Man ist Kunde von Bank XY und sieht, dass es bei Bank AB gerade sehr gute Festgeldkonditionen gibt; ein weiteres Konto eröffnen, erscheint aber zu umständlich. Möglicherweise bietet aber Bank XY ihren Kunden künftig ohnehin das Festgeldangebot von Bank AB an. Dieses Open-Banking-Szenario ist zumindest einer der zwei Geschäftszweige der Hamburger Einlagenplattform Deposit Solutions.

Deposit Solutions baut derzeit Büros in mehreren europäischen Regionen auf, darunter Österreich. Dabei will Deposit Solutions nicht nur Institute für seine Open-Banking-Plattform gewinnen. Dem Vernehmen nach fischt das Unternehmen auch selbst verstärkt nach Kunden für den Direkt-Kanal Savedo.

Höhere Zinsen bei ausländischen Banken
"Wir investieren derzeit signifikant in unsere internationale Expansion, darunter auch in den Auf- und Ausbau im österreichischen Markt", sagte eine Sprecherin des Unternehmens zu FONDS professionell ONLINE. Konkrete Investitionssummen werden nicht bekannt gegeben. Das 2011 gegründete Fintech betreibt zum einen eine Open-Banking-Plattform für Einlagenprodukte und zum anderen die zwei Direkt-Kanäle Zinspilot (nur Deutschland) und Savedo.

Mit dem Direktkanal Savedo ist Deposit Solutions in Österreich bereits vertreten. Savedo vermittelt österreichischen Anlegern Einlagenprodukte aus europäischen Ländern, in denen Banken höhere Zinsen bieten, derzeit etwa Tschechien, Belgien oder Estland.

Mit österreichischen Banken im Gespräch
Außerdem wird auch die Open-Banking-Plattform in Österreich ausgebaut – die zweite Schiene von Deposit Solutions. Man arbeite hier "bereits seit geraumer Zeit mit der österreichischen Bank Austrian Anadi Bank zusammen". Anadi nimmt über die Open-Banking-Plattform Einlagen auf. "Wir werden in naher Zukunft weitere österreichische Banken an unsere Plattform anschließen, dafür sind wir mit zahlreichen österreichischen Banken im Gespräch", heißt es auf Anfrage.

Open Banking bedeutet, dass sich Institute an die Plattform anschließen und dann zum Beispiel eigenen Kunden Einlagenprodukte anderer Banken anbieten, oder sie werben selbst um Kundeneinlagen. Für die Kunden bringt das den Vorteil, dass sie eine größere Produktauswahl haben, ohne dass sie bei einer anderen Bank ein neues Konto eröffnen müssen. Nach Eigenangaben sind mehr als 50 Banken aus 16 Ländern an die Open-Banking-Plattform von Deposit Solutions angeschlossen.

Exenberger leitet Österreich-Expansion
Der österreichische Banken-Profi Roman Exenberger wird die Expansion leiten. Man habe sich zum Ziel gesetzt, "Open Banking zum neuen Standard für das Einlagengeschäft zu machen", so Exenberger. Außer in Österreich werden derzeit auch in Frankreich und Benelux, Zentral- und Osteuropa, Spanien und Portugal, Italien und Malta sowie den nordischen und baltischen Ländern neue Standorte eröffnet. In der Schweiz sowie in Großbritannien hat Deposit Solutions bereits lokale Managementteams etabliert.

Zahlen werden kaum weitergegeben. Nach Eigenangaben verfügt das Unternehmen jedenfalls über die beiden Direktkanäle Zinspilot und Savedo, wo Einlagenprodukte von Partnerbanken direkt an Sparer vertrieben werden, über 100.000 registrierte Kunden und mehr als vier Milliarden Euro an übermittelten Einlagen.

Zinspilot nur in Deutschland relevant
Deposit Solutions hatte seinen Konkurrenten Savedo erst 2017 übernommen. Savedo sei die Marke von Deposit Solutions außerhalb Deutschlands. Dieser Kanal werde auch in Österreich weiter ausgebaut, heißt es. Das Parallelangebot von Zinspilot dürfte demnach künftig international keine Rolle spielen. (eml)