Österreichs Banken erwarten Geschäftsminus
Während die Banken im deutschsprachigen Raum heuer wieder einen Zuwachs beim Geschäftsvolumen erwarten, gehen Österreichs Institute von einem Minus aus. Auch die Risikovorsorgen in Österreich wurden stärker gesteigert.
Österreichs Bankmanager rechnen für 2024 im Durchschnitt mit einem Minus beim Geschäftsvolumen von 0,5 Prozent. Das ergibt eine Befragung durch die Unternehmensberatung Horváth im deutschsprachigen Raum.
Die Einschätzungen divergieren zwar stark zwischen den Instituten. In der Gesamtheit ist die Stimmung in Österreich jedoch deutlich schlechter als im DACH-Raum: Insgesamt erwarten die Bankmanager in den deutschsprachigen Ländern heuer ein Umsatzplus von 1,9 Prozent, wie es in einer Mitteilung heißt. Auch das ist eine deutliche Abkühlung: Vor einem Jahr hatten die Verantwortlichen in der DACH-Region für 2024 noch ein Plus von über fünf Prozent prognostiziert.
Erwartungen zurückgeschraubt
Warum die Lage in Österreich unterdurchschnittlich ist, kann nicht abschließend beantwortet werden. Nach den Rekordergebnissen im Vorjahr hätten die Institute ihre Erwartungen zurückgeschraubt, wie es heißt. Die Stimmung sei insgesamt nicht pessimistisch, aber zurückhaltender.
Das Geschäft bleibt länderübergreifend schwieriger als in den vergangenen zwei Jahren. Zum einen weil Businesskunden aufgrund der herausfordernden konjunkturellen Lage bei Investitionen weiter zurückhaltend sind und zum anderen bei den privaten Baukrediten ebenfalls keine Kehrtwende zu erwarten ist. Zinsen und Immobilienpreise sind nach wie vor hoch, und auch die Regulierung sorgt dafür, dass Banken in diesem Umfeld bei der Kreditvergabe besonders vorsichtig sind.
Provisionsergebnis rückt in den Vordergrund
Wegen der eingeleiteten Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB) müssen die Banken außerdem mit einem weniger starken Zinsgeschäft rechnen. Rückgänge im Zinsgeschäft sollen durch Zuwächse im Provisionsgeschäft kompensiert werden, heißt es bei Horváth. Insbesondere würden die Banken daher in nächster Zeit den Vertrieb von Wertpapieren, Bausparen und Veranlagungsprodukten in den Vordergrund stellen.
Ihre Rückstellungen für die Risikoabsicherung haben die Banken im DACH-Raum im Vergleich zum Vorjahr um 6,4 Prozent erhöht. Auch hier liegt Österreich wieder deutlich über dem Durchschnitt: In Österreich stiegen laut den Angaben die Risikovorsorgen um knapp zehn Prozent.
Entspannung bei Fachkräftesuche
Etwas entspannt hat sich laut der Umfrage der Fachkräftemangel. Aufgrund der wackeligen konjunkturellen Lage würden Banken wieder eine sichere Alternative zu Start-ups darstellen. Der Stress bei der Talente-Akquise hat demnach abgenommen. Trotz des schwindenden Drucks erwarten die Bankmanager dieses Jahr jedoch erneut Lohnsteigerungen um fünf Prozent.
Für die Studie "Banken und Finanzdienstleister 2024" wurden 110 Geschäftsführer und Vorstände aus Banken und Finanzdienstleistern befragt, darunter 22 österreichische Bankmanager. (eml)