Klimabezogene Investitionen werden weiter zunehmen – trotz des Gegenwindes, dem Initiativen wie "Net Zero Asset Managers" (NZAM) seit einiger Zeit ausgesetzt sind. Davon zeigen sich Gerrit Dubois, Spezialist für verantwortungsvolle Investments bei DPAM, und sein Kollege Ronald Van Steenweghen, der Rentenfonds des belgischen Investmenthauses managt, überzeugt.

Dubois und Van Steenweghen räumen ein, dass der Widerstand gegen Net-Zero-Initiativen wächst, die auf eine klimaneutrale Wirtschaft abzielen. Das gelte insbesondere für die Vereinigten Staaten, wo sich nach der Wiederwahl von US-Präsident Donald Trump zahlreiche Asset Manager von den NZAM-Verpflichtungen abgewendet haben. Mittlerweile hat das Klimabündnis deshalb sogar vorübergehend seine Arbeit eingestellt.

"Langfristige Klimaziele sind weiterhin von großer Bedeutung"
"In der politisierten US-Klimadebatte werden viele Argumente gegen 'Net Zero' ins Feld geführt. Sie lassen sich leicht widerlegen", meinen die beiden DPAM-Manager. So sei häufiger zu hören, die NZAM-Initiative stehe mit ihrem Vorrang für Klimaziele im Widerspruch zu treuhänderischen Pflichten, bei denen es primär um finanzielle Erträge geht. "Die NZAM-Verpflichtung ist eher langfristig als unmittelbar", betonen dagegen Dubois und Van Steenweghen. Asset Manager behielten die Flexibilität, den "Übergang in angemessenem Tempo zu vollziehen und treuhänderische Ertragsziele beizubehalten".

Auch das Argument, Klimaziele seien politischen Veränderungen ausgesetzt und für ein langfristiges Engagement daher ungeeignet, möchten sie entkräften. Die US-Regierung lehne Klimainitiativen zwar ab, aber gut zwei Dutzend US-Bundesstaaten unterstützten das Pariser Abkommen nach wie vor, betont das DPAM-Duo. "Langfristige Klimaziele sind für Unternehmen, Investoren und andere Interessengruppen daher weiterhin von großer Bedeutung."

"NZAM ist kein starrer Rahmen"
Ebenfalls wenig halten die Nachhaltigkeitsexperten von dem Argument, die NZAM-Initiative könne den Wettbewerb verzerren, weil sie Asset Managern ähnliche Anlagestrategien aufzwänge. "NZAM ist kein starrer Rahmen, sondern bietet Raum für individuelle Entscheidungen und unterschiedliche Ansätze", betonen sie. Die Initiative schränke den Wettbewerb nicht ein, sondern fördere eine branchenübergreifende Zusammenarbeit, die für den Übergang zu einer emissionsarmen Wirtschaft notwendig sei.

"Gesamtwirtschaftlich wird Nichtstun viel teurer als Handeln", sind Dubois und Van Steenweghen überzeugt. Sie verweisen auf Schätzungen von Blackrock, denen zufolge ein geordneter Übergang bis 2040 zu 25 Prozent mehr Wachstum führen würde als eine disruptive oder eine ausbleibende Anpassung. "Paradoxerweise" sei Blackrock selbst kürzlich aus der NZAM-Initiative ausgestiegen, so die beiden DPAM-Manager.

"Klimainvestitionen sind längst nicht am Ende"
Sie hoffen stattdessen, dass die Europäische Union die Lücke, die die USA hinterlassen, zumindest teilweise wird schließen können. "Solange die EU-Politik aufeinander abgestimmt ist, werden EU-Vorschriften und -Standards die globalen Märkte beeinflussen", meinen die Kapitalmarktprofis. "Die Klimaziele Europas haben bereits zu Maßnahmen wie dem verbesserten Emissionshandelssystem Chinas und zu globalen Taxonomien inspiriert."

Die EU halte an ihren Klimazielen fest, nehme aber Reformen an ihrer grünen Agenda vor, um die Transformation praxistauglicher zu gestalten. Dort wittern Dubois und Van Steenweghen durchaus Investmentchancen, sowohl mit Blick auf die Eindämmung der Erderwärmung als auch auf die Anpassung an die Klimakrise. "Klimainvestitionen sind längst nicht am Ende", meinen sie. "Es beginnt jedoch eine neue Phase des Pragmatismus, des Realismus und der profitablen, zielgerichteten Investmentchancen." (fp)