Übernahmeangebot rückt näher: Unicredit erhöht Commerzbank-Anteil
Die Unicredit erhöht ihre Beteiligung an der Commerzbank auf rund 26 Prozent und könnte bald ein Übernahmeangebot vorlegen. Während Commerzbank und Bundesregierung Widerstand leisten, zeigen Aufseher keine Bedenken.
Die italienische Großbank Unicredit hat ihren Aktienanteil an der Commerzbank nach eigenen Angaben auf rund 26 Prozent erhöht, berichtet die "Deutsche Presse-Agentur" ("DPA"). Zugleich kündigte das Institut an, auch die verbleibenden Finanzinstrumente "zu gegebener Zeit" in Commerzbank-Aktien umzuwandeln. Damit würde der Anteil auf etwa 29 Prozent steigen. Ab einer Beteiligung von mehr als 30 Prozent ist Unicredit gesetzlich verpflichtet, allen übrigen Aktionären ein offizielles Übernahmeangebot zu unterbreiten.
Orcel wirbt für Fusion
Unicredit-Chef Andrea Orcel wirbt seit Monaten unbeeindruckt von Widerständen in Deutschland für die Vorteile einer grenzüberschreitenden Fusion. Mit der Tochter Hypovereinsbank (HVB) ist das Institut bereits auf dem deutschen Markt präsent und sieht Potenzial im Geschäft mit Privat- und Mittelstandskunden. In Deutschland hingegen herrschen Sorgen, dass eine mögliche Übernahme Stellenabbau und Filialschließungen zur Folge hätte.
Einstieg über den Bund
Im September 2024 nutzte Unicredit den Teilverkauf des Bundes, um im großen Stil bei der Commerzbank einzusteigen. Zunächst lag die direkte Beteiligung bei knapp unter zehn Prozent, weitere knapp 19 Prozent wurden über Finanzinstrumente abgesichert. Anfang Juli wandelte Unicredit einen großen Teil davon in Aktien um und überholte mit etwa 20 Prozent den Bund als größten Anteilseigner. Der deutsche Staat, der die Commerzbank in der Finanzkrise mit Milliarden stützen musste, hält noch gut zwölf Prozent. Weitere Verkäufe schloss die Regierung zuletzt aus.
Widerstand von Bank und Politik
Sowohl die Commerzbank-Führung als auch die Bundesregierung lehnen die italienischen Pläne ab. Vorstand und Betriebsrat bezeichneten das Vorgehen der Unicredit wiederholt als "feindlich". Bundeskanzler Friedrich Merz schrieb in einem Brief an Konzernbetriebsratschef Sascha Uebel, die Bundesregierung setze auf eine "starke und unabhängige Commerzbank". Auch das Finanzministerium bekräftigte seine Ablehnung gegen das "unabgestimmte und unfreundliche" Vorgehen.
Eigenständigkeit als Ziel
Das Management um Konzernchefin Bettina Orlopp setzt auf Eigenständigkeit. Durch Stellenabbau und Effizienzsteigerungen soll die Profitabilität weiter wachsen. Nach einem Rekordgewinn von 2,7 Milliarden Euro 2024 peilt die Bank bis 2028 einen Überschuss von 4,2 Milliarden Euro an. Auch die Eigenkapitalrendite soll von 9,2 Prozent auf 15 Prozent zulegen. Um die Aktionäre bei Laune zu halten, sind steigende Dividenden vorgesehen.
Keine Bedenken von Aufsehern
Behördlicher Widerstand gegen den Einstieg der Unicredit ist bislang nicht erkennbar. Sowohl das Bundeskartellamt als auch die Europäische Zentralbank hatten der Erhöhung des Anteils auf knapp unter 30 Prozent zugestimmt. Kartellamtschef Andreas Mundt erklärte kürzlich: "Wenn es zu einer Folgeentscheidung käme, sehe ich nicht, dass wir das anders sehen würden – die Maßstäbe sind immer dieselben."
Historische Dimension
Eine Übernahme der Commerzbank durch Unicredit wäre der größte Bankendeal mit deutscher Beteiligung seit Jahren. Rückblickend waren ähnliche Fusionen langwierig und schwierig: Die Commerzbank kämpfte nach dem Kauf der Dresdner Bank 2008 lange mit den Folgen. Auch die Integration der Postbank in die Deutsche Bank zog sich über Jahre hin. Der politisch unterstützte Versuch, Deutsche Bank und Commerzbank zu einem "nationalen Champion" zu fusionieren, scheiterte 2019. (mb)















