OeNB warnt vor hohen Risiken aus Gewerbeimmobilienkrediten
Der österreichische Bankensektor zeigte sich 2024 trotz konjunktureller Schwäche und geopolitischer Risiken stabil. Allerdings machen die gewerblichen Immobilienkredite den Instituten zu schaffen.
Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) sieht die heimischen Banken in den zurzeit "konjunkturell sehr herausfordernden Zeiten" insgesamt gut aufgestellt. Bei der Immobilienfinanzierung besteht aber weiterhin erhebliche Skepsis. "Besondere aufsichtliche Aufmerksamkeit hat nach wie vor die gewerbliche Immobilienfinanzierung (Commercial Real Estate, CRE), wo sich die Risiken weiter verschärft haben", erklärte die OeNB anlässlich der Veröffentlichung ihres Financial Stability Reports Nr. 49. In diesem Segment gebe es mittlerweile nur noch ein schwaches Kreditwachstum, während die private Nachfrage nach Wohnimmobilienkrediten im Jahr 2024 um 71 Prozent anstieg.
Anstieg bei notleidenden Krediten
Generell trübe sich die Kreditqualität ein, vor allem bei Krediten an Unternehmen, erklärte Gouverneur Robert Holzmann bei einer Pressekonferenz. 40 Prozent aller Unternehmenskredite, die in Summe 311 Milliarden Euro ausmachen, entfielen Ende 2024 auf die Immobilien- und Baubranche. "Bei den Gewerbeimmobilien gab es zuletzt Themen", sagte Direktor Thomas Steiner. In einem vergleichsweise hohen Maß betroffen sind laut OeNB kleinere Banken.
Die inländischen Unternehmenskredite sind der Treiber für den Anstieg des Anteils notleidender Kredite (Non-Performing Loans, kurz NPL) auf drei Prozent des Gesamtkreditvolumens. 3,8 der 4,2 Milliarden Euro der 2024 verzeichneten zusätzlichen Kreditausfälle kommen aus dem Unternehmensbereich. Bei Wohnbaukrediten für Private ist die NPL-Quote nur sehr gering. "Hier machen sich die guten Vergabestandards der letzten Jahre bemerkbar", sagte Markus Schwaiger, Direktor der Hauptabteilung Finanzmarktstabilität und Bankenprüfung. Er meint, dass ohne diese Kriterien die Ausfälle höher gewesen wären.
Immobilienkredite sind belastend
Dennoch: Der Anstieg der NPL-Quote kommt primär aus der Immobilien- und Baubranche. "Mittlerweile stammt mehr als die Hälfte der notleidenden Kredite aus diesem Bereich. Hier haben wir also eine ganz besondere Dynamik", so Schwaiger. Vor allem die Projektfinanzierungen sind problembehaftet. Laut OeNB betrug Ende 2024 die NPL-Quote bei Gewerbeimmobilienprojekten 8,4 Prozent (inklusive gewerblicher Wohnbau). "Nahezu jeder zehnte Projektfinanzierungskredit im Bereich der Gewerbeimmobilien ist bereits ausgefallen", fasst Schwaiger zusammen. "Wir sind davon überzeugt, dass der Systemrisikopuffer für die Gewerbeimmobilienfinanzierung, den wir voriges Jahr im FSMG beschlossen haben, in der aktuellen Situation notwendiger ist denn je." Angesichts der erhöhten systemischen Risiken im Gewerbeimmobiliensektor wird ab Juli 2025 ein sektoraler Systemrisikopuffer für Banken in Höhe von zunächst einem Prozent eingeführt.
Die OeNB empfiehlt den Banken, sich auf strengere aufsichtliche Anforderungen für Gewerbeimmobilienkredite vorzubereiten und weiterhin nachhaltige Vergabestandards bei Immobilienkrediten sicherzustellen, auch wenn die bindenden Kreditvergabestandards aus der KIM-Verordnung Ende Juni 2025 auslaufen. (ae)