Skandalmanager einigt sich mit GAM auf Waffenstillstand
Tim Haywood geht nicht mehr gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber GAM vor. Die Schweizer Fondsgesellschaft hatte den Manager wegen "groben Fehlverhaltens" gefeuert. Seine Fonds mussten aufgelöst werden. Haywood hält den Rauswurf allerdings nach wie vor für ungerechtfertigt.
Die Fondsgesellschaft GAM hat sich mit dem einstigen Starmanager Tim Haywood auf einen Stillhaltepakt geeinigt. Der Züricher Asset Manager hatte Haywood bekanntermaßen wegen "groben Fehlverhaltens" entlassen. Er soll gegen interne Vorschriften verstoßen haben. Haywood hatte weitgehend illiquide Papiere von Firmen des indisch-britischen Unternehmers Sanjeev Gupta gekauft. Der Manager der milliardenschweren Absolute-Return-Bond-Strategien wollte juristisch gegen seine Entlassung vorgehen.
Nun haben beide Seiten den Streit jedoch beigelegt – zumindest vorerst. "Während das Unternehmen nach wie vor zur Erkenntnis steht, dass ein grobes Fehlverhalten seitens Tim Haywood vorlag, ist es mit ihm übereingekommen, dass basierend auf dem heutigen Kenntnisstand keine Partei die andere verklagen wird", teilt die Gesellschaft mit. Diese Formulierung lässt also die Hintertür für eine Wiederaufnahme der Auseinandersetzung offen, sollten neue Fakten ans Licht kommen.
Zu hohe Anwaltskosten
Nach Bekanntwerden der Vorgänge hatten Anleger in großem Stil Kapital aus den Haywood-Fonds, aber auch aus anderen GAM-Produkten abgezogen. Die von Haywood gelenkten Portfolios mussten liquidiert werden. Der Asset Manager schlidderte in eine schwere Krise, Vorstandschef Alexander Friedman trat zurück. Übergangsweise führte David Jacob die Geschäfte. Mit dem Blackrock-Manager Peter Sanderson hat GAM einen neuen Firmenlenker gefunden. Das Haus wolle sich nun auf die künftige Ausrichtung seines Geschäfts fokussieren, teilte die Gesellschaft ferner mit.
Haywood wiederum hält seinen Rauswurf nach wie vor für ungerechtfertigt. Er wolle nur nicht weiter gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber vorgehen, da die zu erwartenden Anwalts- und Verfahrenskosten die erzielbaren Ausgleichszahlungen weit übersteigen würden, teilte der Ex-Portfoliomanager dem Branchendienst "Financial News" mit. Zudem zeigte er sich zufrieden, dass die Anleger seiner früheren Fonds ihr Geld weitgehend ausbezahlt bekommen.
Geld zurück
GAM hatte Mitte Juli 2019 mitgeteilt, dass durch den Verkauf der in den Portfolios gehaltenen Vermögenswerte Anleger im Schnitt 100,5 Prozent des Nettoinventarwertes erhalten, der zu Beginn des Liquidationsprozesses Anfang September 2018 in den jeweiligen Fonds festgestellt worden war. Die Schweizer Fondsgesellschaft hatte Haywood vor einem Jahr suspendiert. Angesichts der massiven Mittelabzüge durch Anleger musste das Haus die Fonds zunächst einfrieren und beschloss dann, sie aufzulösen. (ert)