Oddo BHF kauft RBI-Einheit und eröffnet Niederlassung in Wien
Auch bei der Wiener Raiffeisen Bank International (RBI) sind im Nachklang von Mifid II das institutionelle Aktienresearch und der Produkthandel unter Margendruck geraten. Nun wurde das Geschäftsfeld an die Oddo BHF verkauft. Oddo startete diese Woche mit einer Wiener Zweigniederlassung.
Die deutsch-französische Finanzgruppe Oddo BHF hat das gesamte Equity-Sales- und Institutional-Equity-Research-Team der Wiener Raiffeisen Bank International (RBI) übernommen. Oddo BHF hat am Montag (3.2.) nach der Genehmigung durch die Finanzmarktaufsicht in Österreich eine eigene Zweigniederlassung eröffnet, in der das Ex-RBI-Personal nun tätig ist.
Rund 20 RBI-Vertriebs- und Analyse-Mitarbeiter sind gewechselt, wie ein Sprecher der in Wien börsenotierten Bank bestätigt. Zum Verkaufspreis der Einheit machte er keine Angaben. Raiffeisen kooperiert in den abgestoßenen Bereichen künftig mit Oddo. Die RBI habe aber keine Beteiligung an der neuen Gesellschaft, wie es heißt.
Schwieriges Geschäftsfeld ausgelagert
Institutionelle Kunden von Raiffeisen sollen zum einen im Rahmen der Zusammenarbeit künftig ein umfangreicheres Research bekommen. Sie erhalten nicht nur die Analysen von Raiffeisen Research, sondern eben auch jene des Oddo-Netzwerks. Dort arbeiten nach dem RBI-Deal insgesamt 80 Analysten. Zum anderen wird den Raiffeisenkunden im Aktienhandel die Oddo-Plattform eröffnet, über die Titel aus dem Primär- und Sekundärmarkt vertrieben werden. Nach Eigenangaben bietet diese Drehscheibe Zugang zu über 800 institutionellen Investoren in Europa und in den USA. Über die Plattform werden demnach die drittmeisten Aktientransaktionen in der Eurozone abgewickelt.
Aktienresearch und -handel durch die Banken erleben seit Jahren einen Niedergang. Als ein wesentlicher "Sargnagel" gilt die EU-Finanzmarktrichtlinie Mifid II, die seit 2018 eine Subventionierung von Analyseeinheiten aus dem Verkauf verbietet. Bis dahin war es üblich, dass Banken ihr Research den Kunden kostenlos anboten, in der Erwartung, dass diese sich Investmentideen holen und so wiederum den Handel beflügeln. Ein eigenes Mifid-konformes, bezahlpflichtiges Research gelingt nur wenigen. Parallel dazu erodieren im Equity Sales aufgrund der Digitalisierung des Aktienhandels schon länger die Einnahmen. Etliche Banken haben angesichts sinkender Erträge ihre Equity-Sales-Teams abgebaut und/oder sich aus dem Research zurückgezogen.
Oddo BHF als Konsolidierer
Genau auf diesen Trend hat sich Oddo BHF in den vergangenen Jahren konzentriert und ist in dem Markt als Konsolidierer aufgetreten. Der Zukauf der RBI-Einheit ist nur ein Schachzug unter vielen. Ähnliche Kooperationen gibt es mit Banken wie ABN Amro, BBVA, Commerzbank und Natixis.
Die Zweigniederlassung wird von Matthias Desmarais und Klaus della Torre geleitet. Vorerst gehe es ausschließlich um Equity Research und Sales. Angesprochen auf andere Tätigkeiten wie Asset oder Wealth Management sagte Desmarais, die DACH-Region sei ein strategischer Fokus von Oddo BHF. (eml)