Streit um Verkauf von Wefox
Bei Wefox läuft es wohl schon seit einiger Zeit nicht mehr rund. Daher wollen nun einige Anteilseigner das Berliner Insurtech zerschlagen und veräußern. Die Gründer und andere Investoren sind aber dagegen.
Die Turbulenzen bei Wefox nehmen zu. Verschiedene Medien hatten zuletzt über interne Machtkämpfe beim Berliner Insurtech berichtet, nachdem Anfang März der Mitgründer Julian Teicke den Chefposten an Mark Hartigan übergeben hatte. Zuvor hatte die Gesellschaft im Sommer 2023 die Änderung ihres Geschäftsmodells verkündet: Nachdem Wefox versucht hatte, auch mit einem eigenen Versicherer durchzustarten, fokussiert es seitdem wieder auf das Vermittler- und Maklergeschäft. Der hauseigene Digitalversicherer Wefox Insurance schrieb zuletzt rote Zahlen.
Nun berichtet "Bloomberg", dass mit Mubadala Investment einer der Investoren vorgeschlagen hat, das angeschlagene Insurtech Wefox an den britischen Versicherungsmakler Ardonagh zu verkaufen. Bei diesem Deal könnten die Gründer und frühe Investoren aber nur geringe oder gar keine Gewinne erzielen.
Bewertung von 550 Millionen Euro
Laut einer "Bloomberg" vorliegenden Präsentation hat Mubadala, der Staatsfonds von Abu Dhabi, anderen Wefox-Aktionären ein Angebot unterbreitet, in dem es heißt, dass ein Gebot von Ardonagh erwartet wird, das das deutsche Unternehmen mit bis zu 550 Millionen Euro bewertet. Mubadala führte 2022 eine Finanzierungsrunde für Wefox an, die das Unternehmen mit 4,5 Milliarden Dollar bewertete.
Nach den Angaben in der Präsentation, die an die Hauptaktionäre des Unternehmens gerichtet war, darunter Chrysalis Investments, G-Squared, Horizons, Lightrock und Target Global, verloren die Berliner im vergangenen Jahr über 100 Millionen Euro und benötigen bis Ende des Jahres zusätzliches Kapital in Höhe von 60 bis 70 Millionen Euro.
Wefox-Gründer lehnen Deal ab
Die Gründer von Wefox und einige frühe Investoren lehnen den Deal aber ab und haben einen alternativen Plan vorgelegt, der eine neue Finanzierungsrunde durch bestehende Investoren vorsieht. Das berichteten Personen, die mit der Situation vertraut sind, der Nachrichtenagentur. Unter anderem sollen Chrysalis und Target den Alternativplan der Wefox-Gründer unterstützen. Chrysalis arbeite an einer Finanzierungsrunde in Höhe von 50 Millionen Euro, an der es sich mit 15 Millionen Euro beteiligen würde, heißt es in einer separaten Wefox-Präsentation, die "Bloomberg" vorliegt. Vertreter von Mubadala, Wefox, Ardonagh, Target und Chrysalis lehnten einen Kommentar gegenüber "Bloomberg" ab.
Der von Mubadala vorgeschlagene Deal würde Wefox, das in acht Ländern tätig ist und über zwei Millionen Kunden hat, in zwei Teile aufspalten. Ardonagh würde den Kern des Unternehmens übernehmen und gewisse Zahlungen leisten, wenn die Aktien von Ardonagh an Wert gewinnen. Ein separates Unternehmen, bestehend aus der Technologieplattform und dem Schweizer Geschäft von Wefox, würde gegründet und von den frühen Investoren und Aktionären gehalten werden.
Großes Risiko für Altaktionäre
Dieser Plan würde die Altaktionäre einem erheblichen Risiko aussetzen, ihre gesamte Investition zu verlieren, sofern das neue Unternehmen nicht sehr profitabel wird. Im Gegensatz dazu könnten Investoren, die erst im Rahmen der Finanzierungsrunde 2022 zu Wefox gekommen sind, am Ende mehr ausgezahlt bekommen, als sie investiert haben. Grund dafür sind vertragliche Klauseln, sogenannte Liquidationspräferenzen. Diese positionieren sie im Falle eines Verkaufs in der Auszahlungsreihenfolge vor die anderen Anteilseigner. Die Vorschläge werden wahrscheinlich auf einer außerordentlichen Hauptversammlung der Wefox-Aktionäre diskutiert, die für den 28. Juni angesetzt ist, wie aus den Unterlagen hervorgeht, die "Bloomberg" einsehen konnte. (Bloomberg/jb)