Misstrauen an den Börsen wendet sich gegen Deutsche Bank
Die Furcht vor einer neuen Bankenkrise erschütterte die Märkte. Als jüngstes Opfer der Angst entpuppte sich die Aktie der Deutschen Bank. Die Papiere brachen zeitweise zweistellig ein. Doch zuletzt entspannte sich die Lage – auch weil sich für ein US-Kriseninstitut ein Käufer fand.
Nach dem Kollaps mehrerer US-Geldhäuser sowie der Notübernahme der Credit Suisse durch die Erzrivalin UBS war die Deutsche Bank in den Fokus geraten. Ende vergangener Woche kletterten die Kosten der Ausfallversicherungen (Credit Default Swaps, CDS) für das größte deutsche Geldhaus sprunghaft an. Am Freitag (24.3.) brach dann der Aktienkurs teilweise um 15 Prozent ein. Das Papier ging letztendlich mit einem Minus von 8,5 Prozent aus dem Handel.
Am Montagvormittag (27.3.) setzte hingegen eine Erholung ein. Die Aktie des Frankfurter Geldhauses notierte im frühen Handel zeitweise fast sechs Prozent im Plus. Auch andere Banktitel, deren Kurse am Freitag mit in den Keller gerauscht waren, erholten sich. Ein Grund für die Aufhellung dürfte die Nachricht gewesen sein, dass für das in Schieflage geratene Geldhaus Silicon Valley Bank (SVB) ein Käufer gefunden wurde.
Käufer gefunden
Die First Citizens Bank übernimmt Vermögenswerte in Form von Einlagen und Krediten im Volumen von etwa 72 Milliarden Dollar, wie die US-Einlagensicherung (FDIC) am Montag mitteilte. Das Institut bezahle dafür 16,5 Milliarden US-Dollar. Andere Vermögensbestandteile, vor allem Wertpapiere, bleiben unter der Kontrolle der FDIC. Bereits am Montag sollten 17 Filialen der Silicon Valley Bank als First Citizens öffnen.
"Die Entwicklung brachte dem angeschlagenen Bankensektor im frühen Handel eine gewisse Erleichterung", kommentierte Susannah Streeter vom britischen Finanzdienstleister Hargreaves Lansdown die Entwicklung. Auslöser der Turbulenzen war die Abwicklung des auf die Kryptobranche ausgerichteten US-Finanzkonzerns Silvergate Capital Anfang März. Daraufhin geriet die auf Start-up-Finanzierungen spezialisierte SVB ins Straucheln, ebenso wie die Signature Bank. Beide Institute wurden unter die Kontrolle der US-Einlagensicherung gestellt.
"Irrationaler Markt"
Die Schockwellen waren dann nach Europa übergeschlagen. Das Misstrauen der Investoren traf die in zahlreiche Skandale verwickelte und unter monatelangem Kundenschwund leidende Credit Suisse. Die Bank wurde in einer von der Schweizer Regierung orchestrierten Aktion von der heimischen Konkurrentin UBS übernommen. Staat und Notenbank flankierten den Deal mit umfassenden Garantien.
In der Folge drohte auch ein Überschwappen auf die Deutsche Bank, die einst wie die Credit Suisse in Skandale verwickelt war. Zahlreiche Analysten, auch gegenüber dem Institut durchaus kritisch eingestellte, sehen das Misstrauen gegen das größte deutsche Geldhaus aber als nicht fundamental gerechtfertigt. "Die Deutsche Bank ist nicht die nächste Credit Suisse", meinen etwa die Experten des Analysehauses Autonomous Research. Die Analysten der Citigroup ergänzten: "Wir halten dies für einen irrationalen Markt."
Politiker betonen Stabilität
Auch die Politik hatte sich um eine Beruhigung der Finanzmärkte bemüht. "Das Bankensystem ist stabil in Europa", hatte der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz am Freitag beim EU-Gipfel in Brüssel betont. Die europäische Bankenaufsicht und das Finanzsystem stünden robust und stabil da, und die europäischen Banken hätten eine widerstandsfähige Kapitalausstattung. Der französische Präsident Emmanuel Macron ergänzte: "Das Fundament ist gesund." (ert)
Kommentare
Bankenkrise Deutsche Bank
AntwortenDie Politik versucht ganz lässig von der Fragilität des Bankensystems abzulenken und verweist im Gegenteil auf die gute Stabilität. Doch was ist das tatsächlich wert ? Der Einlagensicherungsfonds beträgt ca. 10 Milliarden € , denke allein die Kundeneinlagen bei der Deutschen Bank dürften dies übertreffen. Also ein Tropfen auf den Heißen Stein ? Etwas ganz anderes nämlich das SAG - Gesetz mit 176 §§ steht aber seit 2015 diesbezüglich im Raum. DAs System Abwicklungsgesetz kurz SAG . In § 89 ist geregelt wie man als systemrelevante Bank in Abstimmung mit der Bafin reagieren kann. Das bedeutet, die Bank kann Aktien zum Nennwert null € an die Gläubiger ausgeben und somit ihre Verpflichtungen bedienen. Eine spätere Rückforderung durch die "unfreiwilligen Spenden" ist nicht zulässig. Sehr Charmant ist auch § 5 SAG So steht es im Gesetz, das ist der wahre Grund warum überall den " Unwissenden" Kunden eine angeblich solide Geschichte vorgegaukelt wird. Im Übrigen gibt es den § 314 im VAG ebenfalls, der als Blaupause für § 89 SAG herangezogen wurde. Gar keine heile Welt im Bankensektor, sondern Lug und Trug ! Uwe Hummel Finanzanlagenfachmann
uwe.heinz.hummel@t-online.de am 27.03.23 um 15:15