Signa: Neue Verlustdimensionen und Klage gegen Bank
Im Jahr vor der Insolvenz hatte die Signa-Holding bereits weit über eine halbe Milliarde Euro Verlust gemacht, berechneten Sachverständige. Beim Gruppenunternehmen Signa Prime wiederum gibt es eine Anfechtungsklage gegen die Schweizer Bank Julius Bär.
Am 29. November 2023 beantragte die Signa Holding GmbH die Insolvenz. Bereits ein Jahr davor fuhr das Unternehmen einen Betriebsverlust in Höhe von rund 650 Millionen Euro ein. Das teilt Insolvenzverwalter Christof Stapf mit, der sich dabei auf eine Berechnung von Deloitte Financial beruft.
Schon davor war bekannt, dass die Sachverständigen den wahren Eintritt der Zahlungsunfähigkeit bereits mit spätestens November 2022 datieren. Der lange Weg des Immobilienkonzerns von der faktischen in die offizielle Pleite ist ein wesentlicher Aspekt der Auseinandersetzungen vor Gericht.
Klage gegen Julius Bär
Das zeigt eine Anfechtungsklage gegen das Schweizer Bankhaus Julius Bär, die Norbert Abel, Masseverwalter des Signa-Edelzweigs Signa Prime Selection (SPS), eingebracht hat. Nach Berichten von "News" und "Krone" wirft Abel dem Institut vor, kurz vor Insolvenzeröffnung noch in millionenschwere Transaktionen mit Signa involviert gewesen zu sein – zum Nachteil der Gläubiger.
Im Zentrum steht ein 200-Millionen-Euro-Kredit von Julius Bär an die Signa Zürich, bei dem es Rückzahlungsschwierigkeiten gab. Signa Prime war Garantiegeberin. Laut den Berichten herrschte in der Bank Unsicherheit über die Rückführbarkeit. In den letzten Tagen des Jahres 2022 soll ein Bankmitarbeiter die Prime Selection gebeten haben, das Konto der Signa Zürich mit 60 Millionen Euro einzudecken. Auf diese Weise konnte das schlecht laufende Kreditexposure für Darstellungszwecke – sehr kurz – glänzen; Signa Zürich überwies das Geld im neuen Jahr sofort wieder an die Prime Selection zurück, was die Bank laut veröffentlichten Kommunikationsausschnitten von Anfang an wusste.
Sondertilgung
Im Februar 2023 brauchte Signa Zürich dann laut "News" zum wiederholten Mal eine Kreditstundung. Die bekam sie, im Gegenzug für eine Sondertilgung in Höhe von 50 Millionen Euro. Auch diesen Betrag überwies demnach die SPS.
Geht es nach Masseverwalter Abel hätte die Bank als langjährige Geschäftspartnerin von Signa-Gesellschaften die Lage besser einschätzen können müssen, beziehungsweise die SPS besser prüfen müssen. Die Prime Selection habe sich damals die Zahlungen nur noch durch eine Loch-auf-Loch-zu-Politik leisten können. Abel fordert im Namen der Gläubiger über 62 Millionen Euro von Julius Bär. Die Bank wies seine Vorwürfe gegenüber den Medien als "unbegründet und haltlos" zurück.
Undurchsichtiges Konstrukt
Der Signa-Gruppe des in Untersuchungshaft sitzenden Tiroler Investors René Benko werden rund tausend Gesellschaften zugerechnet. Eine Konzernbilanz gab es nie – dann wären die Probleme vermutlich früher offenbar geworden.
Lange vor dem Zusammenbruch gab es aber kritische Medienberichte zur Lage, und die Banken, die mit Signa zusammenarbeiteten, wussten offenbar ebenfalls von der schwierigen Lage. Bereits 2020 waren die Signa-Exposures der EZB aufgefallen. Ab 2021 führte die österreichische Finanzmarktbehörde FMA dazu direkte Gespräche mit Bankvorständen. (eml)















