Shareholder Value Management hat den Frankfurter Stiftungsfonds neu ausgerichtet und umbenannt. Der zuletzt rund 20 Millionen Euro schwere einstige defensive Mischfonds, der in der Außenwahrnehmung stets im Schatten des wesentlich größeren Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen stand, heißt nun Frankfurter Long-Term Value Fund und konzentriert sich auf Aktien.

Hinzu kommt eine weitere Neuerung: "Der Frankfurter Long-Term Value Fund ist unser erster Fonds, der nicht mehr nur von Shareholder Value beraten wird, sondern zusätzlich von einem weiteren Berater", sagt Philipp Prömm, Vertriebsvorstand von Shareholder Value Management. Bei diesem Fondsberater, der Long-Term Group, handelt es sich um einen Zusammenschluss mehrerer Investoren, die parallel ihre eigenen Aktienfonds weiterführen. Im Einzelnen sind dies Clemens Lotz (Intrinsic, ISIN: DE000A2N68Y6), Martin Possienke (Falkenstein Fonds, DE000A2N6808), Laurenz Nienaber (Compound Interest, DE000A0RAAZ9) und Mathias Saggau (Partners Fund, DE000A0RAAV8).

Flaggschiff mit Beibooten
Diese vier Investoren kennt Jens Große-Allermann, der seit gut einem Jahr im Vorstand von Shareholder Value Management sitzt, bestens aus seiner früheren Tätigkeit. Bevor er an die Seite von Shareholder-Value-Chef Frank Fischer rückte, war er mehr als 15 Jahre lang Vorstand der Investmentaktiengesellschaft für langfristige Investoren TGV, dem Family Office des Verlegers und Investors Norman Rentrop. Diese Bonner Gesellschaft verwaltete nicht nur den milliardenschweren Aktienfonds Langfrist 1, sondern auch eine Reihe kleinerer Fonds, die von ehemaligen Partnern des Family Office geführt wurden. "Wir setzten die Fonds auf und gaben ihnen Startkapital", berichtet Große-Allermann im Gespräch mit FONDS professionell ONLINE. "Dafür tauschten wir uns intensiv über Research-Themen und Investmentideen aus. Einige davon haben wir dann im Langfrist 1 aufgegriffen."

Dieses Flaggschiff des Family Office erwirtschaftete seit der Auflage 2008 bis zu seiner Schließung im Herbst vergangenen Jahres eine Performance von rund zwölf Prozent per annum. Die Outperformance zum MSCI World bezifferte sich auf 1,5 Prozentpunkte pro Jahr – ein ansehnlicher Erfolg. Mit dem Ende des Langfrist 1 suchten auch die Fonds-Beiboote einen neuen Hafen. Die vier oben genannten Aktienfonds dockten bei der Kölner Service-Kapitalverwaltungsgesellschaft Monega an. Ihre Macher beraten nun auch den Frankfurter Long-Term Value Fund.

Jeder Manager steuert fünf Ideen bei
Damit führt Große-Allermann gewissermaßen die bewährte Zusammenarbeit aus vergangenen Zeiten fort. "Für circa ein Drittel des Portfolios ist Shareholder Value Management verantwortlich, für die anderen zwei Drittel die Long-Term Group", erläutert er. "Jeder der vier Manager steuert seine besten fünf Aktienideen bei." Grundsätzlich erhält jede Empfehlung das gleiche Gewicht im Portfolio. "Allerdings berücksichtigen wir einen Titel höchstens zwei Mal", sagt Große-Allermann. Das soll Unwuchten im Portfolio verhindern. "Es kann durchaus passieren, dass mehrere Advisor die gleichen Aktienideen äußern, schließlich haben alle ihr Handwerk bei uns gelernt und wurden entsprechend geprägt."

Und worauf achten Große-Allermann und seine Gleichgesinnten bei ihren Investments? "In erster Linie sind wir Value-Investoren", sagt er. "Allerdings schauen wir nicht zuerst auf die Bewertung einer Aktie, sondern kommen von einer ganz anderen Seite: Wir beschäftigen uns bis ins Detail mit der Unternehmenskultur. Denn wir sind überzeugt davon, dass sich ein Wettbewerbsvorteil langfristig nicht vor allem über tolle Patente oder ein ausgefeiltes Vertriebssystem verteidigen lässt, sondern vielmehr über ein überlegenes Wertekonstrukt."

Ein Firmenflugzeug? Schwierig…
Große-Allermann nennt zwei Beispiele, welche Auswirkungen ein Kulturwandel im Unternehmen auf das operative Geschäft haben kann. "Erinnern Sie sich noch daran, wie sich früher alle über die Fehleranfälligkeit der Microsoft-Produkte aufgeregt haben? Damals stand Steve Ballmer an der Spitze des Konzerns. Sein Nachfolger Satya Nadella pflegt einen völlig anderen Führungsstil. Es braucht eine Weile, eine Unternehmenskultur zu ändern, aber Nadella ist es offensichtlich gelungen. Mittlerweile gibt es kaum noch Beschwerden über das Microsoft-Paket." Auf eine ähnliche Entwicklung baut er beim französischen Rückversicherer Scor: "Gelingt der neuen Konzernführung der Kulturwandel, dürfte sich der Bewertungsabschlag der Aktie im Vergleich zu Titeln von Wettbewerbern wie Munich Re oder Hannover Rück über die Zeit abbauen."

Einen Hinweis auf die Unternehmenskultur kann schon ein Besuch der Firmenzentrale geben. "Wenn die Parkplätze direkt am Haupteingang für die Vorstände reserviert sind, ist das schon mal ein Indikator dafür, dass nicht unbedingt der Kunde im Mittelpunkt steht", sagt Große-Allermann. Er verweist auch auf eine Studie, laut der Konzerne, die sich ein Firmenflugzeug leisten, an der Börse underperformen. "Ein Firmenflugzeug ist zwar kein No-Go für uns. Aber in Kombination mit anderen 'Red Flags' kann es schon ein Hinweis darauf sein, lieber nicht zu investieren."

Narzissten im Management vermeiden
In Summe bezeichnet Große-Allermann seinen Investmentansatz als "Kombination aus Fleißarbeit und Wissenschaft". Dabei wandeln er und seine Kollegen mitunter auch auf neuen Pfaden. "Wir setzen seit einiger Zeit eine Software ein, die KI-gestützt Hinweise darauf gibt, ob der Vorstandschef ein Schwerstnarzisst ist. Denn Narzissten sind im Management zwar regelmäßig einige Zeit sehr erfolgreich, das Ganze endet aber oft im Desaster. Dieses Risiko möchten wir ausschließen." (bm)