Studie zeigt: Deutschlands Banken kürzen Gehälter in der Chefetage
In einigen Bereichen der deutschen Bankenbranche entwickeln sich die durchschnittlichen Gehälter derzeit rückläufig. Das zeigen Daten, die der börsennotierte Personaldienstleister Robert Half zusammengetragen hat.
"Die Gehälter für Spitzenpersonal im Banken- und Finanzdienstleistungsbereich sind deutlich gesunken. Die Unternehmen sparen in diesen Rollen, um höhere Gehälter für juniorigere Positionen zu ermöglichen", sagte Emine Yilmaz, Vice President bei Robert Half für Festanstellungen in Deutschland, Frankreich und der Schweiz, gegenüber "Bloomberg News".
Die Unternehmen haben ihren Worten zufolge zwar weiter Bedarf an versierten Fachkräften und Talenten, müssten jedoch auch ihre finanzielle Lage in die Personalstrategie einbeziehen. Wirtschaftliche Unsicherheiten führten dazu, dass sie nach einer "entsprechenden Balance zwischen Mitarbeitergewinnung und Gehaltsstruktur abwägen" würden.
In der Tat stehen Banken vor unsicheren Zeiten. Zum einen stellen sie sich auf geringere Zinsüberschüsse ein. Zum anderen haben die Firmeninsolvenzen in Deutschland zuletzt deutlich angezogen, was die Gefahr von Kreditausfällen erhöht. Vielerorts wurde dafür bereits Risikovorsorge gebildet, was die Gewinne der Banken belastet.
Gehaltsrückgänge gibt es laut Robert Half beispielsweise im Bereich Debt Capital Markets/Fixed Income Sales. Hier können Analysten mit fundierter Berufserfahrung aktuell ein Durchschnittsgehalt von 60.500 Euro erzielen, nach 68.500 Euro vor einem Jahr. Managing Directors mit fundierter Berufserfahrung kommen auf 226.500 Euro, nach zuvor 318.500 Euro. Senior Risk Officers mit fundierter Berufserfahrung erhalten nur noch 80.750 Euro, vor einem Jahr waren es noch 86.500 Euro.
Bei den ermittelten Verdiensten handelt es sich um die Anfangsvergütung, das heißt um den Verdienst einer Person, die neu in ein Unternehmen eingetreten ist. Nicht enthalten sind Boni, Zusatzleistungen oder geldwerte Vorteile.
Renteneintritte als große Herausforderung
Dass sich deutsche Banken bei der Rekrutierung zunehmend auf junge Experten und Berufseinsteiger konzentrieren, liegt laut Yilmaz auch daran, dass sie "den demografisch bedingten starken Pensionierungen in den nächsten Jahren vorbeugen" wollen.
Renteneintritte stellen eine große Herausforderung für die Branche dar. Einer Umfrage von "Bloomberg" zufolge werden beispielsweise die Spitzeninstitute von Sparkassen und Genossenschaftsbanken in Deutschland über die nächsten zehn Jahre Tausende von Mitarbeitern wegen des demografischen Wandels verlieren. Dekabank, LBBW und Helaba erwarten, dass über diesen Zeitraum bis zu 30 Prozent ihrer Beschäftigten in Rente gehen werden.
Yilmaz betonte zwar, dass das Gehalt grundsätzlich das ausschlaggebende Argument bei der Entscheidung für oder gegen einen Arbeitsplatz bleibe. Die Bedeutung sonstiger Angebote nehme jedoch zu. "Wir sehen zum Beispiel einen deutlichen Trend dahingehend, dass Mitarbeiter sich vor allem in der Anstellung weiterentwickeln wollen", sagte sie. Ein Beispiel dafür sei etwa ein berufsbegleitendes Studium. (mb/Bloomberg)