US-Interesse an Russlandgeschäft schickt RBI-Aktie auf Talfahrt
Nachdem übers Wochenende bekannt wurde, dass die Sanktionsaufsicht des US-Finanzministeriums Informationen über das russische Zahlungsverkehrsgeschäft der Raiffeisen Bank International angefordert hat, stürzte die Aktie der Wiener Bank ab.
Die Raiffeisen Bank International (RBI), eine der zwei verbliebenen europäischen Großbanken mit namhaftem Geschäft in der Russischen Föderation, hat am späten Freitagabend (17.02.) mitgeteilt, dass das Office of Foreign Assets Control (Ofac) sich zu der Sparte erkundigt habe. Daraufhin brach am Montag der Kurs der RBI-Anteilsscheine um bis zu 8,6 Prozent ein. Exane BNP senkte seine Empfehlung für die Aktie von "Outperform" auf "Neutral", was den Gegenwind an der Börse noch verstärkte.
Die Aufmerksamkeit der US-Behörden erhöht den Druck auf die Wiener Bank, eine Lösung für die profitabelste Tochtergesellschaft zu finden. Das Kreditinstitut mit Wurzeln im genossenschaftlichen Sektor erwirtschaftete in Russland mehr als die Hälfte des Rekordgewinns des vergangenen Jahres, unter anderem, weil sie nach dem Rückzug anderer zu den wenigen Banken gehört, die noch Devisen-Dienstleistungen anbieten.
Die Fragen der Ofac "sind allgemeiner Natur und zielen darauf ab, das Zahlungsverkehrsgeschäft und die damit verbundenen Prozesse der RBI im Lichte der jüngsten Entwicklungen in Bezug auf Russland und die Ukraine zu klären", teilte die Bank in einer Erklärung mit. Raiffeisen verfüge über Prozesse, die die Einhaltung aller geltenden Sanktionen sicherstellen.
"Haben gewusst, dass dieser Prozess schwierig und lang sein wird"
Raiffeisen prüft seit März 2022 strategische Optionen für die russische Tochtergesellschaft, darunter auch einen sorgfältig gesteuerten Ausstieg. Doch Käufer für russische Banken sind kaum zu finden, und Raiffeisen müsste wohl einen hohen Abschlag in Kauf nehmen. Die russische Sparte hatte Ende 2022 einen Buchwert von knapp einer Milliarde Euro, so Bankchef Johann Strobl bei der Bilanz-Pressekonferenz Anfang Februar. Die Prüfung der Optionen laufe weiter: "Nicht alles konnten wir voraussehen, aber wir haben gewusst, dass dieser Prozess schwierig und lang sein wird", so Strobl.
Im Moment befindet sich die Bank in einer Warteposition. Einerseits fuhr die Russlandsparte Geschäft zurück – das Kreditbuch wurde um 30 Prozent verkürzt. Andererseits türmen sich trotzdem die Gewinne – stecken aber sowohl wegen der Sanktionen als auch wegen russischer Vorschriften dort fest und können nicht nach Wien überwiesen werden.
Konkurrenz zog bereits die Reißleine
Die Konkurrenten mit großem Russlandgeschäft mussten ebenfalls reagieren. Die Pariser Société Générale verkaufte ihre Tochtergesellschaft kurz nach Ausbruch des Krieges im vergangenen Jahr und nahm dafür einen Verlust von mehr als drei Milliarden Euro in Kauf. Die Mailänder Unicredit verbuchte fast zwei Milliarden Euro an Abschreibungen, stieg aber nicht komplett aus, sondern reduzierte lediglich das Geschäftsvolumen. Unicredit hat kein Auskunftsersuchen aus den USA erhalten, sagte ein Sprecher am Montag. (mb/Bloomberg)