Der US-Private-Markets-Spezialist iCapital will seine vor vier Jahren begonnene internationale Expansion weiter aus der Schweiz heraus vorantreiben. Dabei spiele die gesamte DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) eine wichtige Rolle, sagte Marco Bizzozero, Head of International, in einem Gespräch mit der Redaktion. Er arbeitet vom Schweizer Standort aus. In Österreich und Deutschland seien für 2025 "ein paar große Projekte in der Pipeline", sagte Bizzozero, ohne konkretere Angaben zu machen. Ein eigenes Büro in diesen zwei Ländern sei zwar momentan noch nicht geplant, aber künftig auch nicht unrealistisch.

Neue Büros will iCapital 2025 in den Vereinigten Arabischen Emiraten und in Australien eröffnen, so Bizzozero. Gleichzeitig bleibt Zentraleuropa für die Internationalisierung wesentlich. "Viele globale Wealth Manager sind in der DACH-Region angesiedelt. Das heißt, selbst wenn man das Geschäft in Asien ausbauen möchte, handelt es sich oft um Kunden, die man von hier aus betreut", so Bizzozero.

Assets verdoppelt
Die 2013 gegründete Plattform verzeichnet wegen des zunehmenden Anleger-Interesses an Privatmarktinvestitionen seit Jahren hohes Wachstum. Allein in den vergangenen drei Jahren verdoppelte sich das Vermögen, das über die Plattform abgewickelt wird. Mehr als 200 Milliarden US-Dollar sind es momentan, verteilt auf über 1.600 Private-Markets-Fonds, während es Ende 2021 rund 100 Milliarden Dollar in über 800 Fonds waren. Die Mitarbeiterzahl hat das Unternehmen nach eigenen Angaben von rund 700 auf gut 1.600 ebenfalls stark ausgebaut.

Noch speist sich diese Dynamik hauptsächlich aus US-Geldern. Vier Jahre nach Beginn der Internationalisierungsstrategie stammen 30,5 Milliarden US-Dollar der über die iCapital kanalisierten Assets von Investoren außerhalb der USA. Die Hälfte davon kommt aus Asien, und bei der anderen Hälfte mache Europa einen wesentlichen Anteil aus, wie es heißt.

Gesamtmarktprognose: Plus 50 Prozent bis 2030
Wachstumsziele für die internationale Expansion nennt Bizzozero zwar nicht, doch die Hoffnungen auf starke Zuwächse außerhalb der USA sind angesichts der globalen Prognosen hoch. So gehen etwa Analysten von Blackrock ("2025 Ausblick Privatmärkte") davon aus, dass der Markt, der aus zahlreichen Subsektoren wie Private Equity, Private Debt oder Real Assets besteht, von weltweit momentan 13 Billionen US-Dollar allein bis 2030 um über 50 Prozent auf rund 20 Billionen Dollar anwächst. Als ein Treiber gilt laut den Studienautoren die Vermögensverwaltung. Rund um den Globus stehen die Anbieter immer stärker unter dem Druck, ihren Kunden diese bisher hauptsächlich institutionellen Investoren vorbehaltene Assetklasse zugänglich zu machen. "Wir gehen davon aus, dass wir wirklich erst am Anfang einer langen Reise stehen", sagte Bizzozero gegenüber der Redaktion.

Auch er sieht eine zunehmende Notwendigkeit, dass Vermögensverwaltungen wie Privatbanken und Family Offices ihren Kunden geeignete Lösungen zur Verfügung stellen. Während Institutionelle nicht selten Größenordnungen von 20 Prozent ihres Vermögens in Privatmärkten veranlagen, hinken vermögende Privatpersonen mit weltweit deutlich unter fünf Prozent nach, so Bizzozero. Vermögende Privatkunden würden nicht zuletzt wegen der schrumpfenden Börsendynamik nach Renditechancen abseits des traditionellen Aktien-Anleihen-Mixes suchen: Seit rund zwei Jahrzehnten kommen immer weniger Firmen an die Börse und wenn, dann immer später. Ein bedeutender Teil der Investmentreturns wird also oft schon vor oder ganz ohne Going Public gemacht. 

Private-Markets-Einführung kein leichtes Unterfangen
Wer mit Privatbanken oder Wealth Managern spricht, die am Anfang ihrer Private-Markets-Strategie stehen, hört oft von hohen Erwartungen, aber auch von Frustration. Nicht immer entwickeln sich die Zuflüsse im erhofften Ausmaß (die Redaktion berichtete). Ein Hauptgrund, warum die privaten Investitionen oft nicht vom Fleck kommen, sei die hohe Skepsis bei Beratern in den Vermögensverwaltungen und die geringe Datenbasis, die dort zur Verfügung gestellt werde. "Man muss die Berater überzeugen und ausbilden. Da besteht eine große Korrelation zum Erfolg der Private-Equity-Pläne von Banken oder Wealth Managern", so Bizzozero.

iCapital, das ausschließlich im B2B-Bereich tätig ist, vernetzt Asset Manager und Vermögensverwalter (beziehungsweise deren Kunden) und bietet Services für beide Seiten an. Im Zentrum steht der Zugang zu Private-Markets-Fonds zu niedrigen Einstiegsschwellen und digitalen Abläufen. Zu den Leistungen gehören zum Beispiel Abwicklungstechnologien, Performance-Berichterstattung, Reporting, Analysen und Schulungsangebote für Berater oder juristische Angebote, wie die Umgestaltung von Fonds für die verschiedenen Jurisdiktionen. Relativ neu ist ein Marktplatz, über den Berater die individuellen Kundenvorgaben mit den am besten geeigneten Fonds matchen können und auf dem sich die Prozesse von der Datenanalyse bis zur Transaktionsabwicklung und der Kommunikation nahtlos abwickeln lassen. (eml)