Rekordabflüsse: Credit-Suisse-Kunden ziehen 111 Milliarden Franken ab
Der Vertrauensverlust bei den Kunden der Credit Suisse führte zum fünften Quartalsverlust in Folge und bringt das schlimmste Jahr seit der Finanzkrise zu einem noch etwas schlimmeren Abschluss als erwartet.
Der über den Erwartungen liegende Nettoverlust von 1,39 Milliarden Franken in den drei Monaten bis Dezember wurde durch Verluste im Wealth Management und in der Investmentbank verursacht, wie die Credit Suisse mitteilte. Nach einem sprunghaften Abzug von Kundengeldern seit Anfang Oktober summierten sich die Abflüsse auf 110,5 Milliarden Franken. Die Bank erwartet auch für das laufende Jahr einen "erheblichen" Vorsteuerverlust.
Nach einer im Oktober bekannt gegebenen strategischen Neuausrichtung trennt sich die Credit Suisse von Teilen ihrer Investmentbank und konzentriert sich wieder auf ihr Kerngeschäft Wealth Management. Die Geschäftsleitung hat Ende vorigen Jahres eine Kapitalerhöhung über vier Milliarden Franken durchgeführt und baut bis zu 9.000 Stellen ab, um bis 2024 wieder profitabel zu werden.
Kunden sorgen sich um Stabilität und Fähigkeit zur Umstrukturierung
Bereits im November hatte die Bank bekannt gegeben, dass Kunden in den ersten beiden Oktoberwochen 84 Milliarden Franken von ihren Konten abgezogen hatten, weil sie sich Sorgen über die Stabilität und die Fähigkeit der Bank zur Umstrukturierung machten. Laut Credit Suisse entfielen rund zwei Drittel der Abflüsse auf diesen Zeitraum.
"Obwohl die Bank weiterhin proaktive Maßnahmen ergreift, um Kundengelder zurückzugewinnen, werden die niedrigeren Kundeneinlagen und verwalteten Vermögen voraussichtlich zu einem Rückgang des Zinserfolgs und der wiederkehrenden Kommissions- und Gebührenerträge führen", teilte die Credit Suisse mit. "Unsere Performance im weiteren Jahresverlauf 2023 hängt von der Umsetzung unserer Strategie, den Netto-Mittelflüssen und den Marktbedingungen ab."
Die Verluste unterstreichen die Dringlichkeit für Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann und CEO Ulrich Körner, die Credit Suisse wieder auf eine nachhaltige Basis zu stellen. Der Kauf der Investmentboutique M. Klein & Co. für 175 Millionen US-Dollar ist nun in trockenen Tüchern und damit ein Meilenstein beim Aufbau der neuen Marke Credit Suisse First Boston erreicht. Auch beim Verkauf der Verbriefungssparte an Apollo Global ist man weitergekommen und wird im ersten Quartal 800 Millionen Dollar Gewinn verbuchen. (mb/Bloomberg)