Union Investment: Commerzbank sollte mit Unicredit reden
Der Fondsanbieter der deutschen Genossenschaftsbanken kann einem Zusammengehen von Unicredit und Commerzbank durchaus positive Seiten abgewinnen. Derweil steht ein Termin für den Antritt der neuen Commerzbank-Chefin fest – und die Deutsche Bank scheidet als Retter in dem Übernahmekampf aus.
Die Fondsgesellschaft Union Investment ruft die Commerzbank-Führung dazu auf, einen "ergebnisoffenen Dialog" mit der italienischen Unicredit zu führen. Die Großbank mit Sitz in Mailand hatte bei einem Anteilsverkauf der deutschen Regierung Aktien an dem zweitgrößten deutschen Retail-Geldhaus erworben. Berlin und die Gewerkschaften stehen einem Zusammenschluss jedoch kritisch gegenüber.
Union Investment als zentraler Fondsanbieter der deutschen Volks- und Raiffeisenbanken sieht dagegen durchaus Vorteile. "Eine Zusammenarbeit mit der Unicredit – in welcher Form auch immer – muss nicht zum Schaden der Commerzbank sein", sagte Fondsmanagerin Alexandra Annecke der Wirtschaftszeitung "Handelsblatt". Union Investment hält eigenen Angaben zufolge 1,5 Prozent an der Commerzbank.
Chefwechsel terminiert
Damit positioniert sich erstmals ein Commerzbank-Investor öffentlich für einen Austausch zwischen Unicredit und Commerzbank. Die Commerzbank-Führung sieht den Vorstoß aus Mailand skeptisch. Die Bank plant Berichten zufolge Abwehrmaßnahmen. Zudem soll Vorstandschef Manfred Knof bereits zum Ende des Monats seinen Posten räumen, wie das Institut nun mitteilte.
Knof hatte kurz vor Bekanntwerden der Unicredit-Aktienkäufe angekündigt, keine weitere Amtszeit anzustreben. Allerdings wollte er noch seinen bis Ende 2025 laufenden Vertrag erfüllen. Als Reaktion auf den Unicredit-Vorstoß beschleunigte die Commerzbank die Nachfolgersuche und nominierte Finanzchefin Bettina Orlopp, ohne zunächst jedoch ein konkretes Übergangsdatum zu nennen.
"Ich glaube nicht, dass das korrekt wäre"
Die Unicredit sieht eine Übernahme der Commerzbank trotz des Gegenwinds nach wie vor als eine Option. Das Institut hat mittlerweile über Derivate Anrechte auf 21 Prozent der Commerzbank-Aktien erworben. Bankchef Andrea Orcel betont jedoch immer wieder, dass es sich um ein Investment handele, welches auch wieder verkauft werden könne. Einen Sitz im Aufsichtsrat der Commerzbank beanspruchen die Mailänder nicht.
"Wir sind ein Investor", sagte Orcel der Nachrichtenagentur "Bloomberg" zufolge. "Erstens glaube ich normalerweise nicht daran, dass Investoren einen Sitz im Aufsichtsrat haben sollten", erläuterte der Bankchef. "In diesem speziellen Fall halte ich es für unangemessen, dass wir einen Sitz im Aufsichtsrat haben, weil wir auch ein Konkurrent sind. Ich glaube nicht, dass das korrekt wäre." Er betonte zudem, dass bei einem Zusammenschluss die Rentabilität der Commerzbank deutlich gesteigert werden könnte.
"Weißer Ritter" hält sich raus
Die Deutsche Bank wiederum, die als "weißer Ritter" gehandelt wurde und durch den Kauf von Commerzbank-Aktien die Avancen aus Mailand abwehren sollte, winkte ab. "Ich denke, dass wir noch einiges zu tun haben, bevor wir wirklich in der Lage sind, an der Konsolidierung teilzunehmen", sagte Finanzvorstand James von Moltke "Bloomberg" zufolge. Das Institut muss demnach selbst erst seine Hausaufgaben erledigen.
Die Deutsche Bank könnte jedoch aus der Unruhe angesichts einer möglichen Fusion des heimischen Rivalen mit der Unicredit Gewinn schlagen. "Ehrlich gesagt werden wir, zumindest kurzfristig gesehen, wohl ein wenig von der Disruption bei zwei unserer Konkurrenten profitieren", zitiert "Bloomberg" von Moltke. (ert)