Sagenhaftes Wachstum der Fondsanbieter findet jähes Ende
Die Asset-Management-Industrie erfreute sich über ein Jahrzehnt an fabelhaften Zuwächsen. Doch Krieg, Inflation und Rezession brechen den Aufwärtstrend. Die Anbieter müssen die Kosten kappen. Eine Gruppe konnte sich jedoch gut für den Gegenwind wappnen.
Das über Jahre reichende, rasante Wachstum der Fondsbranche ist im ersten Halbjahr 2022 zum Erliegen gekommen. Aufgrund der Kurseinbrüche an den Aktien- wie den Anleihenmärkten schrumpften verwaltetes Vermögen und Gewinn der wichtigsten Anbieter. Dies zeigt eine Analyse der Unternehmensberatung Strategy&. Die Experten untersuchten dabei die Entwicklung von 46 ausgewählten Asset Managern vom Jahr 2017 bis zum ersten Halbjahr 2022.
So steigerten die betrachteten Anbieter allein 2021 das verwaltete Vermögen um 16 Prozent. In den ersten sechs Monaten 2022 ging das betreute Volumen dann aber um neun Prozent zurück. Die operativen Kosten schnellten um 22 Prozent in die Höhe. Die Gewinne gingen um sechs Prozent auf 10,3 Millionen US-Dollar je Milliarde verwaltetes Vermögen zurück. In der Folge verschlechterte sich das Aufwand-Ertrags-Verhältnis (Cost-Income-Ratio) von 58 auf 65 Prozent.
Die Großen wachsen schneller
Auffällig ist auch die Verteilung des Wachstums über das vergangene Jahrzehnt. So waren es die US-amerikanischen Branchenriesen, die das verwaltete Vermögen in außerordentlich hohem Maße steigern konnten. Der weltweite Primus Blackrock baute das Fondsvolumen von 2017 bis 2021 um sagenhafte 208 Prozent aus. Der nach verwaltetem Vermögen zweitplatzierte Anbieter Vanguard steigerte das Geschäft sogar um 298 Prozent. Fidelity erreichte immerhin 211 Prozent. Sie dürften besser mit dem anstehenden Gegenwind klarkommen.
Europäische und speziell deutsche Anbieter konnten bei diesem Tempo nicht mithalten. Deutschlands Top-Haus DWS steigerte von 2017 bis 2021 das verwaltete Vermögen lediglich um 53 Prozent. Die Dekabank schaffte dagegen immerhin 151 und Union Investment 138 Prozent Steigerung. Die Allianz mit ihren Töchtern Allianz Global Investors und Pimco erreichte wiederum nur 70 Prozent Zuwachs beim verwalteten Vermögen. Europas größter Asset Manager, die französische Amundi, steigerte das Volumen um 163 Prozent.
Kosten rücken in den Fokus
Entsprechend konnten die großen Anbieter in den vergangenen Jahren ihre Größenvorteile nutzen und ein überproportionales Wachstum erzielen. Angesichts der Kehrtwende im Jahr 2022 rückt laut den Branchenkennern von Strategy& ein anderes Thema auf der Agenda nach oben: Kostendisziplin. "Angesichts der weltweiten Unsicherheit und der drohenden Rezession stehen auch die Aktienkurse der Asset Manager unter Druck", erläutern die Analysten. Daher müssten die Anbieter ihre Kosten trimmen, etwa bei unergiebigen Vertriebskanälen oder teuren Entwicklungsprojekten. (ert)