Der frühere Starmanager Neil Woodford plant den Start eines Abo-Dienstes für Investment-Tipps. Dies kündigte Woodford auf seinem Finanzblog "Woodfordviews" an. Die Wirtschaftszeitung "Financial Times" berichtete zuerst über die Pläne. Der einstige Starmanager hatte 2019 seinen Woodford Equity Income Fund schließen müssen, seine Gesellschaft wurde abgewickelt. In den Flaggschiff-Fonds hatten viele britische Privatanleger investiert, die mit Verlusten ringen.

Nach einer anhaltenden Leistungsschwäche hatten Anleger immer mehr Geld aus den Portfolios abgezogen. Woodford hatte in zum Teil illiquide Titel investiert. Um die Vorschriften zu umgehen, die eine Maximalquote von nicht-börsennotierten Titeln vorgeben, ließ er einige Papiere auf dem Parkett der Kanalinsel Guernsey listen, wie Ermittlungen der britischen Finanzaufsicht FCA später zutage förderten.

"Finanzmärkte immer unberechenbarer"
Woodford hatte danach ein Finanzblog aufgebaut, auf dem er seine Marktsicht kundtut. Nun will er dies um konkrete Investment-Tipps erweitern. "In den letzten Wochen sind die Finanzmärkte immer unberechenbarer geworden – sie schwanken zwischen Optimismus und Panik und wieder zurück, oft innerhalb eines einzigen Nachrichtenzyklus", schreibt Woodford. "Genau in solchen Momenten sind klares Denken, Geduld und Erfahrung am wichtigsten." Das sei auch der Grund, warum er sich entschlossen habe, die Anlagestrategie-Plattform "W4.0" ins Leben zu rufen, an der er im vergangenen halben Jahr "im Stillen" gearbeitet habe.

"Finanzprodukte wie vor 30 Jahren"
Woodford verweist darauf, dass er 1987 einen der ersten Fonds für das Aktiensparen für Privatanleger in Großbritannien aufgelegt habe. "Seitdem haben wir enorme Technologiesprünge erlebt – Echtzeitdaten, Online-Handel, neue Möglichkeiten des Marktzugangs", führt der Ex-Manager aus. "Aber trotz all dieser Fortschritte sehen die Finanzprodukte, die den meisten Menschen angeboten werden, immer noch so aus wie vor 30 Jahren: starr, undurchsichtig und teuer."

"Das Aufkommen von Online-Plattformen und Copy-Trading zeigt, dass viele Menschen eine aktive Rolle beim Aufbau ihrer Portfolios übernehmen wollen", erläutert Woodford. "Aber während sich ein Teil davon in Richtung Spekulation und Volatilität entwickelt hat – was ich als Glücksspiel und nicht als Investition bezeichnen würde – gibt es auch eine wachsende Nachfrage nach etwas Durchdachterem." W4.0 könne die Lücke füllen, Portfolios für "langfristige Ziele und nicht für kurzfristigen Nervenkitzel zu konstruieren".

Kein angemessenes Liquiditätsprofil
Die Ideen der Plattform könnten die Abonnenten über ihren eigenen Broker umsetzen. "Sie können diese Strategien unverändert befolgen oder sie an Ihre Bedürfnisse anpassen", wirbt Woodford. "Sie behalten die Kontrolle – aber Sie sind nicht auf sich allein gestellt." Da er nicht an die "Zwänge von Fondsauflegungen oder Mindestgrößen gebunden" sei, "kann ich mehr Strategien, mehr Ideen und mehr Aktualisierungen weitergeben, als es in einer traditionellen Fondsstruktur jemals möglich wäre", ergänzt Woodford.

Die britische Finanzaufsicht warf in einem im April 2024 veröffentlichten Bericht zu dem Fall Woodford und seiner Gesellschaft Woodford Investment Management vor, kein angemessenes Liquiditätsprofil für den Fonds aufrecht erhalten und nicht angemessen auf die Verschlechterung der Liquidität des Portfolios reagiert zu haben. Auch dem Administrator des Fonds, der Gesellschaft Link Fund Solutions, wirft die Behörde Defizite vor.

Erhebliche Verluste erlitten
Link Fund Solutions hat eine Entschädigungszahlung in Höhe von 235 Millionen britischen Pfund an die Anleger des Equity Income Fund geleistet, jedoch "kein Eingeständnis der Haftung" gegeben, wie das Haus damals betonte. Link Fund Solutions wurde an die Waystone-Gruppe verkauft. Woodford bestritt die Vorwürfe, räumte jedoch ein, dass Anleger erhebliche Verluste erlitten hätten. Gegenüber dem Branchendienst "Financial News" betonte er nun, dass er weiterhin gegen die Schlüsse der FCA vorgehen werde. (ert)