle von 1,5 Grad Celsius steigen zu lassen. Doch die Kombination aus der durch den Ukraine-Krieg angeheizten Energiekrise und dem zunehmend schwierigen politischen Umfeld in den USA hat die Erreichung dieses Ziels erschwert.

Vor diesem Hintergrund wehrten sich mehrere Wall-Street-Banken im vergangenen Jahr gegen Bemühungen, den NZBA-Mitgliedern verbindliche Beschränkungen für die Finanzierung fossiler Brennstoffe aufzuerlegen. JP Morgan Chase, Morgan Stanley und Bank of America drohten sogar mit dem Austritt aus der Allianz, falls solche Beschränkungen durchgesetzt würden, wie mit dem Prozess vertraute Personen damals sagten. Der Druck der Banken führte dazu, dass die GFANZ die Beziehungen zu "Race to Zero", der von den Vereinten Nationen protegierten Gruppe, die hinter den vorgeschlagenen Beschränkungen stand, lockerte.

Die Kohle lockt
Das Ergebnis ist, dass "ein erheblicher Teil der NZBA-Mitglieder nach wie vor keinen angemessenen Ansatz in Bezug auf ihre eigenen Klima- und Umweltauswirkungen hat", so die GLS-Sprecherin. Die Bilanzsumme der GLS Bank beträgt rund 9,2 Milliarden Euro.

Eine im vergangenen Monat von Reclaim Finance veröffentlichte Studie ergab, dass Unternehmen innerhalb der NZBA seit der Gründung der Bankenkoalition im April 2021 Kredite in Höhe von mindestens 269 Milliarden US-Dollar an Unternehmen der Öl-, Gas- und Kohleindustrie vergeben haben, die ihr Geschäft ausweiten.

Das bisher größte Unternehmen, das die GFANZ verlassen hat, ist der US-Fondsmanager Vanguard Group, der Ende vergangenen Jahres ausstieg. (Bloomberg/ohm)