Alternative Investments an Privatanleger zu vermarkten, kommt in Mode. Doch der Trend birgt die Gefahr, dass unerfahrene Anbieter mittelmäßige Produkte an unaufgeklärte Privatanleger vertreiben. "Meine Sorge ist nun, dass viele Intermediäre auf den Zug aufspringen, ohne das notwendige Wissen und die Erfahrung vorweisen zu können, um Private Equity den Kunden auch erklären zu können", sagte Steffen Pauls, Gründer und Co-Chef der auf Private-Equity-Investments spezialisierten Gesellschaft Moonfare, im Gespräch mit FONDS professionell.

"Daneben könnten jetzt auch Asset Manager Produkte auflegen, die hier noch wenig bis kaum Kenntnisse gesammelt haben", führt Pauls aus. "Ich bin jedoch ein großer Freund von professionellen Spielern, die viel Erfahrung und klare Erfolge vorweisen können." Er erwarte ein massives Wachstum bei Private-Equity-Anlagen, "was im Grunde gut ist", betont Pauls. "Doch dies birgt ein immenses Risiko, dass es fehlerhaft umgesetzt wird."

ELITF-Vermarktung eingestellt
So würden zunehmend Produkte auf den Markt kommen, die für Privatinvestoren konzipiert worden seien und eine gewisse Handelbarkeit vorgeben. "Mit solchen halb liquiden Vehikeln investieren Sie aber nicht in die Flaggschifffonds von EQT oder KKR", mahnt Pauls. "Als Privatanleger stehen Sie also nicht Seite an Seite mit institutionellen Investoren." Moonfare bietet selbst über eine App Investments in alternative Anlagen an – und kooperiert mit Häusern wie Fidelity International, der Privatbank Berenberg in Deutschland oder der Kathrein Privatbank in Österreich.

Das Haus hatte zudem Private Equity über den Mantel eines European Long-Term Investment Fund (ELTIF) auf den Markt gebracht, den Vertrieb jedoch jüngst eingestellt. "Unsere Entscheidung basiert auf der Marktnachfrage, dem Feedback der Investoren und weiteren strategischen Überlegungen im Zusammenhang mit der Produktentwicklung", begründet Pauls den Schritt. Moonfare bleibe seinem Ziel treu, die Privatmärkte besser zugänglich zu machen. "Wir glauben jedoch, dass andere Strukturen wie unsere Feeder-Fonds oder Dachportfolios, die wiederum in mehrere Private-Equity-Fonds investieren, ein deutlich größeres Thema sein werden als der ELTIF."

Böse Überraschung
Auch den Weg, breit gestreut in Private Equity zu investieren, hält Pauls für bedenklich. "Einfach nur einen Index zu kaufen, wird die Anleger nicht glücklich machen", betont der Moonfare-Gründer. Weltweit gebe es etwa 5.000 Private-Equity-Fonds. "Wenn Sie von diesen die durchschnittliche Performance heranziehen, dann werden Sie eine böse Überraschung erleben." Anleger würden damit keine höhere Rendite erzielen als mit Aktienindizes wie dem S&P 500. "Die Identifizierung der wirklich besten Private-Equity-Fonds ist entscheidend für den Erfolg eines Investments", meint Pauls.

Er unterstreicht aber auch die Vorteile von alternativen Anlagen. "Wenn Sie Private Equity einem normalen Portfolio aus Aktien und Anleihen beifügen, kommt es zu zwei Effekten: Die Rendite steigt – und das Risiko sinkt", erläutert der Moonfare-Gründer. "Denn Sie bestücken das Portfolio mit einer Anlageklasse, die nicht hoch mit Aktien und Anleihen korreliert ist." Damit könnten Privatanleger ihre Asset Allocation professionalisieren.

Kein Verteilungskampf
Den angekündigten Eintritt des Branchenriesen Blackrock in das Feld der alternativen Investments sieht Pauls gelassen. "Ich bin zunächst einmal froh, dass das Thema Aufmerksamkeit erhält", so der Private-Equity-Mann. "Zudem erachte ich Blackrock nicht als Bedrohung." In den nächsten fünf Jahren werde Prognosen zufolge unterm Strich ein Vermögen in Höhe von 1,5 Billionen Euro in Private Equity fließen.

"Das Volumen ist so gigantisch, dass Blackrock oder andere Akteure nicht zu einer Herausforderung für uns werden." Hier bestehe kein Verteilungswettbewerb, "wo die Tomate mit der linken Hand gekauft und mit der rechten verkauft wird", so Pauls. Vielmehr werde ein völlig neuer Markt erschlossen. (ert)