Überraschendes Aus von Hindenburg Research
Nate Anderson schließt sein Investmenthaus Hindenburg Research. Der prominente Leerverkäufer hatte sich einen Namen mit dem Auffinden von Widersprüchen im Geschäft wichtiger Unternehmen gemacht.
Der Leerverkäufer Nate Anderson, der sich mit seinen Kampagnen gegen die Milliardäre Gautam Adani, Jack Dorsey und Carl Icahn einen Namen gemacht hat, zieht sich zurück. Er löst sein kleines, aber bekanntes Investmenthaus Hindenburg Research auf.
"Es gibt keine bestimmte Sache – keine besondere Bedrohung, kein gesundheitliches Problem und kein großes persönliches Problem", schrieb Anderson in einem Brief, der am Mittwoch (15.1.) auf der Hindenburg-Website veröffentlicht wurde. "Die Intensität und der Fokus haben dazu geführt, dass ich viel vom Rest der Welt und den Menschen, die mir wichtig sind, verpasst habe. Ich betrachte Hindenburg jetzt als ein Kapitel in meinem Leben, nicht als eine zentrale Sache, die mich definiert."
Keine Scheu vor Konflikten mit Mächtigen
Während sich prominente Leerverkäufer in den letzten Jahren aus dem Rampenlicht zurückzogen – aus Angst vor Klagen, Short-Squeeze-Nöten und behördlichen Untersuchungen – erwarb der geschickte Fahnder nach Ungereimtheiten den Ruf des mutigsten verbliebenen Bären im Segment. Dazu gehörte auch, dass sich Anderson mit mächtigen, politisch gut vernetzten Personen anlegte.
Im Januar 2023 sorgte der heute 40-Jährige für internationales Aufsehen, als er in einem Bericht Adani beschuldigte, "den größten Betrug in der Unternehmensgeschichte" begangen zu haben. Laut "Bloomberg"-Milliardärs-Index war der indische Tycoon zu diesem Zeitpunkt die viertreichste Person der Welt. Kurz nacheinander veröffentlichte Anderson auch Berichte über Dorseys Block Inc. und Icahns Icahn Enterprises. Alle drei Finanziers und ihre Unternehmen bestritten Hindenburgs Behauptungen vehement. Dennoch musste das Trio in jenem Jahr einen Vermögensverlust von 99 Milliarden Dollar hinnehmen, während ihre börsennotierten Unternehmen bis zu 173 Milliarden Dollar an Marktwert verloren.
Zuletzt nahm Anderson Anfang 2025 den börsennotierten US-Autohändler Carvana Co. ins Visier und shortete das Unternehmen, dem er Bilanzbetrug vorwirft. Der Autohändler wies Hindenburgs Argumente umgehend als "absichtlich irreführend und unzutreffend" zurück. Die Aktie erholte sich schnell.
Quereinsteiger
In seiner Mitteilung beschreibt Anderson seinen Werdegang als kompletter Quereinsteiger. "Ich hatte keinen traditionellen Finanzhintergrund. Keiner meiner Verwandten ist in diesem Bereich tätig. Ich ging auf eine staatliche Schule. Ich bin kein gewiefter Verkäufer. Ich kenne keine der richtigen Kleidungsstücke, die ich anziehen soll. Ich kann nicht Golf spielen. Ich bin kein Übermensch, der mit vier Stunden Schlaf auskommt. In den meisten meiner Jobs war ich ein guter Arbeiter, aber meistens wurde ich übersehen. Als ich anfing, hatte ich kein Geld – und nachdem ich sofort drei Klagen erwischt hatte, hatte ich schnell weniger als kein Geld", so Anderson. Dass es trotzdem weiterging, sei, so Anderson, der nach eigenen Angaben gerade ein neugeborenes Kind hatte und vor der Zwangsräumung stand, dem Whistleblower-Anwalt Bryan Wood zu verdanken, der ihn trotz Geldmangels juristisch unterstützte. (Bloomberg/eml)