Studie: Preise für Indexlizenzen klaffen enorm auseinander
Der Boom der passiven Geldanlage bescherte den Indexanbietern massive Einnahmen. Doch deren Gebührenpolitik ist äußerst undurchsichtig, zeigt eine Studie. Demnach können die Abrechnungen für Nutzung eines Index sehr unterschiedlich ausfallen.
Die Gebühren für die Nutzung von Börsenbarometern klaffen erheblich auseinander. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung des Analysehauses Substantive Research, über die die Wirtschaftszeitung "Financial Times" berichtet. Demnach können die Preise für an sich ähnliche Lizenzpakete um das 13-Fache voneinander abweichen. Die Auswertung fußt auf den Angaben von 40 Fondsanbietern, die zusammen ein Vermögen von rund fünf Billionen US-Dollar verwalten.
Die Indexbranche ist ein Milliardengeschäft. Anbieter wie MSCI, S&P Dow Jones oder FTSE Russell haben im Jahr 2021 Umsätze in Höhe von rund fünf Milliarden US-Dollar erzielt – 23 Prozent mehr als im Vorjahr. Dies zeigt eine Auswertung der Unternehmensberatung Burton-Taylor International. Die Branche profitiert dabei einerseits vom Boom passiver Investments. Die Anbieter von börsengehandelten Indexfonds (ETFs) zahlen Lizenzgebühren an die Indexkonstrukteure. Diese hängen häufig vom Volumen der Produkte ab. Daneben nutzen Banken und Asset Manager die Barometer als Vergleichsmaßstab.
Geheimnistuerei
Die Gebührenerhebung in der Branche ist jedoch sehr unübersichtlich, offenbart die Studie. "Die Kosten für Indexlizenzen können je nach den Vertragsbedingungen stark variieren", sagte Mike Carrodus, Geschäftsführer von Substantive Research, der "Financial Times". Indexanbieter würden auch Quersubventionen für ihr gesamtes Sortiment anbieten, sodass ein Nutzer möglicherweise einen Rabatt erhalte, wenn er ein anderes Produkt dazukauft. "Aber die Anwendung von Rabatten scheint ebenso uneinheitlich zu sein", berichtete Carrodus. Das erschwere es den Lizenznehmern, einzuschätzen, ob sie im Vergleich zum Wettbewerb viel oder wenig für einen Index zahlen.
Die offenbar undurchsichtige Gebührenpolitik der Barometerbauer hat in der Finanzbranche Unmut geschürt. So hatten im Sommer 2021 der Branchenverband der europäischen Asset-Management-Industrie Efama sowie die internationale Kapitalmarkt-Lobby ICSA in einem gemeinsamen Papier in ungewöhnlich scharfem Ton über hohe Preise und komplizierte Lizenzverträge von Börsenindizes gewettert. Die Branchenvertreter beklagten die dominante Marktstellung der Indexanbieter.
Wettbewerb verzerrt?
Die britische Finanzaufsicht FCA wiederum hatte im Januar 2022 angekündigt, die Preise auf den Märkten für Börsenindizes und Benchmarks, Kreditratings sowie bei Handelsdaten zu untersuchen. Damit reagierte die FCA auf eine Umfrage unter Branchenteilnehmern, welche die Behörde im Frühjahr 2020 gestartet hatte. Diese hatte ergeben, dass einige Finanzmarktakteure fürchten, dass der Wettbewerb nicht so gut funktioniert oder gar gestört ist. (ert)